§ 13.
Im vorigen Paragraphen ist vom Begriff der Zeit geredet worden, dieser soll hier erklärt werden.
Die Aufgabe, die bei der Auflösung der Zeit entsteht, ist die: das Mannigfaltige des Gefühls zu vereinigen. Diese Vereinigung geschieht so, dass das Mannigfaltige abgeleitet werde von der Willensbestimmung und auf sie bezogen werde.
Aber die Gefühle erscheinen doch als etwas Mannigfaltiges, Diskretes, welches in eine Zeit oder in eine Zeitreihe fällt, in welcher das Gefühl und das Gefühlte folgen sollen. Und so entstünden zwei Zeiten: eine Zeit an sich, und eine Zeit, in welcher das Mannigfaltige folgen sollte. Die Gefühle fallen schon von sich in die Zeit, und hernach nimmt man sie in die Zeit auf. -
Wir müssen die Sache scharf nehmen, um diese zwei Zeiten zu vermeiden.
Ich bin überhaupt beschränkt, diese Beschränktheit macht mein Wesen aus (meinen Einen und ungeteilten Zustand in alle Ewigkeit, wenn Ewigkeit heißt: Negation der Zeit) und über diese darf nicht weiter gefragt werden, dies ist meine erste Beschränktheit. Nun wird aber von einer Veränderung der Beschränktheit geredet. Ich bin beschränkt im Auffassen meines Zustandes, dass ich nur diskrete Quanta auffassen kann, über diese Beschränktheit kann ebenfalls nicht weiter gefragt werden, z. B. ich kann nur durch die fünf Sinne auffassen, und mit jedem Sinn nur, was ihm zukommt. Dies ist die Beschränktheit im Auffassen meines Zustandes (Mein ganzes Bewusstsein ist nur ein Nach-und-Nach-Entstehen und An-//136//bauen, es ist nur eine Analyse dessen, was schon da ist, so gewiss ich da bin). (Ist einmal das Auffasssen nicht möglich, so entsteht ein Staunen, welches der Grund des Erhabenen ist.)
Der Grund, dass ich nur diskrete Größen auffassen kann, liegt ganz in mir. Man kann nur sagen: So ist es, so finden wir uns, a priori kann der Philosoph nichts hierüber ausmachen. Er kann nur sagen: Wenn es nicht so wäre, so könnte ich kein Bewusstsein setzen.
Von den diskreten Auseinanderliegenden hängt der Begriff der Zeit ab.Wenn ich aber ein Einzelnes, wieder eins und so fort auffasse, so entsteht für mich noch kein Mannigfaltiges; denn ich bin für mich nicht eins; ich denke x, y, z. Dann bin ich erst x, dann y, dann z. So wenig nun x, y, z ein Gemeinschaftliches haben, so wenig hat das Bewusstsein von x, y, z Gemeinschaft.
Soll das Mannigfaltige dem Denken erscheinen als eine Reihe, so muss ganz Dasselbe mit dem mannigfaltigen Denken vereinigt sein durch alles Denken. In allem Denken muss das Eine vorkommen, ohne dasselbe muss kein Denken möglich sein. Dies ist nun die im vorigen Pragraphen beschriebene intellektuelle Anschauung des Wollens. Diese wird durch das ganze diskurive Denken hindurch wiederholt, diese ists, die in allen Momenten hindurchgedacht wird, hierauf gründet sich die Lehre vom Gedächtnisse. Ich sehe mich selbst in die Zeit hin- ein, ich bin nicht in der Zeit, inwieferen ich mich intellektualiter anschaue als mich selbst bestimmend.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 135f.
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