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Montag, 3. Juni 2019

Die Vorstellung von Kraft beruht auf den Vorstellungen von Wollen und Wirken.



Diese Vorstellung von Kraft lässt sich nur ableiten vom Bewusstsein des Wollens und der mit dem Wollen vereinigten Kausalität. Es ist also zuerst die Frage zu beantworten: Wie finden wir uns denn, indem wir uns wollend finden und diesem Wollen eine Kausalität in der Sinnenwelt zuschreiben? Dieser Punkt kann nicht aus Begriffen abgeleitet werden. Er ist ein weiter nicht abzuleitendes Erstes. – Man muss sich das Wollen überhaupt und die Form des Wollens reproduzieren und sich bei diesem Verfahren beobachten.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 123 


Nota I. - Ein anschauliches Beispiel dafür, inwiefern die genetische Methode der Wissenschaftslehre weder eine logische noch eine historische ist. In der Geschichte unseres Denkens war nicht zuerst eine Idee von wollen da, später kam eine Idee von wirken hinzu, und schließlich ein geistige Bild von Kraft. Und logisch würde man Kraft zuerst in der Physik bestimmen, wollen in der empirischen Psychologie und wirken vielleicht in der Metaphysik. Genetisch setzt dagegen die Vorstellung von Kraft die Vorstellungen von Wille und Wirkung voraus; sie kann nur aus ihnen hergeleitet werden. 

17. 5. 15 

Nota II. - Historisch, nämlich im Erleben von wirklich in ihrer Welt tätigen Individuen, war Kraft 'da' als eine Anschauung. Wollen, wirken, tun kam denen, die unter ihnen Philosophen waren, und die gab es schon zu Zeiten der Olympischen Spiele, erst nachträglich als Reflexionsprodukt in den Sinn. 

Die Wissenschaftslehre verfährt aber andersrum, umgekehrt: Nachdem sie als Ursprung allen wirklichen Setzens die Abstraktion eines Setzens-überhaupt, das Vermögen des Setzens vor aller Bestimmung freigelegt hat, macht sie kehrt und fügt Schritt für Schritt die Bestimmungen einzeln wieder hinzu. Und da sind wollen und wirken auf einander folgende Stufen der Bestimmtheit. Und schließlich werden sie anschaulich als Kraft.

Quod erat demonstrandum? Ja, genau! Die Probe auf die Wissenschaftslehre ist, ob sich ihr Abstieg ins Unbe- stimmte, ins schlechterdings Bestimmbare, so umkehren lässt, dass sich im Ergebnis die Befunde der tatsäch- lich gegebenen Vernunft, alias der Gesunde Menschverstand, durch fortschreitende Bestimmung daraus rekon- struieren lassen; freilich mit der Zutat, dass er sich erinnert, wie er sich hat verrenken müssen, um zu sich zu- rückzufinden.
JE

Samstag, 25. Mai 2019

Wissenschaftslehre ist keine Entwicklungspsychologie.



Die Wissenschaftslehre soll nicht sein, wie Hegels Phänomenologie des Geistes, eine reale Entwicklungsgeschichte des Bewusstseins oder der Vernunft; sondern ein abstraktes Modell der Bedingungen ihrer Möglichkeit. Die müssen sämtlich im selben Momet da sei, wenn vernünftiges Bewusstsein werden soll.

Wie aber individuelles Bewusstsein in der Zeit wirklich entsteht, ist eine Frage an die empirische Forschung. Die Wissenschaft, die sich damit befasst, ist die Psychologie.


28. 9. 16


Die Bedingungen ihrer Möglichkeit: Das ist eine treffende Formulierung. Die Bedingung für die Realisierung ihrer Möglichkeit ist immer das mit freiem Willen begabte X, der Verständigung halber Ich genannt; aber so zu denken, als müsse es zu den als gegeben anzunehmenden Bedingungen als Meta-Bedingung aktiv hinzustoßen, um das Mögliche wirklich werden zu lassen.

Die Bedingungen der Möglichkeit sind das Schema, das durch wirkliche Tätigkeit belebt werden musste, damit Vernunft stattfand. 

So allerdings nur für die Reflexion, die von vollendeten Tatsachen ausgehen muss. Das System der Vernunft ist uns historisch gegeben. Wir müssen annehmen, dass es aus Tätigkeit geworden ist. Ziehen wir die Tätigkeit von der Vernunft ab, bleibt übrig ihr Schema



 

Montag, 10. September 2018

Der Gegenstand des Gefühls.


