Montag, 26. März 2018
DAS ist Vernunft.
Der Charakter der Vernünftigkeit besteht darin, dass der Handelnde und das Behandelte Eins sei und eben- dasselbe; und durch diese Beschreibung ist der Umkreis der Vernunft als solcher erschöpft. -
Der Sprachgebrauch hat diesen erhabenen Begriff für diejenigen, die desselben fähig sind, d. h. diejenigen, die der Abstraktion von ihrem eigenen Ich fähig sind, in dem Wort Ich niedergelegt; darum ist die Vernunft überhaupt durch die Ichheit chrakterisiert worden. Was für ein vernünftiges Wesen da ist, ist in ihm da; aber es ist nichts in ihm, außer infolge eines Handelns auf sich selbst: was es anschaut, schaut es in sich selbst an; aber es ist in ihm nichts anzuschauen, als sein Handeln: und das Ich ist nichts anderes, als sein Handeln auf sich selbst.*
*) Ich möchte nicht einmal sagen: ein Handelndes, um nicht die Vorstellung eines Substrats, in welchem die Kraft eingewickelt läge, zu veranlassen.- Man hat unter anderen [sic] gegen die Wissenschaftslehre so argumentiert, als ob sie ein Ich als ohne ein Zutun des Ich vorhandenes Substrat (ein Ding, als Ding an sich) der Philosophie zu Grunde legte. ... / Diese Leute können ohne Substrat einmal nichts anfangen, weil es ihnen unmöglich ist, sich von dem Gesichtspunkte der gemeinen Erfahrung auf den Gesichtspunkt der Philosophie zu erheben.
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Grundlage der Naturrechts... Einleitung, SW III, S. 1f.
Nota. - In den Einleitungen zum Naturrecht und zur Sittenlehre "nach Prinzipien der Wissenschaftslehre" gibt Fichte programmgemäß ein Darstellung... ebendieser Prinzipien der Wissenschaftslehre. Sie können und sollen natürlich auch nicht das Studium der Wissenschaftslehre ersetzen, denn was hier als Ergebnis der Reflexion zusammengefasst ist, wird dort erst hervorgebracht. Wie gut oder schlecht diese Arbeit gelang, wird man beur- teilen müssen, indem man sie selber mitvollzieht, und nicht danach, ob einem das Ergebnis zupass kommt oder nicht.
Ein Juwel sind diese Einleitung trotzdem, nämlich als Metatext: als Anleitung, wie es zu verstehen ist, wenn die Darstellung selbst im öffentlichen Urteil nicht so eindeutig erscheint, wie es dem Autor vorkam; und gelegent- lich wird er verleitet, seinen Ausdruck zu größerer Klarheit zu verdeutlichen. Die Einleitungen mögen in der philosophische Debatte als Argument nicht gut taugen; aber als Interpretationsanleitung sind sie Gold wert.
Dies alles vorweg, um bloß zu sagen: Damit, dass der Handelnde und das Behandelte eins sind, ist der Umkreis der Vernunft erschöpft. Nicht ein bisschen, weitgehend, ziemlich, sondern - erschöpft. Indes ist zwar kein Träger oder Vehikel, aber doch immerhin eine "Kraft" mit vorausgesetzt. Aber die ist ohne alle Bestimmung, denn ihre Bestimmung wird es ja sein, sich selber zu bestimmen.
So hat er's gesagt und so hat er's geschrieben. Dass ihm dabei jederzeit noch diese oder jene Nebenvorstellung mit hineingespielt hat, mag ja sein; wäre aber eine Inkonsequenz, die er hätte ausräumen sollen. Stattdessen hat er darauf dann seine Rückwendung zum Dogmatismus gegründet.
JE
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