Montag, 9. November 2015

Die Wissenschaftslehre behandelt etwas, von dem wir keine Erfahrung haben können.


H. Bosch

Zuförderst, der Idealismus stellt auf eine Reihe von ursprünglichen Handlungen. Dass es eine solche Reihe gibt, wird nicht behauptet, dies wäre gegen das System, denn darin hießt es: Das Erste kann nicht sein ohne ein Zweites usw. Die Handlungen kommen also nicht einzeln vor, da ja die eine nicht ohne die andere sein soll, mit einem Schlage bin ich und / ist die Welt für mich. Aber im System müssen wir [das], was eigentlich nur eins ist, als eine Reihe von Handlungen betrachten, weil wir nur auf diese Art denken können, weil wir nur Teile, und zwar bestimmte, auffassen können. 

Wenn das Vernunftwesen nach gewissen Gesetzen in der Erfahrung verfährt, so muss es auch so in dem Gebiete der Philosophie verfahren: Ein Gedanke muss an den andren angeknüpft werden. Dann muss man den, der so fragt, bitten zu bedenken, was er denn eigentlich frage. Was heißt den wirklich, was heißt Realität? Nach dem Idealismus das, was notwendig im Bewusstsein vorkommt. 

Kommen denn diese Handlungen vor, wo und wie? Auf dem Gebiete der Erfahrung nicht, kämen sie da vor, so wären sie selbst Erfahrung und gehörten nicht in die Philosophie, welche den Grund der Erfahrung angeben soll. Also eine solche Wirklichkeit wie die der Erfahrung haben diese Handlungen nicht, auch kann man nicht sagen, diese Handlungen geschähen in der Zeit, weil die Erscheinungen nur Realität in der Zeit haben.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 22f.

Nota. - Die Wissenschaftslehre handelt von dem, was im Denken geschehen sein muss, bevor es zu Bewusst-sein gelangt ist; was es getan haben muss, um zu Bewusstsein zu kommen (und hätte es das unterlassen, wäre ein Bewusstsein nie entstanden). Von etwas, von dem das Bewusstsein nichts weiß, weil es davon noch keine Er-fahrung machen konnte. Die Wissenschaftslehre spekuliert: Sie experimentiert mit Vorstellungen davon, was (nicht) gewesen wäre, wenn (nicht)...
JE


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