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Samstag, 26. September 2015

Das unmittelbare Bewusstsein.



Das Bewusstsein des Handelnden und des Handelns war eins, durch unmittelbares Bewusstsein. In und mit dem Denken wurde ich mir des Denkens bewusst, das heißt ich setze mich als [im] Denken handelnd. Also auch in diesem Bewusstsein setze ich mich selbst als Subjekt und Objekt dasselbe [sic], und dadurch erhielten wir das unmittelbare Bewusst-/sein, das wir suchten. Ich setze mich schlechthin. Ein solches Bewusstsein ist Anschauung, und Anschauung ist ein sich-selbst-Setzen als solches, kein bloßes Setzen.

Alles Vorstellen ist ein sich Setzen. Vom Ich geht alles aus. Das Ich ist kein Bestandteil der Vorstellung, sondern vom Ich geht alle Vorstellung aus. Alles mögliche Bewusstsein setzt das unmittelbare Bewusstsein voraus und ist außer dem nicht zu begreifen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 33f.


Nota. - Das unmittelbare Bewusstsein ist eines, das die Wissenschaftslehre vorfindet. Es ist das Ich selber, das die Wissenschaftslehre konstruiert – eben weil es im unmittelbare Bewusstsein nicht vorkommt; so auch die Unter-scheidung von realem und idealem Handeln.
JE 








Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE 

Samstag, 16. April 2016

Soll aber das Ich Objekt des Bewusstseins werden?



Nun fragt es sich: Ist unser bisheriges Räsonnement eine Deduktion, oder ist wieder etwas vorausgesetzt worden, wie im vorigen Paragraphen? Ist es erwiesen, dass mit dem Ich ein NichtIch vereinigt werden müsse? Oder haben wir wieder etwas vorausgesetzt, und welches könnte das Vorausgesetzte sein?

Durch das Reflexionsgesetz des Entgegensetzens sind wir darauf gekommen, dieses haben wir in der Anschauung nachgewiesen. Dies könnte also das Vorausgesetzte nicht sein. Die Voraussetzung liegt darin: Wir sind ausgegangen von dem Gedanken, wenn das Ich selbst wieder Objekt unseres Bewusstseins sein soll, so folgt, dass ein NichtIch gesetzt werden muss. Aber soll denn das Ich Objekt des Bewusstseins werden? Dies ist nicht bewiesen.

Im vorigen Paragraphen wurde bewiesen, dass allem Bewusstsein unmittelbares Bewusstsein vorausgehen müsse; aber dies ist nie ein Objektives, sondern immer das Subjektive in allem Bewusstsein. Das Bewusstsein, aus dem wir jetzt argumentiert haben, ist nicht unmittelbar, es ist Repräsentation des unmittelbaren, aber es selbst nicht. Das unmittelbare ist Idee und kommt nicht zu Bewusstsein. Das erste Denken des Ich war ein freies Handeln, aber daraus folgt kein notwendiges. Das Bewusstsein des Ich ist nicht ohne Bewusstsein des NichtIch, dies ist bewiesen. Nun können wir zwar postulieren, aber dann müssten wir es auch als Postulat ankündigen; es würde dann Teil des vorausgesetzten Grundsatzes. Ob es notwendig sei, so zu postulieren, werden wir sehen, wenn wir höher steigen. Wir haben weder erwiesen noch bewiesen ein NichtIch, sondern wir hätten bewiesen ein Wechselverhältnis zwischen Ich und NichtIch.

4) Wir haben nun die gegenwärtige Synthesis mit der vorigen zu vergleich und an die Kette anzuknüpfen:

Im vorigen Paragraphen wurde bemerkt, dass man Tätigkeit nicht setzen könne, ohne ihr Ruhe entgegenzusetzen; hier: dass man keine bestimmte Tätigkeit setzen könne, ohne ihr eine bestimmbare entgegenzusetzen. Also das Verfahren in beiden, worauf es ankommt, um vom einen zum andren überzugehen, war in beiden Untersuchungen dasselbe. Die gegenwärtig deduziert Handlung ist mit der vorigen dasselbe, wir lernen sie nur besser kennen. Ist sie dasselbe, so muss auch das, worauf übergegangen wird, dasselbe sein, also Ruhe und Bestimmbarkeit muss dasselbe sein, sie muss in ihr enthalten sein, denn eben wenn eine Tätigkeit als solche noch bloß bestimmbar ist, hat sie den Charakter der Ruhe und ist keine Tätigkeit. Vermögen ist nicht Handlung, sondern das, wodurch Handlung erst möglich wird. Dadurch, dass Tätigkeit begriffen wird, wird sie zum Begriff. [Nota. – Tätigkeit außerhalb der Zeit, jenseits des Verlaufs; d. h. als abgeschlossen betrachtet.JE]

Man könnte auch umgekehrt sagen: So ists mit der Bestimmbarkeit. Nur ist hier die Bemerkung zu machen, dieser Begriff ist nur Begriff in Beziehung auf die Anschauung des Ich, in Beziehung auf das NichtIch ist sie selber Anschauung. In der Anschauung ist die Tätigkeit in Aktion, im Begriff nicht, sondern das ist sie bloßes Vermögen. Wird aber diese Tätigkeit im Begriff bezogen auf das NichtIch, so ist sie Anschauung. Wir dürften sonach zwei Anschauungen bekommen, innere und äußere; intellektuelle und eine andere, die sich auf das NichtIch bezieht.

