Donnerstag, 4. September 2014

Das Anschauen ist, im Gegensatz zum Gefühl, Tätigkeit,


Peder Mørk Mønsted 

Ich fühle in dem Anschauen mich bloß tätig; das dem Anschauen Entgegengesetzte muss außer mir gesetzt werden und wird sonach zum NichtIch, zu einem nur Begrenzenden. Dass es ein NichtIch sei, sehen wir hier nur von dem philosophischen Gesichtspunkte, es ist bloß ein Begrenzendes. Das Ich ist nicht aus sich herausgegangen. Meine eigene Beschränktheit ist es, welche angeschaut wird, aber sie wird nicht angeschaut als die meinige, sie wird nicht auf mich bezogen. Ich bin das gefühlte Subjekt der Anschauung, und qualis talis (als solches) tätig; die Beschränktheit ist es, wodurch die ideale Tätigkeit[,] ideale Tätigkeit wird.

In der Anschauung bin ich nicht das Angeschaute, nicht das Objekt derselben. Das Anschauen [ist,] im Gegensatz mit dem Gefühle[,] Tätigkeit. Mit dem Anschauen ist Selbstgefühl verknüpft. Im Anschauen fühle ich mich als tätig; was ist nun das Objekt? Es ist nichts anderes als das Gefühl selbst, das Gefühl meiner Beschränkheit, aber diese Begrenztheit wird nicht gesetzt als die meinige. Das Objekt wird gesetzt als außer mir, NichtIch, es ist entg/gengesetzt dem Ich, aber auf dieses Entgegengesetzte wird nicht gemerkt, es wird nicht auf mich bezogen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982, S. 81f.

[Rechtschreibung angepasst]




1 Kommentar:

  1. Das Anschauen ist eine Tätigkeit, weil das Auge fokussieren muss und das Gehirn den Photonenbeschuß der Netzhaut in aus der Erfahrung gelernte Bilder übersetzen muss.
    Das Gefühl ist eine Tätigkeit, weil Synapsen in Ableitung äußerer Reize interagieren müssen, um aus der Erfahrung erlernte Zustände des Befindens anzuregen.
    Diese beiden Tätigkeitsfelder verschmelzen an der Pinselspitze des Malers zu einer farborchestralen Niederschrift der aktuellen subjektiven Situation.

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