Das Gefühl ist Affektion unserer selbst, es wird im Gefühle uns etwas angetan, es muss also etwas in uns sein, dem es angetan wird, und dies ist unser Handeln, aber es ist für uns nichts ohne Beschränktheit und Beschränkt- heit nicht ohne Handeln, daraus besteht nun das Fühlbare. Durch das Handeln ist es für uns; dadurch, dass es beschränkt ist, ist es Gegenstand des Gefühls. Alles unser Bewusstsein geht aus von einer Wechselwirkung des Handelns und der Beschränktheit, beides ist beisammen, und dies ist das Objekt des Gefühls.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 155  


Nota I. – Die Wissenschaftslehre ist keine empirische Psychologie, sondern ein transzendentales Schema, das die Entstehung des Bewusstseins verständlich macht. Darum ist vom Gefühl in ihr stets nur die Rede, soweit es für die Entstehung des Bewusstseins eine Rolle spielt. – Das Tier handelt nicht im hier gemeinten Sinn. Fühlt es nicht? Soweit es für das Entstehen des Bewusstseins von Belang ist: nein, nämlich nicht als Beschränktheit. (Be-griffe sind nicht dazu da, etwas nicht Vorhandenes neu zu konstruieren, sondern etwas in der Wirklichkeit Ge-schehendes – die Entstehung des Bewusstseins – zu beschreiben; also sind sie tautologisch.)

30. 10. 15

Nota II. - Die Wissenschaftslehre ist nicht das transzendentale Schema der Entstehung "der Bewusstseins", sondern das Schema der Entstehung der vernünftigen Bewusstseins; denn wäre es nicht vernünftig, wäre es für sie kein Bewusstsein. Der harte Kern der Vernünftigkeit ist der Glaube an die Wirklichkeit der Welt und an das Ge- setz von Ursache und Wirkung. Die Wissenschaftslehre will erklären, wie wir zu diesem Glauben kommen, da in unserm Wissen doch gar keine Dinge vorkommen, sondern lediglich Vorstellungen. 

Wir unterscheiden Vostellungen, denen Etwas außerhalb unseres Bewusstsein entspricht, von solchen, denen außerhalb des Bewusstseins nichts entspricht (Noumena und Schnapsideen). Der Unterschied ist, dass wir von den einen Erfahrungen haben, von den andern nicht. Erfahrungen beruhen auf Gefühlen. Wir glauben in den Gefühlen die Wirkungen der Gegenstände auf uns wahrzunehmen. Sie sind aber - für einen 'außenstehenden Beobachter' - Wechsel wirkungen mit unserm Handeln, das gewissermaßen 'angefangen' hat: Sie sind der Wider- stand, den das Nicht-Ich meiner primären Tätigkeit entgegensetzt und mich beschränkt. Dies ist die erste Synthesis und der Anfang von allem Wirklichen.
JE


Freitag, 24. August 2018

Das Ich ist keine Substanz.

Himi  / pixelio.de

Das ich ist nicht Seele, die Substanz ist; jeder denkt sich bei dem Ich noch etwas im Hinterhalte. Man denkt, ehe ich so und so es machen kann, muss ich sein. Diese Vorstellung muss gehoben werden. Wer dies behauptet, be- hauptet, dass das Ich unabhängig von seiner Handlungen sei.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 29


Nota. -  Die Wissenschaftslehre ist keine theoretische Psychologie, kein metaphysisches Weltsystem, keine Seelen- kunde. Sie ist Vernunftkritik. Das Ich, von dem die Wissenschaftslehre redet, ist Vernunft in der Tätigkeitsform. Von nichts Anderm handelt sie. Wie andere Wissenszweige ihr Ich auffassen, ist deren Sache, die Wissenschafts- lehre mischt sich da nicht ein, und keine von deren Bestimmungen gehört in die Wisenschaftslehre. Das Ich ist ausschließlich das, was vernünftig tätig ist - und nur, sofern es vernünftig tätig ist.

Die Wissenschaftslehre will sein ein Modell der Vernunft. Sie ist von Fichte nicht zu ihrem Ende gebracht wor- den. Das bleibt  noch zu tun.
JE 



Dienstag, 12. Juni 2018

Individuum bin ich im Gegensatz zu den andern Vernunftwesen.

Lothar Sauer

Ich setze mich als Individuum im Gegensatz mit einem anderen bestimmten Individuum, indem ich mir eine Sphäre für meine Freiheit zuschreibe, von den anderen, und dem anderen eine zuschreiben, von der ich mich ausschließe – es versteht sich, lediglich im Denken eines Faktums und zufolge dieses Faktums. Ich habe mich als frei gesetzt, neben ihm und unbeschadet der Möglichkeit seiner Freiheit. Durch dieses Setzen meiner Frei-heit habe ich mich bestimmt. Das Freisein macht meinen wesentlichen Charakter aus. 
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 51



Nota I.  Auch das Individuum ist in der Wissenschaftslehre nicht das, was in Biologie oder Psychologie so heißt. Es ist vielmehr das bestimmte einzelne vernünftige Wesen in seinem Verhältnis – und Gegensatz – zu den anderen vernünftigen Wesen. Was nicht zu seiner Vernünftigkeit gehört – Sinnlichkeit, Leidenschaft, Irr - tum – , kommt noch nicht in Betracht.

