Mittwoch, 8. April 2015

Die Zeit ist das Mittelglied zwischen dem Intelligiblen und dem Sinnlichen.




Alles Denken ist in der Zeit; bei allem Denken dauert die Anschauung des Willens fort. Dieser Ausdruck ist nicht adäquat, aber er würde so [sic]: Indem ich die Anschauung auf das Mannigfaltige des Wollens beziehe, wird sie dauernd. Nur in dieser Rücksicht kann die Zeit Form der Anschauung heißen: Sie ist Form der intellektuellen Anschauung, die aber dadurch, dass sie in die Zeit aufgenommen wird, versinnlicht wird. Die Zeit ist also das Mittelglied zwischen dem Intelli-/giblen und Sinnlichen.

Wir bekommen sonach dreierlei Anschauungen:

a) sinnliche im Raum,
b) intelligible unseres Wollens,
c) solche, in welchem beides vereinigt ist, die Anschauung unseres Wollens in der Zeit.

Wir sehen jetzt klarer, was durch die Behauptung der intellektuellen Anschauung eigentlich behauptet wird. Es wir nicht behauptet, es könne ein Mensch bloß in der intellektuellen Anschauung sein. Der Mensch und jedes andere endlich Vernunftwesen ist sinnlich und in der Zeit. Die intellektuelle Anschauung ist das in allem Denken Bestimmbare, und muss gedacht werden als Grundlage alles Denkens. Sie lässt sich nur durch den Philosophen absondern, nicht aber im gemeinen Bewusstsein.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 136f.




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