§ 2 (diktiert 1798)
Jene Tätigkeit der Reflexion als solche, durch welche die Intelligenz sich selbst setzt, wird, wenn sie angeschaut wird, angeschaut als eine sich bestimmende Agilität, und diese wird angeschaut als ein Übergehen aus dem Zustande der Ruhe und Unbestimmtheit, die jedoch bestimmbar ist, zu dem der Bestimmtheit. Diese Bestimm-barkeit erscheint hier als das Vermögen, Ich oder NichtIch zu denken, und es werden sonach in dem Begriffe der ersten die beiden letzten Begriffe notwendig mitgedacht und einander gegenüber gesetzt. Beide Begriffe erscheinen sonach bei Erregung der selbsttätigen Reflexion als etwas unabhängig von derselben Vorhandenes, und der Charakter des NichIch ist das Sein, eine Negation.
§2
Man werde ferner finden, wird behauptet, dass man sich im Entwerfen des Begriffs vom Ich nicht tätig setzen könne, ohne diese Tätigkeit als eine durch sich selbst bestimmte, und diese nicht ohne ein Übergehen von der Unbestimmtheit oder Bestimmbarkeit zu setzen, welches Übergehen eben die bemerkte Tätigkeit ist ( N. 1 et 2 supra). Den durch die bestimmte Tätigkeit entstandenen Begriff könne man gleichfalls nicht fassen, ohne ihn durch ein entgegengesetztes NichIch zu bestimmen, das Bestimmbare sei dasselbe, was oben das Ruhende war (§1), weil es eben zur Tätigkeit bestimmt wird, und das, was in Beziehung auf die Anschauung des Ich Begriff desselben sei, sei [in Beziehung] auf das NichtIch Anschauung. / Es sei nämlich Begriff des Anschauens (N. 4). Dem NichtIch komme zu Folge der Entgegensetzung zu der Charakter der Negation der Tätigkeit, das ist der des Seins, welcher der Begriff aufgehobener Tätigkeit, sonach nicht ein irgend ursprünglicher, sondern ein von der Tätigkeit abgeleiteter und negativer sei.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 43f.
Nota. - Dies ist die ausdrückliche anthropologische Prämisse der Wissenschaftslehre: Der Mensch wird zum Ich, weil er schlechterdings tätig, und das heißt, weil er schlechterdings wollend ist. Wollen heißt bestimmen wollen. Das Ich ist schlechterdings tätig heißt, das Ich ist schlechterdings übergehend vom Bestimmbaren zum Bestimmten. Ein Unbestimmtes 'gibt es' - nämlich für ein Ich - gar nicht: Denn indem es einem Ich vorkommt, wird es bestimmt als ein Zubestimmendes.
Das ist nicht die Bewusstseinsverfassung des nomadisierenden Hirten, auch nicht die des Ackerbauern. Es ist die Bewusstseinsstellung der Menschen in der bürgerlichen Gesellschaft.
Und wenn nicht, finden sie sich dort nicht zurecht. Insofern ist die Wissenschaftslehre auch eine pädagogische Doktrin.
JE
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