Donnerstag, 2. Mai 2019
Naturprodukt und Kunstprodukt.
c. Zuvörderst müsste es notwendig sein, den menschlichen Körper als ein Ganzes zu denken und unmögllich, die einztelnen Teile desselben im Begriffe zu trennen, wie es bei Objekten, die bloß rohe Materie sind, Schutt, Sandhaufen u.s.f. geschieht. Aber was so beschaffen ist, dass es notwendig als / ein Ganzes gedacht werden muss, heißt ein organisiertes Naturprodukt. Der menschliche Leib muss zuvörderst ein organisiertes Naturprodukt sein.
Was ein organisiertes Naturprodukt sei und warum und inwiefeern dasselbe nur als ein Ganzes zu denken sei, lässt sich am besten erkennen durch die Vergleichung desselben mit einem Kunstprodukte, welches darin mit dem Naturprodukte übereinkommt, dass es auch nur als ein Ganzes zu denken ist. In beiden ist jeder Teil um eines jeden anderen willen da, und die Urteilskrft wird daher bei den Betrachtung des einen wie des anderen von dem Setzen eines Teiles fortgetrieben zu allen, bis sie das Auffassen vollendet hat.
Im Naturprodukt aber ist das Ganze auch um der Teile willen da; es hat keinen anderen Zweck als den, bestimmt diese Teile zu produzieren. Im Kunstprodukt hingegen weist das Ganze nicht zurück auf die Teile, sondern auf den Zweck außer ihm. Es ist Werkzeug zu etwas. Ferner, im Naturprodukte bringt jeder einzelne Teil durch seine innere Kraft sich selbst hervor, im Kunstprodukte aber ist, ehe es nur Kunstprodukt werden konnte, der innere Bildungstrieb getötet und es ist gar nicht auf ihn, sondern auf die Zusammensetzuung nach mechanischen Gesetzen gerechnet. Daher weist dies auf einen Urheber außer ihm zurück, dahingegen das Naturprodukt fortdauernd sich selbst hervorbringt und eben dadurch erhält.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 77f.
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.
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