Donnerstag, 6. März 2014

Nur was durch Freiheit ist, ist 'an sich'.



Nemlich ich kann mich mit Freiheit bestimmen, dieses oder jenes zu denken, z.B. das Ding an sich des Dogmatikers. Abstrahire ich nun von dem gedachten, und sehe lediglich auf mich, so werde ich mir selbst in diesem Gegenstande das Object einer bestimmten Vorstellung. 

Dass ich mir gerade so bestimmt erscheine und nicht anders, gerade als denkend, und unter allen möglichen Gedanken gerade das Ding an sich denkend, soll meinem Urtheil nach abhangen von meiner Selbst- bestimmung: ich habe zu einem solchen Objecte mit Freiheit mich gemacht. Mich selbst an sich aber habe ich nicht gemacht, sondern ich bin genöthigt, mich als das zu bestimmende der Selbstbestimmung voraus zu denken. Ich selbst also bin mir Object, dessen Beschaffenheit unter gewissen Bedingungen lediglich von der Intelligenz abhängt, dessen Daseyn aber immer vorauszusetzen ist.
 

Nun ist gerade dieses Ich an sich4 das Object des Idealismus. / Das Object dieses Systems kommt noch als etwas reales wirklich im Bewusstseyn vor, nicht als ein Ding an sich, wodurch der Idealismus aufhören würde zu seyn, was er ist, und in Dogmatismus sich verwandeln würde, aber als Ich an sich, nicht als Gegenstand der Erfahrung: denn es ist nicht bestimmt, sondern es wird lediglich durch mich bestimmt, und ist ohne diese Bestimmung nichts, und ist überhaupt ohne sie nicht; sondern als etwas über die Erfahrung erhabenes.

4 Ich habe bisher diesen Ausdruck vermieden, um nicht zur Vorstellung eines Ich als Dinges an sich zu veranlassen. Meine Sorgfalt war vergeblich: ich nehme ihn daher jetzt auf, weil ich nicht einsehe, wen ich zu schonen hätte.

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Erste Einleitung in die Wissenschaftslehre, SW I, 
S. 427f. 



Anmerkung zum Bild
Dieses Bild gehört nicht mir, ich habe es im Internet gefunden. Sollten Sie der Eigentümer sein un seine VErwendung an dieser Stelle missbilligen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.
JE

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