In diesem Zustande des Gemüts, den wir jetzt betrachten, gibt’s zwei abgesonderte Hälften, die eine ist die des Beabsichtigten, die andere die des notwendig Gefundenen, welches wir nennen wollen das Gegebne. Die Absicht war, eine Tätigkeit zu setzen, und es wurde Ruhe mitgefunden. Die Absicht war ferner, eine bestimmte Tätigkeit zu setzen, und es wurde ein bestimmbare mitgefunden. In der ersten Sphäre ist zweierlei enthalten: erstens in sich zurückgehende wirkliche Tätigkeit = A; zweitens, was durch diese was durch diese Tätigkeit zu Stande gekommen ist = B. In der gegebenen [Sphäre] liegt abermals zweierlei: erstens bestimmbare Tätigkeit (id est bestimmbar zum wirklichen Handeln, denn in anderer Rücksicht mag sie selbst wieder bestimmbar sein) = C. Zweitens das durch diese bestimmte Tätigkeit hervorgebrachte / NichtIch = D.

Dies untersuchen  wir nach der oben vorgetragenen Lehre von der Anschauung und Begriff.

Alles Bewusstsein geht aus von dem oben angezeigten unmittelbare Bewusstsein (§1). Das durch und in diesem Bewusstsein sich selbst Setzende = A ist eine von uns, die wir philosophieren, mit Freiheit der Willkür hervorgebrachte Repräsentation des unmittelbaren Bewusstseins. (Das unmittelbare Bewusstsein ist in allem Bewusstsein das Bewusstseiende, aber nicht das, dessen man sich bewusst ist, das Auge sieht hier das Sehen des Auges). Die Repräsentation brachten wir hervor mit Willkür. Wir hätten auch von etwas anderem reden können; so haben wir zur Seite liegen lassen, ob es nicht in anderer Rücksicht mit Notwendigkeit repräsentiert werden könne. – Diese A, dieses Zuschauen des sich Setzens, ist Anschauung, und zwar innere, intellektuelle Anschauung. –
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Wissenschaftslehre nova methodo, S. 39f.


Nota. - "Dieser Begriff ist nur Begriff in Beziehung auf die Anschauung des Ich, in Beziehung auf das NichtIch ist sie selber Anschauung." Ein Begriff ist nicht an sich ein solcher; sondern stets nur im Verhältnis zu einem Angeschauten, zu dem er sich verhält.
JE 



Nota II. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. 

Mittwoch, 19. September 2018

Das unmittelbare Bewusstsein meiner selbst.

Dirck van Baburen, Lockere Gesellschaft

Alles Bewusstseyn ist bedingt durch das unmittelbare Bewusstseyn unserer selbst.
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Versuch einere neuen Darstellung der Wissenschaftslehre,
Überschrift zums Ersten Kapitel, SW Bd. I, S. 522


Nota I. - Dies nur, um zu erinnern: So transzendental das abolute Ich auch sei - wenn überhaupt, kommt es nur durch ein Handeln wirklich lebender menschlicher Individuen zustande. Elementarer ist nichts.
30. 3. 14.

Nota II. - Ausgangspunkt des tatsächlichen Bewusstseins - nicht der Wissenschaftslehre! - ist das Faktum des unmittelbaren Bewusstseins meiner selbst. Es ist gegeben vor aller Reflexion. "Das unmittelbare Bewusstsein ist gar kein Bewusstsein, es ist ein dumpfes sich selbst Setzen, aus dem nichts herausgeht; eine Anschauung, ohne dass angeschaut würde." Nova methodo, S. 49 

'Die Frage, wie kommt das Ich dazu, aus dem unmittelbaren Bewusstsein herauszugehen und sich das Bewusst- sein zu bilden', stellt sich dem realen Individuum nicht, sondern nur dem Philosophen: "Soll das Ich sein, so muss das unmittelbare Bewusstsein wieder gesetzt werden durch absolute Freiheit. Dieses vor sich Hinstellen durch absolute Freiheit ist frei; aber unter der Bedingung, dass das Ich sein soll, ists notwendig." ebd. Hat ein Ich sich als ein solches gesetzt, so durch Anschauung des 'unmittelbaren Bewusstseins'. "Das Ideale ist das Sub- jektive beim Praktischen, das dem Praktischen Zusehende, und da für das Ich nur etwas ist, in wie fern es zu- sieht, so ist auch nur durch die ideale Tätigkeit etwas für das Ich da." ebd

Das 'unmittelbare Bewusstsein meiner selbst' ist ein Faktum, gesetzt durch reale Tätigkeit, und also noch kein Bewusst sein. Dazu wird es durch die ideale Tätigkeit des Anschauens.

('Das Praktische', nämlich Tätigkeit, ist der alleinige Gegenstand der Wissenschaftslehre: für sie ist es Objekt und objektiv, und insofern ist es 'real'. Sofern 'das Praktische' sich selbst zusieht, wird es 'ideal' und subjektiv.) 
JE

Montag, 1. August 2016

Anschauung wird Begriff, Begriff wird Anschauung.




