Mittwoch, 22. März 2017

Das durch die Einbildungskraft Gelieferte wird hinterher geteilt durch die Urteilskraft.



Wo fange ich an und wo mein Machen? Ich finde mich nur als das Bestimmte. Dieses setzt ein Bestimmbares voraus, das uns die Einbildungskraft liefert. Mein Machen setzt immer diese und ihr Produkt vorheraus [sic], und daher kommts, dass uns immer etwas als gegeben erscheint, daher die Objektivität der Welt. So erscheint und die Einbildungskraft notwendig als ein Gegebenes. Das Objekt der Einbildngskraft scheint uns daher teil- bar ins Unendliche. 

Diese Teilbarkeit ruht nicht als immanente Eigenschaft in dem Bestimmbaren als an sich [sic], denn dieses ist meine Einbildungskraft selbst, welche bloß zusammenfasst. Es heißt also bloß: Das durch die Einbildungskraft Gelieferte wird hinterher geteilt durch die Urteilskraft; wenigstens wird sie [= die Teilung]  gesetzt als vorzuneh- mend. Eigentlich ist also eine Wechselwirkung zwischen Einbildungskraft und Urteilskraft; beide sind nur durch einander zu beschreiben.

Man könnte daher sagen: Die Einbildungskraft ist das Vermögen absoluter Ganzen [sic], die Urteilskraft ist das Vermögen des Einfachen, beides steht in Wechselwirkung. Kein Einfaches ohne Ganzes, kein Ganzes ohne un- endliches Einfache [sic]. Man erinnere sich an den alten Sorites. Wenn man sagte: Die Einbildungskraft fasst zu- sammen ein unendlich Teilbares, so heißt das: teilbar für die Urteilskraft. Es heißt also: Für den gesamten Geist ist dasselbe ein Ganzes; eins, was für denselben Geist auch bloße Sammlung des Teilbaren ins Unendliche ist.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 203








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