Individuum im Sinne der Wissenschaftslehre ist derjenige, der auf dem Weg der Bestimmung seines Wollens in der Reihe all der andern vernünftigen Individuen schon ein gewisses Stück zurückgelegt hat.*

Und genau besehen ist vernünftig überhaupt erst seine Wechselwirkung mit jenen. 

20. 2. 16


*Nota II. - Auch Individuum ist das Ich nur, sofern es vernünftig ist. Aber es unterscheidet sich von den anderen vernünftigen Wesen dadurch, dass es sein Wollen zu diesem bestimmt hat. Denn wenn dem anders wäre, geriete es nicht in die Pflicht, seine Freiheit selber an der Freiheit der Andern beschränken zu sollen. (Das hätte ich oben schon deutlicher sagen können.)
JE


Mittwoch, 21. März 2018

"Denkzwang" - ein Scheinproblem.


Ja, ich glaube, Fichte hat mit der Gleichsetzung des 'Denkzwangs' mit dem sinnlichen Gefühl ein krummes Ding gedreht. Es war aber systematisch ganz überflüssig. Das Materielle dem Geistigen assimilieren oder - in diesem Fall - umgekehrt, ist nur nötig in einem System, wo sie vorab dogmatisch unterschieden waren, aber gerade das ist in der Wissenschaftslehre ja nicht der Fall. Da geht es von Anfang bis Ende nur um die Vorstel- lungen von diesem oder jenem. Da mag man unterscheiden, welche Vorstellung notwendig, welche durch Frei- heit möglich, oder welche auch ganz überflüssig ist; welche beanspruchen darf, sich auf ein Objekt außer ihr zu beziehen, und welche selber nur wieder auf Vorstellungen geht. Und so weiter. Objektivität, Notwendigkeit: denen entspricht 'Denkzwang'. 

'Gefühl' wurde erfordert, damit etwas als Etwas angeschaut werden könne, angeschaut werden muss es, wenn darauf reflektiert werden soll; besser gesagt, das Anschauen ist das Reflektieren: das Fassen als Begriff. 

Um dies alle geht es hier aber gar nicht.

Hier geht es um die Auffassung des wirklichen Ich als Zustand. Ein Gesamtzustand ist gemeint, in den alle Ge- fühle eingehen und auf den jedes einzelne Gefühl bezogen wird. Es ist aber nicht nötig, den Gesamtzustand nur als aus Gefühlen zusammengesetzt aufzufassen. Man bräuchte ihn nur etwas weiter zu definieren, um den 'Denk- zwang' darin unterzubringen. Doch wozu könnte das gut sein? Das wäre eine metaphysische Frage einer am Rande stehenden höheren Intelligenz, die wissen will: "Woraus setzt sich der Gesamtzustand zusammen?" Hier war nur zu setzen, dass er ist; zu bestimmen, was er ist, hat die Transzendentalphilosophie nicht mehr.

Es ist vielmehr, wenn es nicht Sache der empirischen Psychologie ist, eine Sache der Hirnforschung. Physio- logisch, d. h. entweder am Ort oder an der individuellen Tätigkeitsweise der Neuronen, lässt sich dieses von jenem Merken gar nicht unterscheiden; die bildgebenden Verfahren erlauben nur, einen neuronalen Vorgang an dieser Stelle im Gehirn mit jenem Vorgang im übrigen Organismus zu korrelieren. Alles weitere ist Sache der Erfahrung und der Interpretation. In der Tat: Das Gehirn ist ein System, seine Wirklichkeit ist Zustand. Nur im Labor lässt sich Dieses von Jenem isolieren.

Fichte hat gut daran getan, sich auf dieses Terrain nicht zu begeben. Davon konnte er nichts wissen, und als Transzendentalsphilosoph musste er davon nicht wissen.

Samstag, 21. Januar 2017

Bewusst und vernünftig bedeuten bei Fichte dasselbe.



Das verbreitete Missverstehen der Wissenschaftslehre als eine Entstehungsgeschichte des Bewusstseins liegt daran, dass Fichte, wenn er von Bewusstsein redet, selbstverständlich das vernünftige Bewusstsein meint; er sagt es nur nicht, weil es tautologisch wäre. Doch 'vernünftig' ist hier Substanz, 'Bewusstsein' Akzidens. Die Wissenschaftslehre ist das artikuliert-lebendige Modell der Vernunft. Mit der Entstehung der Bewusstseine beschäftigt sich die Psychologie




Sonntag, 13. November 2016

Nachtrag: Ein Scheinproblem.



