Joshua Reynolds, Selbstbildnis
Die
schöne Kunst
bildet nicht, wie der Gelehrte, nur den Verstand, oder wie der moralische
Volkslehrer, nur das Herz; sondern sie bildet den ganzen vereinigten Menschen.
Das, woran sie sich wendet, ist nicht der Verstand, noch ist es das Herz,
sondern es ist das ganze Gemüt in Vereinigung seiner Vermögen; es ist ein
drittes, aus beiden zusammengesetztes. Man kann das, was sie tut, vielleicht
nicht besser ausdrücken, als wenn man sagt: sie macht
den transzendentalen Gesichtspunkt zu dem gemeinen. -
Der Philosoph
erhebt sich und andere auf diesen Gesichtspunkt mit Arbeit,
und nach einer Regel. Der schöne Geist steht darauf, ohne es bestimmt zu denken; er kennt keinen anderen,
und er erhebt diejenigen, die sich seinem Einfluß überlassen, ebenso unvermerkt
zu ihm, daß sie des Übergangs nicht bewußt
werden.
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System
der Sittenlehre [1798] SW IV, S. 353
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