V. Als Bedingung des Sebstbewusstseins ist eine Wirkung von außen, zufolge derselben eine gewisse Beschaf- fenheit des Leibes und zufolge dieser eine gewisse Einrichtung der Sinnenwelt gesetzt worden. Daher zuvör- derst: Soll Bewusstsein möglich sein, so muss die Sinnenwelt so beschaffen sein, [und] in diesem Verhältnisse zu unserem Leibe stehen, und weiter gibt es natürlich in der Sinnenewelt nichts als das, was im Verhältnisse zu unserem Leibe steht. Es ist für uns nur das, was Resultat dieses Verhältnisses ist.
Man vergesse nicht, dass diese Folgerung nur transzendental zu verstehen ist. Es ist so, heißt, wir müssen es so setzen: und weil wir es so setzen müssen, darum ist es so. Das Vorhandensein des Leibes wurde geschlossen aus der Selbstständigkeit und der Freiheit. Aber diese ist nur, inwiefern sie gesetzt wird: mithin auch, da das Begründete nicht weiter gehen kann als der Grund, der Leib nur gesetzt wird für den, durch den er gesetzt wird.
Die weitere Bestimmung des Leibes und, vermittelst seiner, der Sinnenwelt, ist geschlossen aus der notwendi- gen Gemeinschft freier Wesen, welche abermals Bedingung der Möglichkeit des Selbstbewusstseins ist, und so an unserem / ersten Punkte hängt. Weil in der Welt freie Wesen als solche in Gemeinschaft sein sollen, darum muss die Welt so eingerichtet sein. Nun aber ist die Welt freier Wesen lediglich, inwiefern sie dieselbe setzen: keinesweges mit Freiheit, sondern mit absoluter Notwendigkeit: und ein auf diese Weise Gesetztes hat für uns Realität.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 72f.
Nota. - Die Wissenschaftslehre soll sein ein sich selbst begründendes System; nicht ein System der Welt, wie sie 'wirklich ist', sondern das System unserer Vorstellung von der Welt. Nicht ein faktisch-ursächliches, sondern ein logisch-bedeutendes System. Doch stehen sie nicht belangslos neben einander, sondern das eine bedeutet das an- dere; so rum und nicht andersrum.
JE
*) Bedenke: Paradoxa bestehen immer in der Vermengung zweier semantischer Ebenen im selben Satz; oder doch nicht im- mer?
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