Sonntag, 28. April 2019
Das ausschließende Prädikat der Realität ist Wirksamkeit.
a. Wirken ohne zu wirken bedeutet ein bloßes Vermögen. Dieses bloße Vermögen ist nichts als ein idealer Begriff: und es wäre ein leerer Gedanke, einem solchen das ausschließende Prädikat der Realität, die Wirksamkeit, zuzu- schreiben, ohne anzunehmen, dass es reali-/siert sei. -
Nun ist das gesamte Vermögen der Person in der Sinnenwelt allerdings realisiert in dem Begiff ihres Leibes, der da ist, so gewiss die Person ist, der da fortdauert, so gewiss sie fortdauert, der ein vollendetes Ganzes materiel- ler Teile ist, und demnach eine bestimmte ursprüngliche Gestalt hat, nach dem obigen. Mein Leib müsste also wirken, tätig sein, ohne dass ich durch ihn wirke.
b. Aber mein Leib ist mein Leib lediglich, inwiefern er durch meinen Willen in Bewegung gesetzt ist, außerdem ist er nur Masse; er ist als mein Leib tätig lediglich, inwiefern ich durch ihn tätig bin. Nun soll ich im gegenwär- tigen Falle noch gar nicht Ich, demnach auch nicht tätig sein, demnach ist auch mein Leib nicht tätig. Er müsste daher durch sein bloßes Dasein im Raume und durch seine Gestalt wirken, und zwar so wirken, dass jedes ver- nünftige Wesen verbunden wäre, mich für ein der Vernunft Fähiges anzuerkennen und nach dieser Voraussetzung zu behandeln.
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 74f.
Nota. - Oha! Hier wird ein Bild - die Gestalt - selber zum Begriff, nämlich zum Begriff meines - all meines - Vermögens. Ein ganzer Zyklus des Bestimmens, in dem ein Anschauender ein Bild mit Qualitäten auszeichnet, wird übersprungen.
Im Prozess verallgemeinerten Austauschs begegnet ein jeder Warenbesitzer einem jeden andern Warenbe- sitzer als Marktsubjekt: Das ist die historische Wirklichkeit des Vernunftsystems. Die bürgerliche Gesellschaft macht die Herrschaft von Vernunft und Recht wirklich, indem sie sie [?!] bedingt. So kann Fichte, wie gesagt, noch nicht argumentieren. Er muss die gegenseitige Anerkennung der Subjekte als freier ihrer äußeren physi- schen Beschaffenheit anheften.
Das ist heikel. Gehört zur Gestalt des Vernunftwesens helle Haut und glattes Haar? Fichte selbst hätte gewiss nein nein! gerufen, aber aus der Logik seiner Darstellung folgt das nicht. Große krumme Nasen könnte einer willkürlich ausschließen wollen, F. würde sie nicht widerlegen können.
Da er die Gegebenheit eines Vernunftzustandes nicht historisch erklären - und das hieße hier: begründen - kann, muss er es überhistorisch, außerhistorisch, unhistorisch versuchen; naturalistisch, physiologisch. Zwar ist es logisch nicht notwendig, aber psychologisch liegt es nahe: Es macht ihn zusätzlich geneigt, die Vernunft für eine Gegebenheit vor der Zeit zu halten.
Das Überstrapazieren der transzendentalen Deduktion ist keine formale Unachtsamkeit; sie erweist sich als sachlicher Fehler.
JE
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