Dienstag, 28. März 2017

[Zirkel, Zentrum, Peripherie]


4.

Man versetze sich auf den Standpunkt dieser Untersuchung: Wir schwebten erst über der Synthesis A, ließen uns herunter //207// ins einzelne diskrete Denken, das in der Synthesis liegt und erst in ein gewisses Verhältnis gesetzt wird; der Standpunkt wird geändert, wir setzen uns wieder über die Synthesis. 

In A setzt das Ich sich selbst als denkend auf die beschriebene Weise, wir haben immer nur auf das Vermitteln- de gedacht. Nur sagten wir voraus, durch dieses letztere wird das Denken meiner als Bestimmten [sic] objektiv, als Bestimmenden wieder subjektiv vereinigt mit der Hauptsynthesis. Das Abgesonderte wollen wir wieder in seiner Vereinigung ansehen, wir reflektieren auf die Synthesis, und es erscheint ein bloß Gedachtes.

(Es geht den Menschen schwer ein, die Idealität der Zeit zu begreifen, in der zuerst absolvierten Betrachtung sind wir erst auf dem gemeinen Gesichtspunkte bestanden. Da haben wir von der Bestimmtheit die Kraft als etwas Absolutes betrachtet [sic], jetzt solls nicht mehr so sein, wir erinnern uns daran, dass das erst Vermittelte Bestimmung unseres Selbst ist durch die Grundsynthesis, über die wir uns stellen [sic].) -

Durch das Mannigfaltige der Einbildungskraft sehe ich mein Bestimmen (das Noumen); woher nun dieses Bestimmen, das ich da hindurchsehen soll? Gegeben kanns nicht sein, ich selbst bestimme mich ja selbst und bin mir desselben als mein Bestimmen unmittelbar bewusst. Dieses Bewusstsein ist ja aber die Hauptsynthesis. Der Hauptgedanke ist: Das ist das Gesetz unseres Denkens, dass wir dem Mittelpunkte manches anknüpfen. 

Das jetzt Angeknüpfte ist ja nicht der Mittelpunkt, sondern etwas durch die Kategorien der Substantialität und Kausalität Angeknüpftes. Man beschreibe erst den Mittelpunkt; dieser ist das sich selbst Bestimmende, unmittel- bar - nicht durch etwas anderes hindurch - Gesehene. Das Bewusstsein ist gleichsam der Zirkel, das Intelligible der Mittelpunkt; die Peripherie ist nach notwendigen Gesetzen des Denkens an den Mittelpunkt angeknüpft, sie enthält alles Empirische, Sinnliche. 

Wir haben uns jetzt in die Peripherie verloren, nun kehren wir wieder in das Zentrum zurück und zeigen, wie eben solche und keine anderen Radien gezogen werden müssen. In diesem Mittelpunkte ist das Bestimmen durch bloßes Denklen mit dem Auffassen des Unendlichen durch die Einbildungkraft unzertrennlich vereinigt und fällt in einen Akt des Bewusstseins.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 206f.
   



Nota. - Ich bin inzwischen fast sicher, dass Krause dem Rat des Vortragenden nicht gefolgt ist und versucht hat, den Wortlaut des Vortrages mitzuschreiben. Dabei gehen unvermeidlich manche Übergänge verloren, doch weil der Prototkollant mehr auf den Wortlaut als auf den Sinn geachtet hat, kann er sie nachträglich nicht ergänzen.
JE






Nota - Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

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