Ja, ich glaube, Fichte hat mit der Gleichsetzung des 'Denkzwangs' mit dem sinnlichen Gefühl ein krummes Ding gedreht. Es war aber systematisch ganz überflüssig. Das Materielle dem Geistigen assimilieren oder - in diesem Fall - umgekehrt, ist nur nötig in einem System, wo sie vorab dogmatisch unterschieden waren, aber gerade das ist in der Wissenschaftslehre ja nicht der Fall. Da geht es von Anfang bis Ende nur um die Vorstel- lungen von diesem oder jenem. Da mag man unterscheiden, welche Vorstellung notwendig, welche durch Frei- heit möglich, oder welche auch ganz überflüssig ist; welche beanspruchen darf, sich auf ein Objekt außer ihr zu beziehen, und welche selber nur wieder auf Vorstellungen geht. Und so weiter. Objektivität, Notwendigkeit: denen entspricht 'Denkzwang'. 

'Gefühl' wurde erfordert, damit etwas als Etwas angeschaut werden könne, angeschaut werden muss es, wenn darauf reflektiert werden soll; besser gesagt, das Anschauen ist das Reflektieren: das Fassen als Begriff. 

Um dies alle geht es hier aber gar nicht.

Hier geht es um die Auffassung des wirklichen Ich als Zustand. Ein Gesamtzustand ist gemeint, in den alle Ge- fühle eingehen und auf den jedes einzelne Gefühl bezogen wird. Es ist aber nicht nötig, den Gesamtzustand nur als aus Gefühlen zusammengesetzt aufzufassen. Man bräuchte ihn nur etwas weiter zu definieren, um den 'Denk- zwang' darin unterzubringen. Doch wozu könnte das gut sein? Das wäre eine metaphysische Frage einer am Rande stehenden höheren Intelligenz, die wissen will: "Woraus setzt sich der Gesamtzustand zusammen?" Hier war nur zu setzen, dass er ist; zu bestimmen, was er ist, hat die Transzendentalphilosophie nicht mehr.

Es ist vielmehr, wenn es nicht Sache der empirischen Psychologie ist, eine Sache der Hirnforschung. Physio- logisch, d. h. entweder am Ort oder an der individuellen Tätigkeitsweise der Neuronen, lässt sich dieses von jenem Merken gar nicht unterscheiden; die bildgebenden Verfahren erlauben nur, einen neuronalen Vorgang an dieser Stelle im Gehirn mit jenem Vorgang im übrigen Organismus zu korrelieren. Alles weitere ist Sache der Erfahrung und der Interpretation. In der Tat: Das Gehirn ist ein System, seine Wirklichkeit ist Zustand. Nur im Labor lässt sich Dieses von Jenem isolieren.

Fichte hat gut daran getan, sich auf dieses Terrain nicht zu begeben. Davon konnte er nichts wissen, und als Transzendentalsphilosoph musste er davon nicht wissen.


Montag, 7. November 2016

Das Bestimmbare schwebt der Einbildungskraft nur vor.


 
Aus der Freiheit der Intelligenz folgt, dass die Materie und mit ihr der Raum teilbar sein muss ins Unendliche, weil sonst die absolute Freiheit gehemmt wär, indem sie wenigstens so weit beschränkt wäre, einen bestimmten Teil der Materie in einen bestimmten Teil des Raumes zu denken. Ebenso muss der Raum Stetigkeit haben ins Unendliche; ich mag teilen, so weit ich will, so finde ich immer noch zu teilen; wenn dies nicht wäre, so hörte der Raum irgendwo auf, und dies wäre die Grenze meiner Freiheit.

Ich kann die Freiheit des Handelns nicht denken, ohne die Objekte schon zu haben. Ich bekomme den Raum mit den Objekten. Um die Handlung der Freiheit zu setzen, ein Objekt in einen beliebigen Raum zu setzen, muss das Objekt schon einen Raum haben, es erfüllt schon einen Raum, aber keinen Platz (keinen bestimmten Ort) im Raume. Es schwebt der Einbildungskraft nur vor.

Ich habe beides schon, es ist das Bestimmbare. Ich setze das Objekt in einen bestimmten Platz, das ist das Bestimmte, und denke mir, dass ich es auch anderswohin setzen könnte, wenn //115// ich es aber der Wahrheit nach bestimmen wolle, so müsse ich es an diesen bestimmten Platz setzen. Dies ist das Übergehen (alle Orts- bestimmung ist mittelbar und relativ.)
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Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 114f.
 



Nota I. - Hier ist nicht die Rede vom Raum der Astrophysik, sondern vom Raum in unserer Vorstellung. Einsteins gekrümmter Raum übersteigt unsere Vorstellung? Richtig, aber denken können wir ihn, indem wir uns mathematischer Symbole bedienen. Da unser Vorstellungsvermögen an drei Dimensionen gebunden ist, können wir uns den gekrümmten Raum nur als ein Kippbild vorstellen, in dem zwei inkommensurable An- schauungen mit einander konkurrieren.

