Donnerstag, 6. April 2017
Wechselwirkung ist die Kategorie der Kategorien
Millet
Anmerkung. Substantialität wird nicht ohne Kausalität gedacht und Kausalität nicht ohne Substanz. Das Akzi- dens ist nie etwas anderes als bestimmte Äußerung der inneren Kraft, und die Substanz wäre das wirkende Ver- mögen, das immer angesehen wird als wirken könnend auf verschiedene Weise. Und umgekehrt, Wirksamkeit lässt sich nicht denken ohne Beziehung auf eine Kraft, und diese ist gleich dem Zentrum des Innern der Sub- stanz selbst.
Die Synthesis beider Kategorien ist die Kategorie der Wechselwirkung, die sich auf die Notwendigkeit gründet, das äußere [Vermögen] vom reinen Vermögen abzuleitren und umgekehrt. Sie ist Kategorien der Kategorien, Substantialität und Kausalität sind koordiniert, aber beide der Wechselwirkung subordiniert. -
Alles, was wir denken, sind Verhältnisse. Das sagt gewissermaßen auch Kant, doch ohne weitere Anwendung; die dritte Kategorie sei immer die Vereinigung der beiden ersten der Substantialität und Kau-//213//salität. Dies ist richtig und vortrefflich. Kant wollte allerdings einen reinen Idealismus aufstellen. Aber von dem bloß phi- losophischen Gesichtspunkte aus, da man über der Substanz schwebt, findet man Wechselwirksamkeit und Substantialität mit Kausalität selbst koordiniert.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 212f.
Nota. - Hegel hat in der Vorrede zur Phänomenologie des Geistes Amerika neu entdeckt: Die Substanz müsse 'auch als Subjekt gefasst' werden; doch das hat schon Spinoza nicht anders gehalten.* Dabei lehrt schon der gesunde Menschenverstand: Nur als Subjekt kann eine Substanz überhaupt gedacht werden. Die Wissenschaftslehre fügt nun aber hinzu: Das Subjekt ist gar nicht, sondern muss sich als solches immer erst setzen.
*) Ein reiner Objektivismus – Eleaten? – würde sagen: Die Subjekte mögen tun, was sie wollen; die Substanz liegt ihnen doch immer zu Grunde.
Nota II. - Es ist nicht überflüssig anzumerken, dass nicht von reellen physikalischen Phänomenen die Rede ist, sondern von den Vorstellungen, die wir ihnen unterlegen.
JE
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