Samstag, 2. Juli 2016
Der Anfang lässt sich nicht begreifen; man muss ihn machen.
Das Ich ist nicht Seele, die Substanz ist; jeder denkt sich bei dem Ich noch etwas im Hinterhalte. Man denkt, ehe ich so und so es machen kann, muss ich sein. Diese Vorstellung muss gehoben werden. Wer dies behaup- tet, behauptet, dass das Ich unabhängig von seinen Handlungen sei. Oder man sagt ferner: //30// Ehe ich han- deln konnte, musste doch ein Objekt sein, auf das ich handelte.
Aber was will denn dieser Einwurf sagen? Wer macht denn diesen Einwurf? Ich selbst. Ich setzte mich also vorher selbst, und der ganze Einwurf ließe sich auch so ausdrücken: Ich kann das Setzen des Ich nicht vor- nehmen, ohne eine Gesetztheit des Ich durch sich selbst anzunehmen.
Der Begriff des Ich entsteht dadurch, dass ich auf mich zurückgehend handle.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 29f.
Nota. - Es ist das Mysterium des Anfangs. Der Anfang lässt sich nicht diskursiv denken, nicht begreifen, nämlich nicht auf seine Bedingungen zurückführen, denn die wären 'vor' dem Anfang, was widersinnig ist. Der Anfang lässt sich nur anschauen, nämlich actu: indem ich ihn mache.
Vom Urknall und dem Anfang von Raum und Zeit ist ja hier nicht die Rede. Es geht um den Anfang des Vor- stellens, aus dem Vorstellen tritt die Wissenschaftslehre an keiner Stelle hinaus; sie darf gar nicht anders als im- manent argumentieren.
JE
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