Dies untersuchen wir nach der oben vorgetragenen Lehre von der Anschauung und Begriff.

Alles Bewusstsein geht aus von dem oben angezeigten unmittelbare Bewusstsein (§1). Das durch und in diesem Bewusstsein sich selbst Setzende = A ist eine von uns, die wir philosophieren, mit Freiheit der Willkür hervor-gebrachte Repräsentation des unmittelbaren Bewusstseins. (Das unmittelbare Bewusstsein ist in allem Bewusst-sein das Bewusstseiende, aber nicht das, dessen man sich bewusst ist, das Auge sieht hier das Sehen des Auges). Die Repräsentation brachten wir hervor mit Willkür. Wir hätten auch von etwas anderem reden können; so haben wir zur Seite liegen lassen, ob es nicht in anderer Rücksicht mit Notwendigkeit repräsentiert werden könne. – Dieses A, dieses Zuschauen des sich Setzens, ist Anschauung, und zwar innere, intellektuelle Anschau-ung. – 

Schon im ersten Paragraphen fanden wir, dass keine Anschauung, also auch die Anschauung A nicht, möglich ist ohne Begriff. Welcher Begriff muss mit der Anschauung A verknüpft werden? Etwa der beabsichtigte B? Offenbar nicht, denn der, den wir suchen, muss im Gegebenen liegen, dieser Begriff wäre sonach der, durch den die Anschauung A bedingt wird = C, das Bestimmbare oder ruhende Tätigkeit. Also C ist in  Beziehung auf die Anschauung A der Begriff, der sie bedingt.

Dieser Begriff C ist nun in anderer Beziehung auch Anschauung zu nennen. Er ist das unmittelbare Bewusstsein selbst, das nicht angeschaut, sondern begriffen wird; nicht als Tätigkeit, sondern als Ruhe. Dieser Begriff ist das in der Anschauung A Nachgemachte. (Alles Anschauen ist ein Nachbilden.) Dieser Begriff ist der unmittelbare und höchste, gegründet auf die intellektuelle Anschauung, die als solche nie Objekt des Bewusstseins wird; aber wohl als Begriff, in diesem Begriff und vermittelst dieses Begriffes findet das Ich sich selbst und erscheint sich als gegeben.

Ich kann mich nicht anders begreifen denn als Ich, das heißt als sich selbst Setzendes, also als Anschauendes. Jener Begriff ist also der Begriff eines Anschauens und in dieser Rücksicht selbst Anschauung zu nennen. Das Ich ist sich selbst setzend (ein sich selbst setzendes Auge), und als solches wird / es begriffen, also begriffen als Anschauung. C ist Begriff in Beziehung auf A, Anschauung in Beziehung auf ein mögliches x. Ich finde mich anschauend als anschauend Etwas x. (Die innere und äußere Anschauung ist bei Kant nur sinnlich, das Ich erscheint bei ihm nur als bestimmt, bei mir aber als bestimmend.)

Im vorigen Paragraphen war C nur Begriff, hier ist es Begriff und Anschauung. In der Folge wird es Anschauung sein; es kann Verschiedenes bedeuten, je nachdem es in verschiedenem Verhältnisse gesetzt wird.
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Wissenschaftslehre nova methodo, 
Hamburg 1982, S. 40f.



Nota. - Fichte hat den Ausdruck Dialektik nie für seine Methode in Anspruch genommen, und sein Nachfolger auf dem Berliner Lehrstuhl, der ihn zum Arkanum seines totalitären Systems machte, hat aus Fichtes 'analytisch-synthetischer Methode' gerade das entfernt, was den Ausdruck Dia lektik rechtfertigen könnte: das treibende Moment des schlechterdings wollenden Subjekts, und an seine Stelle die 'Selbstbewegung des Begriffs' gesetzt - der zwar hier in dieser, dort in jener Bestimmung 'erscheint', aber doch immer er selber, immer Begriff bleibt; immer Objektivum. 

In einer rationellen Dialektik tritt der Begriff dagegen stets nur als eine Vorstellungsweise des wollenden Subjekts auf, so wie die Anschauung auch, und wenn sie miteinander 'die Stelle wechseln' können, so nur, weil jenes seine Stellung wechselt.
JE



Nota - Obige Bilder gehören mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

Samstag, 30. Juli 2016

Ein Selbstaffizieren des Ich.


Lysippos, Apoxyomenos

C. Unvermerkt haben wir das oben Angezeigte; nämlich das unmittelbare Bewusstsein ist gar kein Bewusstsein, es ist ein dumpfes sich selbst Setzen, aus dem nichts herausgeht; eine Anschauung, ohne dass angeschaut würde. Die Frage, wie kommt das Ich dazu, aus dem unmittelbaren Bewusstsein herauszugehen und sich das Bewusstsein zu bilden, ist hier beantwortet. Soll das Ich sein, so muss das unmittelbare Bewusstsein wieder gesetzt werden durch absolute Freiheit. Dieses vor sich Hinstellen durch absolute Freiheit ist frei; aber unter der Bedingung, dass das Ich sein soll, ists notwendig.

