Montag, 7. November 2016

Das Bestimmbare schwebt der Einbildungskraft nur vor.


 
Aus der Freiheit der Intelligenz folgt, dass die Materie und mit ihr der Raum teilbar sein muss ins Unendliche, weil sonst die absolute Freiheit gehemmt wär, indem sie wenigstens so weit beschränkt wäre, einen bestimmten Teil der Materie in einen bestimmten Teil des Raumes zu denken. Ebenso muss der Raum Stetigkeit haben ins Unendliche; ich mag teilen, so weit ich will, so finde ich immer noch zu teilen; wenn dies nicht wäre, so hörte der Raum irgendwo auf, und dies wäre die Grenze meiner Freiheit.

Ich kann die Freiheit des Handelns nicht denken, ohne die Objekte schon zu haben. Ich bekomme den Raum mit den Objekten. Um die Handlung der Freiheit zu setzen, ein Objekt in einen beliebigen Raum zu setzen, muss das Objekt schon einen Raum haben, es erfüllt schon einen Raum, aber keinen Platz (keinen bestimmten Ort) im Raume. Es schwebt der Einbildungskraft nur vor.

Ich habe beides schon, es ist das Bestimmbare. Ich setze das Objekt in einen bestimmten Platz, das ist das Bestimmte, und denke mir, dass ich es auch anderswohin setzen könnte, wenn //115// ich es aber der Wahrheit nach bestimmen wolle, so müsse ich es an diesen bestimmten Platz setzen. Dies ist das Übergehen (alle Orts- bestimmung ist mittelbar und relativ.)
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Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 114f.
 



Nota I. - Hier ist nicht die Rede vom Raum der Astrophysik, sondern vom Raum in unserer Vorstellung. Einsteins gekrümmter Raum übersteigt unsere Vorstellung? Richtig, aber denken können wir ihn, indem wir uns mathematischer Symbole bedienen. Da unser Vorstellungsvermögen an drei Dimensionen gebunden ist, können wir uns den gekrümmten Raum nur als ein Kippbild vorstellen, in dem zwei inkommensurable An- schauungen mit einander konkurrieren.

Nota II. - Das Bestimmbare schwebt der Einbildungskraft nur vor: Da versteht jeder, wie es gemeint ist. Was ich mir nur vage, aber fragend vorstelle, ist noch nicht ganz wirklich, aber ganz unwirklich ist es auch nicht mehr. Das ist keine Sache der Psychologie, sondern des zweckmäßig operierenden Verstandes. Es ist irgendwie etwas, aber nichr dieses oder jenes: Es ist nicht definiert, es taugt nicht zum Begriff. In der formalen, diskursiven Logik hat es keinen Platz. Aber in der materialen Logik des Vorstellens ist es der Anfang von Allem.
JE






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