Donnerstag, 15. Oktober 2015

Das intelligible Ich ist eine Denkfigur.


Nikolaus Gansterer, Denkfigur 2013

Es war die Rede von der Mannigfaltigkeit der Gefühle, in wiefern wir Kausalität haben; oder wie wir Einheit in das Mannigfaltige bringen dadurch, das wir es auf unser Wollen beziehen und davon ableiten. Da ist der Anfang alles Bewusstseins.

Diesem Zustand wollen wir näher betrachten: In ihm liegt zweierlei ganz Verschiedenes. Es sind gleichsam zwei Seiten, auf der einen etwas Sinnliches, das Mannigfaltige des Gefühls; auf der anderen Seite das intelligible Ich, das wollende. In der Mitte als Vereinigung von beiden: das Denken meiner selbst als enthaltend den Grund der Sukzession des Mannigfaltigen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 141  


Nota. - Das intelligible Ich ist, weil und sofern es intelligibel ist, nicht mein empirisches, sinnliches Ich, nicht die wirkliche Person, sondern ein reines Gedankending, der äußerste Gegensatz zu meiner Sinnlichkeit. Es konsti-tuiert sich nicht, es wird ja lediglich gedacht  als Grund meines Wollens, das in der Zeit ist und also sinnlich. Und auch das Wollen 'konstituiert' sich nicht, ich finde es vor als mir (auf)gegeben  durch das intelligble Ich (=so muss ich es jedenfalls denken). Das Wollen ist das Reale, ohne es gäbe es gar kein Gefühl.
JE



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