Die ideale Tätigkeit wäre sonach Produkt des praktischen Vermögens, und das praktische Vermögen wäre der Existenzialgrund der idealen [Tätigkeit]. Man denke sich beide aber ja nicht abgesondert. Das Ideale ist das Subjektive beim Praktischen, das dem Praktischen Zusehende, und da für das Ich nur etwas ist, in wie fern es zusieht, so ist auch nur durch die ideale Tätigkeit etwas für das Ich da.

Ich affiziere mich selbst, ich, der realiter Tätige. Ich bin unbestimmt, ich werde bestimmt, ich werde bestimmt [sic] ich mache mich dazu, ich fasse und ergreife mich realiter; dieses Affizieren ist, weil es ein sich selbst affizierendes [sic] Ich ist, mit der idealen Tätigkeit, mit dem Anschauen, kurz mit dem Bewusstsein begleitet. Dieses Bewusstsein wird eben darum, weil es ein Bewusstsein ist, zur Anschauung seiner selbst.
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Wissenschaftslehre nova methodo, S. 48



Nota. - Allein Tätigkeit ist real, und reale Tätigkeit ist immer eine und diese - sie 'zerfällt' nicht in einen realen und einen idealen Teil. Vielmehr ist das Ich zunächst sozusagen erst ein halbes, es muss sich tätig verdoppeln, um Eins zu werden, es hinkt gewissermaßen noch auf einem Bein und stolpert; und muss ein zweites Mal auf-treten. (Lachen Sie nicht; hier geht es nicht um Begriffe, sondern um Anschauungen. In affizieren steckt lat. facere, machen, das muss man sich ganz sinnlich vorstellen.)
JE



Sonntag, 1. Mai 2016

Die Tätigkeit des Ich ist an sich für sich.



C. Unvermerkt haben wir das oben Angezeigte; nämlich das unmittelbare Bewusstsein ist gar kein Bewusstsein, es ist ein dumpfes sich selbst Setzen, aus dem nichts herausgeht; eine Anschauung, ohne dass angeschaut würde. Die Frage, wie kommt das Ich dazu, aus dem unmittelbaren Bewusstsein herauszugehen und sich das Bewusstsein zu bilden, ist hier beantwortet. Soll das Ich sein, so muss das unmittelbare Bewusstsein wieder gesetzt werden durch absolute Freiheit. Dieses vor sich Hinstellen durch absolute Freiheit ist frei; aber unter der Bedingung, dass das Ich sein soll, ists notwendig.

Die ideale Tätigkeit wäre sonach Produkt des praktischen Vermögens, und das praktische Vermögen wäre der Existenzialgrund der idealen [Tätigkeit]. Man denke sich beide aber ja nicht abgesondert. Das Ideale ist das Subjektive beim Praktischen, das dem Praktischen Zusehende, und da für das Ich nur etwas ist, in wie fern es zusieht, so ist auch nur durch die ideale Tätigkeit etwas für das Ich da.

Ich affiziere mich selbst, ich, der realiter Tätige. Ich bin unbestimmt, ich werde bestimmt, ich werde bestimmt [sic], ich mache mich dazu, ich fasse und ergreife mich realiter; dieses Affizieren ist, weil es ein sich selbst affizierendes Ich ist, mit der idealen Tätigkeit, mit dem Anschauen, kurz mit dem Bewusstsein begleitet. Dieses Bewusstsein wird eben darum, weil es ein Bewusstsein ist, zur Anschauung seiner selbst.

Die Selbstanschauung ist Produkt des praktischen Vermögens heißt: Indem ich realiter affiziere, sehe ich mir zu, dieses Zusehen ist Selbstanschauung.
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Wissenschaftslehre nova methodo, S. 49


Nota. - Das Ich kann nichts tun, ohne davon zu wissen. Das liegt in der Vorstellung, die wir uns von einem Ich machen, ebenso wie in dem, was wir uns unter wissen vorstellen. Das eine ist ohne das andere nicht nur nicht 'denkbar', sondern man kann das eine ohne das andere nicht einmal meinen. Die pp. Dialektik beginnt nicht erst beim Bestimmen der Begriffe, sondern liegt im Wesen des Vorstellens selbst: Ich stelle mir etwas vor, indem ich es mir vorstelle. Die Reflexion kommt nicht als ein zweiter Schritt zum Einbilden hinzu. Sie ist das Einbilden selbst uno actu.
JE 







Nota - Obige Bilder gehören mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

Freitag, 15. Juli 2016

Das Unmittelbare ist Idee und kommt nicht zu Bewusstsein.


Dalí, Geopoliticus

3) Wir reflektieren noch ein wenig über das jetzt Gefundene und darauf, wie wir es gemacht haben. – Alles anknüpfen an das Ich oder alle Synthesis beruht nach der vorigen und jetzigen Paragraphen auf einem Entge-gensetzen; soll ich etwas anschauen und denken, so muss ich es entgegensetzen. – Dieses Entgegensetzen ist der Grund alles Herausgehens aus dem Ich, im vorigen Paragraphen aus der Anschauung, im gegenwärtigen aus dem Ich selbst. Dort gingen wir aus von der Anschauung und knüpften an sie den Begriff; hier aus dem Ich als Gesetzten und setzen ein NichtIch.

//38// Nun fragt es sich: Ist unser bisheriges Räsonnement eine Deduktion, oder ist wieder etwas vorausgesetzt worden, wie im vorigen Paragraphen? Ist es erwiesen, dass mit dem Ich ein NichtIch vereinigt werden müsse? Oder haben wir wieder etwas vorausgesetzt, und welches könnte das Vorausgesetzte sein?

Durch das Reflexionsgesetz des Entgegensetzens sind wir darauf gekommen, dieses haben wir in der Anschau-ung nachgewiesen. Dies könnte also das Vorausgesetzte nicht sein. Die Voraussetzung liegt darin: Wir sind aus-gegangen von dem Gedanken, wenn das Ich selbst wieder Objekt unseres Bewusstseins sein soll, so folgt, dass ein NichtIch gesetzt werden muss. Aber soll denn das Ich Objekt des Bewusstseins werden? Dies ist nicht be-wiesen.

Im vorigen Paragraphen wurde bewiesen, dass allem Bewusstsein unmittelbares Bewusstsein vorausgehen müsse; aber dies ist nie ein Objektives, sondern immer das Subjektive in allem Bewusstsein. Das Bewusstsein, aus dem wir jetzt argumentiert haben, ist nicht unmittelbar, es ist Repräsentation des unmittelbaren, aber es selbst nicht. Das Unmittelbare ist Idee und kommt nicht zu Bewusstsein. Das erste Denken des Ich war ein freies Handeln, aber daraus folgt kein notwendiges. Das Bewusstsein des Ich ist nicht ohne Bewusstsein des Nicht-Ich, dies ist bewiesen. Nun können wir zwar postulieren, aber dann müssten wir es auch als Postulat ankündi-gen; es würde dann Teil des vorausgesetzten Grundsatzes. Ob es notwendig sei, so zu postulieren, werden wir sehen, wenn wir höher steigen. Wir haben weder erwiesen noch bewiesen ein NichtIch, sondern wir hätten bewiesen ein Wechselverhältnis zwischen Ich und NichtIch.
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Wissenschaftslehre nova methodo, 
Hamburg 1982, S. 37f.



Nota. - Ist es aber notwendig, so zu postulieren? Lassen Sie mich raten: Die Wissenschaftslehre will erklären, wie und warum Vernunft zustande kommt. Da wird ihr nichts anderes übrigbleiben, als vorauszusetzen, dass das Ich 'seiner-selbst' bewusst geworden ist. Anders kann nicht vernünftig gehandelt werden. Doch ist das eine Notwendigkeit, die aus einem Akt der Freiheit folgt, und das war das pp. unmittelbare Bewusstsein. Auf dem beruht Alles.
JE






Sonntag, 10. Juli 2016

Das einzig unmittelbare Bewusstsein.


A. Kertész?
//34// 

§ 1 Postulat.

Den Begriff des Ich zu entwerfen und zu bedenken, wie man dabei verfahre.

„Indem man der Aufforderung zu Folge das Verlangte tut, werde man, wurde behauptet, sich tätig finden – und seine Tätigkeit gerichtet finden auf das Tätige selbst. Sonach komme der Begriff des Ich zu Stande nur durch in sich selbst zurückgehende Tätigkeit, und umgekehrt, durch diese Tätigkeit komme kein anderer Begriff zu Stande als dieser. Indem man in dieser Tätigkeit sich beobachte, werde man derselben sich unmittelbar bewusst; oder: man setze sich als setzend.

Dieses als das einzige unmittelbare Bewusstsein sei als Erklärungsgrund alles anderen möglichen Bewusstseins voraus zu setzen.

Es heißt die ursprüngliche Anschauung des Ich (das Wort im sub- und objektiven Sinne genommen; denn Anschauung kann zweierlei heißen, α. Anschauung, die das Ich hat, dann ist das Ich das Subjekt, das Anschauende; oder β. Anschauung, die auf das Ich geht, dann ist die Anschauung das Objektive und das Ich das Angeschaute; hier wird das Wort zugleich in beiden Bedeutungen genommen.)

Man werde ferner bemerken, dass man sich nicht als handeln-könnend setzen könne, ohne diesem Handeln eine Ruhe entgegenzusetzen. Durch Setzen der Ruhe entsteht ein Begriff, und in diesem Falle der Begriff des Ich.“


§1 (Diktiert, 1798)

Alles Bewusstsein ist begleitet von einem unmittelbaren Selbstbewusstsein, genannt intellektuelle Anschauung, und nur in Voraussetzung dessen denkt man. Das Bewusstsein aber ist Tätigkeit, und das Selbstbewusstsein insbesondere in sich zurückgehende Tätigkeit der Intelligenz, oder reine Reflexion.

Anmerkung. 

Alles zufolge angestellter Selbstbeobachtung. Diese reine Reflexion als Begriff angesehen wird gedacht durch ich. Ich setze mich sonach schlechthin durch mich selbst, und durch dieses Selbstsetzen ist alles andere Bewusstsein bedingt.

In diesem Collegio wird experimentiert, das heißt, die Vernunft wird gezwungen, auf gewisse planmäßige Fragen zu // 35 // antworten, die Resultate unserer Experimente fassen wir dann in Begriffe zum Behuf der Wissenschaft und des Gedächtnisses.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 34f.



