André Kertész, 1929
Die soeben beschriebene... Philosophie steht auf dem transzendentalen Standpunkt und sieht von diesem auf den gemeinen Gesichtspunkt herab; das ist das Wesen der transzendentalen Philosophie, dass sie nicht will Denkart im Leben werden, sondern zusieht einem Ich, welches im Leben ein Denksystem zustandebringt, sie schafft selbst nichts. Dieses Ich steht auf dem gemeinen Standpunkt. ...
Der Mensch kann sich auf den transzendentalen Standpunkt
erheben nicht als Mensch, sondern als spekulativer Wissenschaftler. Es
entsteht für die Philosophie selbst ein Anstoß, in ihr ihre eigene Möglichkeit
zu erklären. Was gibts für einen Übergang zwischen beiden Gesichtspunkten; -
Frage über die Möglichkeit der Philosophie. Beide Gesichtspunkte sind sich ja
gerade entgegengesetztes. Gibts nicht ein Mittleres, so ist nach unsern eignen
Grund- sätzen kein Mittel, zu ihm über/zugehen.
Es ist faktisch bewiesen, dass es so ein Mittleres gibt zwischen der transzendentalen und der
gemeinen Ansicht: dieser Mittelpunkt ist die Ästhetik.
Auf dem gemeinen Gesichts- punkt erscheint die
Welt als gegeben, auf dem transzendentalen [als] gemacht (alles in mir), auf
dem ästhetischen erscheint sie als gegeben so als ob wir sie gemacht hätten und wie wir selbst
sie machen würden. [vide
Sittenlehre, von den Pflichten des ästhetischen Künstlers]
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Wissenschaftslehre
nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982, S. 243f.
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