Samstag, 27. September 2014

Der Übergang von einem begrenzten zu einem minder begrenzten Zustand.



Keinesweges bewusst sind wir uns des Zusammenhanges zwischen unserem Wollen und der Empfindung der Realität des Gewollten. - Unserer Behauptung zufolge soll unser Wille die Ursache dieser Realität sein. Wie mag das zugehen? Oder wenn wir, wie es sich gebührt, die Frage transzendental ausdrücken: wie mögen wir dazu kommen, diese sonderbare Harmonie zwischen einem Zweckbegriffe und einem wirklichen Objekte außer uns anzunehmen, deren Grund keines/weges im letzteren, sondern im ersteren liegen soll? - Dass ich die Frage selbst durch Entgegensetzung deutlicher mache. Der Erkenntnisbegriff soll sein ein Nachbild von etwas außer uns; der Zweckbegriff ein Vorbild für erwas außer uns. Gleichwie dort billigerweise die Frage entsteht nach dem Grunde, nicht der Harmonie an sich - denn diese hätte keinen Sinn, indem Einheit und Harmonie zwischen Entgegengesetzten nur insofern ist, inwiefern sie gedacht wird durch eine Intelligenz -, sondern der Annahme einer solche Harmonie des Begriffes als zweitem, mit dem Ding als erstem; so wird hier umgekehrt gefragt nach dem Grunde der Annahme einer Harmonie des Dinges als zweitem mit dem Begriff als erstem.

Dort wurde die Frage beantwortet: beide sind Eins und ebendasselbe; nur angesehen von verschiedenen Seiten: der Begriff, wenn er nur ein der Vernunft notwendiger ist, ist selbst das Ding, und das Ding nichts anderes als der notwendige Begriff von ihm. Wie, wenn wir hier eine ähnliche Antwort erhielten - und dasjenige, was wir außer uns hervorgebracht zu haben glauben, nichts anderes wäre als unser Zwckbegriff selbst, angesehen von einer gewissen Seite; nur dass diese Harmonie unter einer gewissen Bedingung stattfände, und wir von dem, was unter dieser Bedingung steht, sagten: dieses können wir; von dem, was nicht darunbtersteht, sagten: diese können wir nicht?

Was ich tun soll, ist, wenn es wirklich wird, Objekt einer Empfindung. Es muss danach ein bestimmtes Gefühl vorhanden sein, zufolge dessen es gesetzt wird, da alle Realität für mich nur unter dieser Bedingung stattfindet. Mein Wollen wäre sonach in diesem Falle von einem auf das Gewollte sich beziehendes Gefühle begleitet; durch welche Ansicht wir soviel gewinnnen, dass die Sphäre unserer Untersuchung lediglich in das Ich fällt; wir nur von dem zu reden haben, was in uns selbst vorgeht, keineswegs von dem, was außer uns vorgehen soll.

Gefühl ist immer der Ausdruck unserer Begrenztheit; sonach auch hier. Nun ist in unserm Falle insbesonderne ein Übergang von einem Gefühle, bezogen auf das Objekt, wie es /  ohne unser Zutun sein sollte, zu einem anderen Gefühle, bezogen auf dasselbe Objekt, wie es durch unsere Wirksamkeit modifiziert sein soll. Es ist sonach, da das letztere Produkt unserer Freiheit sein soll, ein Übergang aus einem begrenzten zu einem minder begrenzten Zustande.

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System der Sittenlehre..., SW IV, S. 70ff.




Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE     

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