Nota. Im Begriff wird das, was als tätig angeschaut wurde, als ruhend gedacht – um im Gedächtnis aufbewahrt und andern mitgeteilt zu werden, fügt der Psychologe hinzu; denn als lebendige Tätigkeit war es nur ad hoc wahr-nehmbar. JE




Donnerstag, 21. August 2014

Das unmittelbare Bewusstsein und seine Repräsentation.


Beate Güldner

Aber soll denn das Ich Objekt des Bewusstseins werden? Dies ist nicht bewiesen. Im vorigen § wurde bewiesen, dass allem Bewusstsein ein unmittelbares Bewusstsein vorausgehen müsse; aber dies ist nie ein Objektives, sondern immer das Subjektive in allem Bewusstsein. Das Bewusstsein, aus dem wir jetzt argumentiert haben, ist nicht unmittelbar, es ist Repräsentation des unmittelbaren, aber es selbst nicht. Das unmittelbare ist Idee und kommt nicht zu Bewusstsein. Das erste Denken des Ich war ein freies Handeln, aber daraus folgt kein notwendiges.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 38

[Rechtschreibung angepasst]
 



Nota.

Im ästhetischen Zustand versetzt sich das empirische bürgerliche Ich, dass sich längst habituell Objekt geworden ist, absichtlich und künstlich ins 'unmittelbare Bewusstseins' zurück. Es hat keinen Gegenstand mehr, schon gar nicht sich. Es ist jetzt wieder lediglich anschauend.
JE



 

Sonntag, 17. Juli 2016

Anschauung wird Begriff, Begriff wird Anschauung.



Dies untersuchen wir nach der oben vorgetragenen Lehre von der Anschauung und Begriff.

Alles Bewusstsein geht aus von dem oben angezeigten unmittelbare Bewusstsein (§1). Das durch und in diesem Bewusstsein sich selbst Setzende = A ist eine von uns, die wir philosophieren, mit Freiheit der Willkür hervor-gebrachte Repräsentation des unmittelbaren Bewusstseins. (Das unmittelbare Bewusstsein ist in allem Bewusst-sein das Bewusstseiende, aber nicht das, dessen man sich bewusst ist, das Auge sieht hier das Sehen des Auges). Die Repräsentation brachten wir hervor mit Willkür. Wir hätten auch von etwas anderem reden können; so haben wir zur Seite liegen lassen, ob es nicht in anderer Rücksicht mit Notwendigkeit repräsentiert werden könne. – Diese A, dieses Zuschauen des sich Setzens, ist Anschauung, und zwar innere, intellektuelle Anschau-ung. – 

Schon im ersten Paragraphen fanden wir, dass keine Anschauung, also auch die Anschauung A nicht, möglich ist ohne Begriff. Welcher Begriff muss mit der Anschauung A verknüpft werden? Etwa der beabsichtigte B? Offenbar nicht, denn der, den wir suchen, muss im Gegebenen liegen, dieser Begriff wäre sonach der, durch den die Anschauung A bedingt wird = C, das Bestimmbare oder ruhende Tätigkeit. Also C ist in  Beziehung auf die Anschauung A der Begriff, der sie bedingt.

Dieser Begriff C ist nun in anderer Beziehung auch Anschauung zu nennen. Er ist das unmittelbare Bewusst-sein selbst, das nicht angeschaut, sondern begriffen wird; nicht als Tätigkeit, sondern als Ruhe. Dieser Begriff ist das in der Anschauung A Nachgemachte. (Alles Anschauen ist ein Nachbilden.) Dieser Begriff ist der un-mittelbare und höchste, gegründet auf die intellektuelle Anschauung, die als solche nie Objekt des Bewusstseins wird; aber wohl als Begriff, in diesem Begriff und vermittelst dieses Begriffes findet das Ich sich selbst und erscheint sich als gegeben.

Ich kann mich nicht anders begreifen denn als Ich, das heißt als sich selbst Setzendes, also als Anschauendes. Jener Begriff ist also der Begriff eines Anschauens und in dieser Rücksicht selbst Anschauung zu nennen. Das Ich ist sich selbst setzend (ein sich selbst setzendes Auge), und als solches wird / es begriffen, also begriffen als Anschauung. C ist Begriff in Beziehung auf A, Anschauung in Beziehung auf ein mögliches x. Ich finde mich anschauend als anschauend Etwas x. (Die innere und äußere Anschauung ist bei Kant nur sinnlich, das Ich erscheint bei ihm nur als bestimmt, bei mir aber als bestimmend.)

Im vorigen Paragraphen war C nur Begriff, hier ist es Begriff und Anschauung. In der Folge wird es Anschau-ung sein; es kann Verschiedenes bedeuten, je nachdem es in verschiedenem Verhältnisse gesetzt wird.
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Wissenschaftslehre nova methodo, 
Hamburg 1982, S. 40f.



Nota. - Fichte hat den Ausdruck Dialektik nie für seine Methode in Anspruch genommen, und sein Nachfolger auf dem Berliner Lehrstuhl, der ihn zum Arkanum seines totalitären Systems machte, hat aus Fichtes 'analy-tisch-synthetischer Methode' gerade das entfernt, was den Ausdruck Dia lektik rechtfertigen könnte: das trei-bende Moment des schlechterdings wollenden Subjekts, und an seine Stelle die 'Selbstbewegung des Begriffs' gesetzt - der zwar hier in dieser, dort in jener Bestimmung 'erscheint', aber doch immer er selber, immer Begriff bleibt; immer Objektivum. 

