Den Begriff des Ich zu entwerfen und zu bedenken, wie man dabei verfahre.
„Indem man der Aufforderung zu Folge das Verlangte tut, werde man, wurde behauptet, sich tätig finden – und seine Tätigkeit gerichtet finden auf das Tätige selbst. Sonach komme der Begriff des Ich zu Stande nur durch in sich selbst zurückgehende Tätigkeit, und umgekehrt, durch diese Tätigkeit komme kein anderer Begriff zu Stande als dieser. Indem man in dieser Tätigkeit sich beobachte, werde man derselben sich unmittelbar bewusst; oder: man setze sich als setzend.
Dieses als das einzige unmittelbare Bewusstsein sei als Erklärungsgrund alles anderen möglichen Bewusstseins voraus zu setzen.
Es heißt die ursprüngliche Anschauung des Ich (das Wort im sub- und objektiven Sinne genommen; denn Anschauung kann zweierlei heißen, α. Anschauung, die das Ich hat, dann ist das Ich das Subjekt, das Anschauende; oder β. Anschauung, die auf das Ich geht, dann ist die Anschauung das Objektive und das Ich das Angeschaute; hier wird das Wort zugleich in beiden Bedeutungen genommen.)
Man werde ferner bemerken, dass man sich nicht als handeln-könnend setzen könne, ohne diesem Handeln eine Ruhe entgegenzusetzen. Durch Setzen der Ruhe entsteht ein Begriff, und in diesem Falle der Begriff des Ich.“
§1 (Diktiert, 1798)
Alles Bewusstsein ist begleitet von einem unmittelbaren Selbstbewusstsein, genannt intellektuelle Anschauung, und nur in Voraussetzung dessen denkt man. Das Bewusstsein aber ist Tätigkeit, und das Selbstbewusstsein insbesondere in sich zurückgehende Tätigkeit der Intelligenz, oder reine Reflexion.
Anmerkung.
Alles zufolge angestellter Selbstbeobachtung. Diese reine Reflexion als Begriff angesehen wird gedacht durch ich. Ich setze mich sonach schlechthin durch mich selbst, und durch dieses Selbstsetzen ist alles andere Bewusstsein bedingt.
In diesem Collegio wird experimentiert, das heißt, die Vernunft wird gezwungen, auf gewisse planmäßige Fragen zu // 35 // antworten, die Resultate unserer Experimente fassen wir dann in Begriffe zum Behuf der Wissenschaft und des Gedächtnisses.
__________________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 34f.
__________________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 34f.
Nota. – Im Begriff wird das, was als tätig angeschaut wurde, als ruhend gedacht – um im Gedächtnis aufbewahrt und andern mitgeteilt zu werden, fügt der Psychologe hinzu; denn als lebendige Tätigkeit war es nur ad hoc wahr-nehmbar. JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen