Freitag, 31. März 2017

Das Ich ist immer ein doppeltes...


2. Form des synthetischen Denkens A

Das Mannigfaltige wurde von uns angesehen als im Verhältnisse der Dependenz; erst durch den Zweckbegriff hindurch sehen wir das Objekt; bloß dadurch, dass der Zweckbegriff ein gefärbtes gespaltenes Glas ist. So bei der Kategorie der Substanz. In Rücksicht des letztern bloß mit dem Unterschiede, dass das Bestimmte durch diese Synthesis nicht erst wurde, wie bei der Kausalität, sondern dass ein reines Denken, wodurch das Bestim- men erst entstanden wäre, vorausgesetzt wurde. - 

Bisher war nur etwas das Vermittelnde, ein anderes in derselben Rücksicht das Vermittelte. Hier ists anders, das Mannigfaltige wird gedacht neben einander, ohne Dependenz in Wechselwirkung, aber es liegt nicht zerstückt als etwas, das einander fremd sei, sondern beide greifen ineinander ein und sind gleichsam vermittelt, aber nur so, dass beide Prädikate beiden zukommen [und] dass beide durch einander hindurch gesehen werden. Der ur- sprüngliche Akt der gegenwärtigen Synthesis ist gleichsdam ein doppelter, wie es mit dem ursprtünglichen Akt des Ich, das immer ein doppeltes ist, sich nicht anders verhalten konnte.

Erläuterung. Ich stehe bei einer Bestimmung des Gemüts, in welcher das ganze Bewusstsein seine[m] Grund- faden und [seinen ] Grundbestimmungen nach enthalten ist. Dies ist der Wissenschaftslehre eigentümlich, in anderen Philosophien liegt ein einfaches Denken in bloßer mechanischer Reihe, nicht aber in organischer Rei- he. Ebenso verhält sich Fichtes Physik zu den gewöhnlichen. In letzteren herrscht überall Mechanismus, in Fichtes liegt keine einfache Kraft A, sondern jedes A ist eine Sammlung mehrerer Kräfte in Wechselwirkung.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 209
 





 

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