Sonntag, 2. April 2017

An diese Versinnlichung des Denkens schließt sich die ganze Welt an.



Hier müssten wir im Allgemeinen zuvörderst ansehen, wie die Intelligenz dazu kommt, sich sinnliche Kraft, id est einen Leib zuzuschreiben und eine Kraftäußerung desselben. Letztere ist gar nichts anderes als das reine Denken, lediglich durch die Einbildungskraft hindurch erblickt. Mein Denken, dass die Hand sich bewegt, und die Bewegung derselben ist eins, aber Denken ists, wenn ich mir desselben unmittelbar bewusst werde; Bewe- gung, wenn ichs durch die Einbildungkraft hindurchgesehen betrachte. An diese Versinnlichung schließt sich die ganze Welt an, hier [in diesem Vortrag] geht die Versinnlichung bloß bis zum Bestimmen.

Dogmatiker, die doch moralische und religiöse Gesinnung haben, sind genötigt zu sagen: Gott habe die Welt erschaf-//211//en. Gott ist bei ihnen reine Intelligenz. Dessen [sic] Bestimmungen können doch nur in Begriffen bestehen. So verhält sichs hier mit dem Ich, es ist Intelligenz und seine Bestimmungen sind bloße reine Begrif- fe. Fürs Ich ist auch eine materielle Welt da, es müssten sonach diese reinen Bewgriffe sich verwandeln in eine materielle Welt. Aber nur in eine materielle Welt nur für sie [für die Intelligenz], bei Gott aber auch für eine andere, in eine selbstständige materielle Welt. 

Ersteres muss der transzendentale Idealist erklären. Er muss daher zeigen, wie die reinen Begriffe sich in einer Ansicht in materielle Substanzen verwandeln. Dies ist hier gezeigt bis zur Versinnlichung unserer selbst.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 210
f.    



Nota. - Aufgabe der dogmatischen Philosophie wäre: darzustellen, wie die materiellen Substanzen sich selber in Begriffe verwandeln; was ihr nicht gelingt, weil die Materie nicht als selber tätig gedacht werden kann (ohne aufzuhören, Materie zu sein). Die endliche Intelligenz ist Agilität schlechthin, es war zu zeigen, wie daraus Be- griffe entstehen können; nur daraus.
JE





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