Nota II. - Das Bestimmbare schwebt der Einbildungskraft nur vor: Da versteht jeder, wie es gemeint ist. Was ich mir nur vage, aber fragend vorstelle, ist noch nicht ganz wirklich, aber ganz unwirklich ist es auch nicht mehr. Das ist keine Sache der Psychologie, sondern des zweckmäßig operierenden Verstandes. Es ist irgendwie etwas, aber nichr dieses oder jenes: Es ist nicht definiert, es taugt nicht zum Begriff. In der formalen, diskursiven Logik hat es keinen Platz. Aber in der materialen Logik des Vorstellens ist es der Anfang von Allem.
JE






Mittwoch, 28. September 2016

Wissenschaftslehre ist keine Entwicklungspsychologie.



Die Wissenschaftslehre soll nicht sein, wie Hegels Phänomenologie des Geistes, eine reale Entwicklungsgeschichte des Bewusstseins oder der Vernunft; sondern ein abstraktes Modell der Bedingungen ihrer Möglichkeit. Die müssen sämtlich im selben Momet da sei, wenn vernünftiges Bewusstsein werden soll.

Wie aber individuelles Bewusstsein in der Zeit wirklich entsteht, ist eine Frage an die empirische Forschung. Die Wissenschaft, die sich damit befasst, ist die Psychologie






Sonntag, 3. Juli 2016

Bewusstsein ist kein Zustand.



Was hat man nun getan, indem man handelte, und wie hat man es getan?

Ich bin mir irgend eines Objekts B bewusst, dessen aber kann ich mir nicht bewusst sein, ohne mir meiner selbst bewusst zu sein, denn B ist nicht Ich, und ich bin nicht B. Ich bin mir aber nur dadurch meines selbst bewusst, dass ich mir des Bewusstseins bewusst bin. Ich muss mir also bewusst sein des Aktes des B, des Bewusstseins vom Bewusstsein. 

Wie werde ich mir dessen bewusst? Dies geht ins Unendliche fort, und auf diese Weise lässt sich das Bewusst-sein nicht erklären. Der Hauptgrund ist, dass das Bewusstsein als Zustand des Gemüts, [also] immer als Objekt genommen wurde, wozu es den immer eines anderen Subjektes bedurfte. Wären dies die bisherigen Philosophi-en inne geworden, so würden sie vielleicht auf den rechten Punkt gekommen sein.

Dieser Einwurf ist nur so zu heben, dass man ein Objekt des Bewusstseins finde, welches zugleich Subjekt wäre; dadurch ein unmittelbares Bewusstsein aufgezeigt würde, ein Objekt, dem man nicht ein neues Subjekt entgegenzusetzen hat.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 30


Nota. - Bewusst sein ist kein Zustand. 'Sondern ein Akt', müsste hier folgen; actus purus. Aber das ist eher ein Thema der Psychologie und interessiert F. an dieser Stelle nicht. Hier geht es darum: Wenn ich mir das Be-wusstsein als einen Zustand vorstelle, erscheint es als ruhendes Objekt eines Vorstellenden und nicht selbst als vorstellend - und folglich als etwas anderes als ich, es kommt niemals in mich hinein und ich nicht in es. Die Vorstellung, dass ich auf bewusste Weise bin, und zwar in der Verlaufsform und nicht als Ruhe, wird so abge-schnitten.  

Aber dies ist immerhin ein Wink an die empirischen Psychologen, in welcher Richtung sie suchen sollen, und so behauptet die Transzendentalphilosophie immerhin ihren Nutzen als Regulativ der realen Wissenschaften.
JE



Sonntag, 5. Juni 2016

Schema, Zeit, Deliberieren und genetische Darstellung.



Die WL schaut nicht dem Bewusstsein bei seiner Entstehung zu - das wäre Sache der empirischen Psychologie, wo es um das Bewusstsein der Individuen geht, und der historischen Anthropolgie, wo es um die Bewusstseinsverfassung der Gattung geht. Sondern sie stellt das historisch einmal entstandene vernünftige Bewusstsein so dar, als ob es mit jedem seiner Akte immer wieder von neuem entstehen müsste, und zwar stets auf einen Schlag. Sie ist das Schema der Vernünftigkeit selbst.

Die erste Weise der Darstellung wäre die historische, die zweite Darstellung nennt Fichte die genetische: Sie übergeht die Irrwege und Abwege, die das faktische Bewusstsein immer genommen hat und immer wieder nimmt, und stellt den von allen zufälligen Fehlern bereinigten Idealtyp dar. 

Sie ist aber auch nicht logisch. Die Logik hat es mit festgestellten, ruhenden Begriffen zu tun, und den zeitlosen Schlussregeln. Es geschieht in ihr nichts, geschweige denn, es handle einer; in ihr ist alles ohne Zeit.