In einer rationellen Dialektik tritt der Begriff dagegen stets nur als eine Vorstellungsweise des wollenden Sub-jekts auf, so wie die Anschauung auch, und wenn sie miteinander 'die Stelle wechseln' können, so nur, weil jenes seine Stellung wechselt.
JE





Nota - Das obige Bild  gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

Dienstag, 5. Juli 2016

Für die anderen Bestimmungen, die im Bewusstsein vorkommen, lassen sich Gründe angeben, von dieser aber nicht...



Die Identität des Gesetzten und des Setzenden ist absolut, sie wird nicht gelernt, nicht erfahren, sie ist das, was erst alles Lernen und Erfahren möglich macht. Das Ich ist gar nicht Subjekt, sondern Subjekt-Objekt: Sollte es bloß Subjekt sein, so fällt man in die Unbegreiflichkeit des Bewusstseins, soll es bloß Objekt sein, so wird man getrieben, ein Subjekt außer ihm zu suchen, das man nie finden wird. Ich, Subjekt, Seele und Gemüt ist nicht dasselbe. Subjekt ist das Ich, inwiefern es etwas setzt in der Vorstellung.

Das Ich setzt sich schlechthin. Dass es sich im unmittelbaren Bewusstsein als Subjektobjekt setze, ist unmittel-bar, es kann keine Vernunft darüber hinausgehen; über die anderen Bestimmungen, die im Bewusstsein vor-kommen, lassen sich Gründe angeben, von dieser aber nicht. Das unmittelbare Bewusstsein ist selbst der erste Grund, der alles andere begründen soll, bis zu ihm muss man gehen, wenn unser Wissen einen Grund haben soll. 

Wir müssen von diesem Grunde wissen, denn wir sprechen davon, wir kommen dazu durch unmittelbare An- schauung, wir schauen unsere unmittelbare Anschauung selbst wieder unmittelbar an; dies wäre unmittelbare Anschauung der Anschauung. Es ist also reine Anschauung des Ich als Subjekt-Objekt möglich, eine solche heißt, da sie keinen Stoff an sich hat, mit Recht: intellektuelle Anschauung.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 31



Nota. - An anderer Stelle habe ich als ersten, letzten Grund unseres Vorstellens und Denkens die Idee des 'Wahren' oder 'Absoluten' bezeichnet, das habe ich nicht vergessen. Es scheint das genaue Gegenteil zu besagen; tut es auch, denn es handelt sich um zwei einander entgegengesetzte Betrachtungsweisen: Hier spricht der Transzen-dentalphilosoph, der den wirklichen vorstellenden Individuen zusieht und berichtet, was er sie tun sieht; dort ist die Rede von ebendiesem Individuum, das in seine tatsächlichen Vorstellungen Sinn und Ordnung bringen will. 
JE


Sonntag, 6. Mai 2018

Generatio aequivoca.


Der Begriff des Ich entsteht dadurch, dass ich auf mich zurückgehend handle. Was hat man nun getan, indem man handelte, und wie hat man es gemacht?

Ich bin mir irgend eines Objektes B bewusst. Dessen kann ich mir aber nicht bewusst sein, ohne mir meiner selbst bewusst zu sein, denn B ist nicht Ich und ich bin nicht B. Ich bin mir aber nur dadurch meiner selbst bewusst, dass ich mir des Bewusstseins bewusst bin. Ich muss mir also bewusst sein des Aktes des B[ewusst-werdens?], des Bewusstseins vom Bewusstsein. Wie werde ich mir dessen bewusst? Dies geht ins Unendliche fort und auf diese Weise lässt sich das Bewusstsein nicht erklären.

Der Hauptgrund dieser Unmöglichkeit ist, dass das Bewusstsein als Zustand des Gemüts, immer als Objekt genommen wurde, wozu es denn immer eines anderen Subjekts bedurfte. Wären dies die bisherigen Philoso- phen inne geworden, so würden sie vielleicht auf den rechten Punkt gekommen sein.

Dieser Einwurf ist nur so zu heben, dass man ein Objekt des Bewusstseins finde, welches zugleich Subjekt wäre; dadurch ein unmittelbares Bewusstsein aufgezeigt würde, ein Objekt, dem man nicht ein neues Subjekt entgegenzusetzen hat.

Antwort auf obige Frage: wie werden wir uns des Handelns bewusst? Wir beobachteten und wurden uns des- sen im Handeln bewusst. Ich, der ich handelte, wurde mir bewusst meines Handelns. – Das Bewusstsein des Handelns und das Handeln war eins, durch unmittelbares Bewusstsein. In und mit dem Denken wurde ich mir des Denkens bewusst, das heißt ich setze mich als [im] Denken handelnd. Also auch in diesem Bewusstsein setze ich mich selbst als Subjekt und Objekt [...], und dadurch erhielten wir das unmittelbare Bewusst/sein, das wir suchten. Ich setze mich schlechthin. Ein solches Bewusstsein ist Anschauung, und Anschauung ist ein sich-selbst-Setzen, kein bloßes Setzen.

