Paris Opéra comique
Nach Kant gehört dieser Begriff unter die Noumene, diese Stelle gebührt ihm völlig, in wiefern er nicht eine Objekt der äußerenAnschauung bedeutet; in wiefern er ein Begriff, d. i. lediglich durchs Denken hervorge- bracht ist. In der intelligiblen Welt liegt er nach Kant nicht; darin liegt nur die Freiheit. Das ist richtig, nur ist Kant über diesen Punkt nicht bestimmt genug.
Nach Fichte gibts Begriffe dreifacher Art;
A) Begriffe von sinnlichen Anschauungen //132//
B) intelligible Begriffe (der Wille allein)
C) solche, die zwischen beiden in der Mitte liegen (Begriff der Kraft.)
Bei Kant fallen B und C zusammen, weil er den Unterschied zwischen der sinnlichen und intelligiblen Welt nicht genau angab.
§ 12 Unser Streben (Kraftanstrengungen) § 11) ist der Maßstab für alle Raumbestimmungen. Innere oder reine Kraft ist die unmittelbare, also intellektuell angeschaute Wirksamkeit des Willens, wodurch sich das ganze freie Vermögen des Ich auf einen Punkt richtet. Äußere oder physische Kraft ist eben diese Energie, in der sinnli- chen Anschauung durch die Zeitreihe ausgedehnt, in welcher das Mannigfaltige [des]* durch die Kausalität des Willens gesetzten Vermögens in [das Verhältnis]** der Dependenz gesetzt wird, durch welches Verhältnis allein es [in die]*** Einheit des Bewusstseins aufgenommen werden kann.
*) im Ms.: das
**) im Ms.: dem Verhältnisse
***) im Ms.: zur
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 131f.
Nota. - Das ist ja eine höchst zweideutige Formulierung: "es gibt Begriffe...". Begriffe 'gibt es' nicht, sie müssen schon (jedes Mal neu) gedacht werden. Insofern 'gibt es' allerdings auch keine sinnliche und keine intelligible Welt: Auch die müssen immer erst vorgestellt werden.
Hier nun sollen wir uns vorstellen, dass der Begriff der Kraft die sinnliche und die intelligible Welt verbindet - dann liegt es wohl auf der Hand, dass er zwischen beiden liegt. Aber doch wohl als einziger! Oder 'verbinden' noch andere Begriffe Intelligibles und Sinnliches? Mehr wäre hier weniger.
Im gemeinsamen Name Kraft für die Wirksamkeit des Wollens und für die Wirkungen in der Physik ist lediglich ausgedrückt, dass die Menschen in ihrem frühesten animistisschen Bewusstsein sich die Veränderungen in ihrer Umwelt samt und sonders als Handlungen beseelter Wesen vorgestellt haben. Jünger ist die Vorstellung vom Menschenwillen als einem Abbild physikalischer Gesetzmäßigkeit - wie bei Spinoza, Fichtes Dogmatiker par ex- cellence.
Demgegenüber rückt F. die genetische Abfolge lediglich wieder in die richtige Reihe: Der Mensch stellt sich die Welt nach seinem Bild vor, nicht sich nach ihrem. Feuerbach sollte diese Einsicht auf Gott ausweiten.
JE
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