Samstag, 18. März 2017

Real und ideal gilt nur relativ.


Tsukahara

Es folgt also

Die Lehre von der produktiven Einbildungskraft.


Um uns den Weg zu bahnen, untersuchen wir erst etwas anderes. Wir orientieren uns eigentlich. Das gegen- wärtig überlegte Denken war das reale Denken, es ist vermittelt durch das Denken der Bestimmtheit, einer verursachenden sachlichen //200// Kraft. Diese ist in gewisser Beziehung auch ideal. Es ist demnach hier Syn- thesis des Idealen und Realen.

(Die Begriffe Ideales uns Reales gelten nur relativ, in den Zwischenräumen liegen Mittelglieder, die ideal und real sind, je nachdem man sie vorwärts oder rückwärts bezieht.)

Diese Synthesis und ihre Bestimmtheit ist wieder durch eine andere Synthesis vermittelt. Wir sehen, dass wir anstatt des obigen Plans, ein einzelnes Denken aneinander zu knüpfen, lauter Synthesen aufstellen. Die ver- mittelnde Synthesis nun, durch welche  hindurch die Bestimmtheit der physischen Kraft bestimmt würde, wäre das Entwerfen des Zweckbegriffs, in der folgendes liegt: das Entwerfende, Tätige, dem - inwiefern es Intelli- genz ist - entgegensteht die tätig sinnliche Kraft; zweitens das Bestimmte, was den wirklichen Zweckbegriff hat. 

Beides ist nur durcheinander möglich, dies ist nun selbst in gewisser Rücksicht im Verhältnisse der Idealität und Realität; nur betrachte man diese Objektivität noch nicht sinnlich, es ist bloß von Anhalten und Bestehen des Denkens die Rede, beides ist offenbar beieinander. Im Entwerfen ist die Aussicht auf den künftigen Zweckbe- griff, im Realen ist der aufgefasste bestimmte Begriff vom Zwecke. (Wir können sagen: Das Ich entsteht für sich durch eine Synthesis seiner selbst als ideal und real, als bloß denkend und [bloß] fühlend.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 199f. 



Nota. - Dass die Wissenschaftslehre den Gang des lebendigen Vorstellens nachzeichne und nicht das Verhältnis definierter Begriffe zueinander, ist keine formale Unterscheidung. Der Begriff ist eingegrenzt, er endet, wo der Nachbarbegriff (den man insofern als seinen Gegen-Satz ansehen kann) anfängt. Im  lebendigen Vorstellen bleiben die Begriffe gleichsam als bloße Markierungen am Wegrand liegen; tatsächlich verweist jeder (reale) Fort-Schritt im Denken schon auf den möglichen nächsten und, wenn man (ideal) rückwärts blickt, noch auf den vorangegangenen. - Es ist ja immer nur ein Übergehen vom Bestimmbaren zum Bestimmten, und wo immer man sich befindet, ist - relativ; wie die Unterscheidung von Real und Ideal.
JE











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