Alles Vorstellen ist ein sich-Setzen. Vom Ich geht alles aus. Das Ich ist kein Bestandteil der Vorstellung, son-dern vom Ich geht alle Vorstellung aus. Alles mögliche Bewusstsein setzt das ursprüngliche Bewusstsein voraus und ist außer dem nicht zu begreifen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 30f.
 


Nota. - Von den vielen Kernstücken der Wissenschaftslehre ist dies eines; vielleicht ein besonders kerniges? 

Die pp. Dialektik beginnt bei Fichte im bloßen Alles begründen Akt des Setzens. Der ist nun kein einfacher und schlicht positiver, sondern ein komplexer, problematischer, denn er ist analytisch-synthetisch in Einem. Etwas kann es nur geben als mein Anderes, aber das ist anders als Ich. Alles Setzen ist ein auseinander-Setzen und in-eins-Setzen zugleich. Es ist das Einbilden eines Quale - hinein in eine Ödnis von Bedeutungslosigkeit; eine ge- neratio aequivoca, darf man sagen.

Und nie vergessen: Hier ist die Rede nicht von einer realen Schöpfungsgeschichte, sondern es geht darum zu verstehen, wie ein Bewusstsein aus dem Handeln eines noch-Unbewussten hervorgehen kann - und zwar das vernünftige Bewusstsein, an ein anderes ist bei Fichte nicht zu denken.

*

Übrigens: Über den reichlichen Gebrauch des 'Setzens' bei Fichte ist schon zu seiner Zeit gewitzelt worden. Er hatte, Kant folgend, eine philosophische Terminologie neu zu erfinden. Das scholastische Latein von Wolff und Baumgarten konnte nur irreführen, also bediente er sich in der klassisch-lateinischen und griechischen Überlieferung schlecht und recht. 'Setzen' ist gr. poiein, daher poioon und poiesis; lat. ponere, ponens, positio, positivus.
JE

Montag, 7. März 2016

Alles Vorstellen ist ein sich-Setzen.


Lothar Sauer

Der Begriff des Ich entsteht dadurch, dass ich auf mich zurückgehend handle. Was hat man nun getan, indem man handelte, und wie hat man es gemacht?

Ich bin mir irgend eines Objektes B bewusst. Dessen kann ich mir aber nicht bewusst sein, ohne mir meiner selbst bewusst zu sein, denn B ist nicht Ich und ich bin nicht B. Ich bin mir aber nur dadurch meiner selbst bewusst, dass ich mir des Bewusstseins bewusst bin. Ich muss mir also bewusst sein des Aktes des B[ewusst-seins?], des Bewusstseins vom Bewusstsein. Wie werde ich mir dessen bewusst? Dies geht ins Unendliche fort und auf diese Weise lässt sich das Bewusstsein nicht erklären. 

Der Hauptgrund dieser Unmöglichkeit ist, dass das Bewusstsein als Zustand des Gemüts, immer als Objekt genommen wurde, wozu es denn immer eines anderen Subjekts bedurfte. Wären dies die bisherigen Philoso- phen inne geworden, so würden sie vielleicht auf den rechten Punkt gekommen sein.

Dieser Einwurf ist nur so zu heben, dass man ein Objekt des Bewusstseins finde, welches zugleich Subjekt wäre; dadurch ein unmittelbares Bewusstsein aufgezeigt würde, ein Objekt, dem man nicht ein neues Subjekt entgegenzusetzen hat.

Antwort auf obige Frage: wie werden wir uns des Handelns bewusst? Wir beobachteten und wurden uns dessen im Handeln bewusst. Ich, der ich handelte, wurde mir bewusst meines Handelns.  Das Bewusstsein des Handelns und das Handeln war eins, durch unmittelbares Bewusstsein. In und mit dem Denken wurde ich mir des Denkens bewusst, das heißt ich setze mich als [im] Denken handelnd. Also auch in diesem Bewusstsein setze ich mich selbst als Subjekt und Objekt [...], und dadurch erhielten wir das unmittelbare Bewusst/sein, das wir suchten. Ich setze mich schlechthin. Ein solches Bewusstsein ist Anschauung, und Anschauung ist ein sich-selbst-Setzen, kein bloßes Setzen.

Alles Vorstellen ist ein sich-Setzen. Vom Ich geht alles aus. Das Ich ist kein Bestandteil der Vorstellung, son-dern vom Ich geht alle Vorstellung aus. Alles mögliche Bewusstsein setzt das ursprüngliche Bewusstsein voraus und ist außer dem nicht zu begreifen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 30f.


Nota. - Von den vielen, vielen Kernstücken der Wissenschaftslehre ist dies eines; ein ganz frühes, vielleicht ein besonders kerniges?

Übrigens: Über den reichlichen Gebrauch des 'Setzens' bei Fichte ist schon zu seiner Zeit gewitzelt worden. Er hatte, Kant folgend, eine philosophische Terminologie neu zu erfinden. Das scholastische Latein von Wolff und Baumgarten konnte nur irreführen, also bediente er sich in der klassisch-lateinischen und griechischen Überlieferung schlecht und recht. 'Setzen' ist gr. poiein, daher poioon und poiesis; lat. ponere, ponens, positio, positivus.
JE