Mittwoch, 4. Juni 2014
Der Begriff des Handelns vereinigt die sinnliche und die intelligible Welt.
Chris, pixelio.de
Diese intellectuelle Anschauung ist der einzige feste Standpunct für alle Philosophie. Von ihm aus lässt sich alles, was im Bewußsstseyn vorkommt, erklären; aber auch nur von ihm aus. Ohne Selbstbewusstseyn ist überhaupt kein Bewusstseyn; das Selbstbewusstseyn ist aber nur möglich auf die angezeigte Weise: ich bin nur thätig. Von ihm aus kann ich nicht weiter getrieben werden; meine Philosophie wird hier ganz un/abhängig von aller Willkür, und ein Product der eisernen Notwendigkeit, insofern Notwendigkeit für die freie Vernunft stattfindet; d. h. Product der practischen Notwendigkeit.
Ich kann von diesem Standpunkt aus nicht weiter gehen, weil ich nicht weiter gehen darf; und so zeigt sich der transcendentale Idealismus zugleich als die einzige pflichtmässige Denkart, wo die Speculation und das Sittengesetz sich innigst vereinen. Ich soll in meinem Denken vom reinen Ich ausgehen, und dasselbe absolut selbstthätig denken, nicht als bestimmt durch die Dinge, sondern als die Dinge bestimmend.
Der Begriff des Handelns, der nur durch diese intellectuelle Anschauung des selbsttätigen Ich möglich wird, ist der einzige, der beide Welten, die für uns da sind, vereinigt, die sinnliche und die intelligible. Was meinem Handeln entgegensteht, - etwas entgegensetzen muss ich ihm, denn ich bin endlich - ist die sinnliche, was durch mein Handeln entstehen soll, ist die intelligible Welt.
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Zweite Einleitung in die Wissenschaftslehre, SW I, S. 466f.
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