Donnerstag, 5. Juni 2014
Was Handeln ist, lässt sich nur anschauen.
Ich bin für mich; dies ist ein Factum. Nun kann ich mir nur durch ein Handeln zu Stande gekommen seyn, denn ich bin frei; und nur durch dieses bestimmte Handeln: denn durch dieses komme ich mir in jedem Augenblick zu Stande. Jenes Handeln ist eben der Begriff des Ich, und der Begriff des Ich ist der Begriff jenes Handelns, beides ist ganz dasselbe; und es wird unter jenem Begriff nichts anderes gedacht, und kann nichts anderes gedacht werden, als das Angezeigte. Es ist so, weil ich es so mache. Der Philosoph macht sich nur klar, was er eigentlich denkt und von jeher gedacht hat, wenn er sich denkt; dass er sich aber denkt, ist ihm unmittelbares Factum des Bewusstseyns. ...
/Was Handeln sey, lässt sich nur anschauen, nicht aus Begriffen entwickeln und durch Begriffe mittheilen; aber das in dieser Anschauung liegende wird begriffen durch den Gegensatz des blossen Seyns. Handeln ist kein Seyn, und Seyn ist kein Handeln; eine andere Bestimmung gibt es durch den blossen Begriff nicht; für das wahre Wesen muss man sich an die Anschauung wenden.
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Zweite Einleitung in die Wissenschaftslehre, SW I, S. 460f.
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