Montag, 7. Dezember 2015

Anschauung ist blind.



Das Ich verliert sich selbst im Objekte der Anschauung in der Anschauung [sic]. Oder, wie Kant sagt: die Anschauung ist blind. Sonach in der Anschauung schwebt mir etwas unmittelbar vor; ich frage nicht, woher es komme. Das Objekt ist einmal da und ist schlechthin da. Dem Anschauen wird es so, nun kommt das Anschauen nicht zum Bewusstsein, mithin ist das Objekt auf dem gemeinen Standpunkt unmittelbar da. So kommt das Objekt ursprünglich im Bewusstsein vor. Eine Philosophie, die dies leugnet, ist grundlos.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982,  S. 83


Nota. - Natürlich ist Anschauung überhaupt nicht an sich 'blind'. Wie Wissenschaftslehre ist keine statische, dog-matische Konstruktion aus Begriffen, sondern ein dynamische Darstellung der Entwicklung von Vorstellungen. Gegenüber der elementaren Realität des 'Gefühls' ist die Anschauung nicht blind, sondern erscheint der Refle-xion als 'Bild': etwas Sichtbares. Blind ist sie im Vergleich zur nächsthöheren Reflexionsstufe, dem Begriff.
JE



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