Auch in der genetischen Darstellung entfällt die Zeit, die es nur in der historischen Wirklichkeit gibt - nämlich soweit ich sie als Verlauf und Dauer auffasse, denn die entstehen erst durch das 'Schweben' im Denken der wirklich deliberierenden Subjekte. Nicht aber, soweit sie eine Richtung, ein Progress ist: Da folgt eines auf das andere und das andere aus dem einen. Umkehren lässt sich das immer nur in der Reflexion, die von der Tätigkeit abstrahiert und überall nur fertige Begriffe findet.


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Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE 

Samstag, 20. Februar 2016

Individuum bin ich im Gegensatz zu einem andern Vernunftwesen.


Lothar Sauer

Ich setze mich als Individuum im Gegensatz mit einem anderen bestimmten Individuum, indem ich mir eine Sphäre für meine Freiheit zuschreibe, von den anderen, und dem anderen eine zuschreiben, von der ich mich ausschließe – es versteht sich, lediglich im Denken eines Faktums und zufolge dieses Faktums. Ich habe mich als frei gesetzt, neben ihm und unbeschadet der Möglichkeit seiner Freiheit. Durch dieses Setzen meiner Frei-heit habe ich mich bestimmt. Das Freisein macht meinen wesentlichen Charakter aus. 
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 51



Nota.  Auch das Individuum ist in der Wissenschaftslehre nicht das, was in Biologie oder Psychologie so heißt. Es ist vielmehr das bestimmte einzelne vernünftige Wesen in seinem Verhältnis – und Gegensatz – zu den anderen vernünftigen Wesen. Was nicht zu seiner Vernünftigkeit gehört – Sinnlichkeit, Leidenschaft, Irrtum – , kommt noch nicht in Betracht.

Individuum im Sinne der Wissenschaftslehre ist derjenige, der auf dem Weg der Bestimmung seines Wollens in der Reihe all der andern vernünftigen Individuen schon ein gewisses Stück zurückgelegt hat. 

Und genau besehen ist vernünftig überhaupt erst seine Wechselwirkung mit jenen. 
JE



Freitag, 30. Oktober 2015

Der Gegenstand des Gefühls.



Das Gefühl ist Affektion unserer selbst, es wird im Gefühle uns etwas angetan, es muss also etwas in uns sein, dem es angetan wird, und dies ist unser Handeln, aber es ist für uns nichts ohne Beschränktheit und Be-schränktheit nicht ohne Handeln, daraus besteht nun das Fühlbare. Durch das Handeln ist es für uns; dadurch, dass es beschränkt ist, ist es Gegenstand des Gefühls. Alles unser Bewusstsein geht aus von einer Wechselwir-kung des Handelns und der Beschränktheit, beides ist beisammen, und dies ist das Objekt des Gefühls.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 155  


Nota. – Die Wissenschaftslehre ist keine empirische Psychologie, sondern ein transzendentales Schema, das die Entstehung des Bewusstseins verständlich macht. Darum ist vom Gefühl in ihr stets nur die Rede, soweit es für die Entstehung des Bewusstseins eine Rolle spielt . – Das Tier handelt nicht im hier gemeinten Sinn. Fühlt es nicht? Soweit es für das Entstehen des Bewusstseins von Belang ist: nein, nämlich nicht als Beschränktheit. (Be-griffe sind nicht dazu da, etwas nicht Vorhandenes neu zu konstruieren, sondern etwas in der Wirklichkeit Ge-schehendes – die Entstehung des Bewusstseins – zu beschreiben; also sind sie tautologisch.)
JE



Sonntag, 23. August 2015

Das Individuum ist die Grenze der Vernunft.


Der Zweck wird uns in der Aufforderung gegeben, also die individuelle Vernunft lässt sich aus sich selbst nicht erklären - [dies] ist das wichtigste Resultat, es besteht nur im Ganzen durchs Ganze und als Teil des Ganzen. Denn wie soll sonst Kenntnis eines Vernunftwesens außer ihm zu erklären sein, wenn in ihm kein Mangel ist? 

Dies ist so dargetan worden: Wir haben uns Mühe gegeben, den Zweckbegriff zu erklären, da kamen wir in einen Zirkel; nun aber ist sie beantwortet, denn im Fortlaufe der Vernunft ists damit nicht schwer, es ist nur darum zu tun, den ersten Zweckbegriff dar-/zulegen; den ersten aber bekommen wir, doch wird uns der Zweck nicht als Bestimmtes, sondern überhaupt der Form nach gegeben, etwas, woraus wir wählen können. (Vide in der Rechtslehre Folgerungen daraus.) 

Kein Individuum kann sich aus sich selbst erklären. Wenn man also auf ein erstes Individuum kommt, worauf man kommen muss, so muss man auch ein noch höheres unbegreifliches Wesen annehmen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 177f.


Nota. - Wieso aber sollte man das Individuum in und aus der Transzendentalphilosophie erklären wollen? Die Transzendentalphilosophie beschäftigt sich mit dem, was an den Individuen Ichheit ist. Außer Ichheit sind sie auch noch Leib, Stoffwechsel, Leidenschaft und vieles mehr. Reicht das nicht aus, um aus abstrakten Vernunft- wesen lebendige Individuen zu machen? 

Es ist wahr, in einem großen Quantum - um im Bilde zu bleiben - von Leib, Stoffwechsel und gar Leidenschaft hat Vernunft nichts zu suchen, es sei denn als ihre Grenze. Und eben darum sind die wirklichen Menschen in der 'Reihe vernünftiger Wesen' unaustauschbare Individuen. Denn historisch ist es ja andersrum: Leib, Stoff- wechsel und Leidenschaften verfolgen vor jeder Vernunft in der sinnlichen Welt ihre Zwecke ohne allen Be- griff. Vernunft und die Erfordernis, ihre Zwecke in Begriffe zu fassen, ergeben sich erst daraus, dass sich in der sinnlichen Welt ihre Wege kreuzen und schon immer gekreuzt haben. Die individuelle Vernunft entsteht dar- aus, dass das sinnliche Individuum von der Reihe der andern freien Wesen zur Vernunft aufgefordert wird; aufgefordert wird, seine Freiheit gegen seine Sinnlichkeit geltend zu machen. Die Individualität ist in der Welt das, was am wenigsten der Erklärung bedarf.

Dass er in der Wissenschaftslehre ein "noch höheres unbegreifliches Wesen" unterbringen will, ist im Übrigen aus dem längst ausgebrochenen Atheismusstreit zu erklären; biographisch, aber nicht logisch.

Nota II. - Obiges ist der Kommentar von einem, der noch nicht weit genug in die Wissenschaftslehre eingedrungen war. Auch das Individuum ist in der Wissenschaftslehre nicht das, was in Biologie oder Psychologie so heißt. Es ist vielmehr das bestimmte einzelne vernünftige Wesen in seinem Verhältnis – und Gegensatz – zu den anderen vernünftigen Wesen. Was nicht zu seiner Vernünftigkeit gehört – Sinnlichkeit, Leidenschaft, Irrtum – , kommt noch nicht in Betracht.

Individuum im Sinne der Wissenschaftslehre ist derjenige, der auf dem Weg der Bestimmung seines Wollens in der Reihe all der andern vernünftigen Individuen schon ein gewisses Stück zurückgelegt hat. 

Und genau besehen ist vernünftig überhaupt erst seine Wechselwirkung mit jenen.
JE im Feb. 2016



Sonntag, 17. Mai 2015

Die Vorstellung von Kraft beruht auf den Vorstellungen von Wollen und Wirken.



Diese Vorstellung von Kraft lässt sich nur ableiten vom Bewusstsein des Wollens und der mit dem Wollen vereinigten Kausalität. Es ist also zuerst die Frage zu beantworten: Wie finden wir uns denn, indem wir uns wollend finden und diesem Wollen eine Kausalität in der Sinnenwelt zuschreiben? Dieser Punkt kann nicht aus Begriffen abgeleitet werden. Er ist ein weiter nicht abzuleitendes Erstes. – Man muss sich das Wollen überhaupt und die Form des Wollens reproduzieren und sich bei diesem Verfahren beobachten.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 123 


Nota. - Ein anschauliches Beispiel dafür, inwiefern die genetische Methode der Wissenschaftslehre weder eine logische noch eine historische ist. In der Geschichte unseres Denkens war nicht zuerst eine Idee von wollen da, später kam eine Idee von wirken hinzu, und schließlich ein geistige Bild von Kraft. Und logisch würde man Kraft zuerst in der Physik bestimmen, wollen in der empirischen Psychologie und wirken vielleicht in der Metaphysik. Genetisch setzt dagegen die Vorstellung von Kraft die Vorstellungen von Wille und Wirkung voraus; sie kann nur aus ihnen hergeleitet werden. 
JE



Dienstag, 31. März 2015

Die 'Reihe vernünftiger Wesen' ist dem Individuum als eine Aufforderung vorgegeben.


Lothar Sauer

Dieser Begriff der Selbstheit als Person ist nicht möglich ohne Begriff von einer Vernunft außer uns; dieser Begriff wird also auch konstruiert durch Herausgreifen aus einer höheren, weiteren Sphäre. Die erste Vorstel-lung, die ich haben kann, ist sie Aufforderung meiner als Individuum zu einem freien Wollen.

Dies ist eine Erkenntnis, wie wir sie suchten, in welcher das Wollen gleich drinnen läge, mit ihrer Erkenntnis ist ein Wille begleitet. Sinnlich betrachtet ist es so: Entweder ich handle nach dem Willen oder nicht; habe ich die Aufforderung verstanden, so entschließe ich mich doch durch Selbstbestimmung, nicht zu handeln, der Auf-forderung zu widerstreben, und handle durch Nicht-Handeln.

Freilich muss die Aufforderung verstanden sein, dann muss man aber handeln, auch wenn man ihr nicht ge-horcht, in jedem Falle äußere ich meine Freiheit. So müssen wir's uns jetzt denken. Aber man kann höher fra-gen: Welches ist der transzendentale Grund dieser Behauptung? Der Zweck wird uns mit der Aufforderung gegeben, also die individuelle Vernunft lässt sich aus sich selbst nicht erklären, [das ist] das wichtigste Resultat, es besteht nur im Ganzen durchs Ganze und als Teil des Ganzen; denn wie soll sonst Kenntnis eines Vernunft-wesens außer ihm zu erklären [sein,] wenn in ihm keine Mangel ist?

Wir haben uns die Mühe gegeben, den Zweckbegriff zu erklären, da kamen wir in einen Zirkel. Nun aber ist sie beantwortet, denn im Fortlaufe der Vernunft ists damit nicht schwer, es ist nur darum zu tun, den ersten Zweckbegriff dar-/zulegen. Den ersten aber bekommen wir, doch wird uns der Zweck nicht als Bestimmtes, sondern überhaupt der Form nach gegeben, etwas, woraus wir wählen können. ... Kein Individuum kann sich aus sich selbst erklären. Wenn man also auf ein erstes Individuum kommt, worauf man kommen muss, so muss man auch ein noch höheres unbegreifliches Wesen annehmen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 177f.

Nota I. -
Wieso aber sollte man das Individuum in und aus der Transzendentalphilosophie erklären wollen? Die Transzendentalphilosophie beschäftigt sich mit dem, was an den Individuen Ichheit ist. Außer Ichheit sind sie auch noch Leib, Stoffwechsel, Leidenschaft und vieles mehr. Reicht das nicht aus, um aus abstrakten Vernunft-wesen lebendige Individuen zu machen?


Es ist wahr, in einem großen Quantum - um im Bilde zu bleiben - von Leib, Stoffwechsel und gar Leiden-schaft hat Vernunft nichts zu suchen, es sei denn als ihre Grenze. Und eben darum sind die wirklichen Men-schen in der 'Reihe vernünftiger Wesen' unaustauschbare Individuen. Denn historisch ist es ja andersrum: Leib, Stoffwechsel und Leidenschaften verfolgen vor jeder Vernunft in der sinnlichen Welt ihre Zwecke ohne allen Begriff. Vernunft und die Erfordernis, ihre Zwecke in Begriffe zu fassen, ergeben sich erst daraus, dass sich in der sinnlichen Welt ihre Wege kreuzen und schon immer gekreuzt haben. Die individuelle Vernunft entsteht daraus, dass das sinnliche Individuum von der Reihe der andern freien Wesen zur Vernunft aufgefordert wird; aufgefordert wird, seine Freiheit gegen seine Sinnlichkeit geltend zu machen. Die Individualität ist in der Welt das, was am wenigsten der Erklärung bedarf.

Dass er in der Wissenschaftslehre ein "noch höheres unbegreifliches Wesen" unterbringen will, ist im Übrigen aus dem längst ausgebrochenen Atheismusstreit zu erklären; biographisch, aber nicht logisch.


Nota II.- Das höhere Wesen, das man "annehmen" muss, ist eine bürgerliche Gesellschaft von (zumindest dem Begriff nach) Freien und Gleichen, nämlich Marktsubjekten, und die ist nicht unbegreiflich, sondern, da sie hi-storisch gegeben ist, auch in ihrer tatsächlichen Entstehung beobachtbar. Sie ist die a priori vorausgesetzte Ver-nünftigkeit, die den empirischen Personen als eine Aufforderung begegnet.
JE




Nota III.   Nota I. ist der Kommentar von einem, der in die Wissenschaftslehre noch nicht weit genug eingedrungen war.   Auch das Individuum ist in der Wissenschaftslehre nicht das, was in Biologie oder Psychologie so heißt. Es ist vielmehr das bestimmte einzelne vernünftige Wesen in seinem Verhältnis – und Gegensatz – zu den anderen vernünftigen Wesen. Was nicht zu seiner Vernünftigkeit gehört – Sinnlichkeit, Leidenschaft, Irrtum – , kommt noch nicht in Betracht.

Individuum im Sinne der Wissenschaftslehre ist derjenige, der auf dem Weg der Bestimmung seines Wollens in der Reihe all der andern vernünftigen Individuen schon ein gewisses Stück zurückgelegt hat. 

Und genau besehen ist vernünftig überhaupt erst seine Wechselwirkung mit jenen. 
JE, im Februar 2016