Sonntag, 15. Februar 2015

Allgemeingültiges gegenseitiges Anerkennen nur im Handeln.



Erst demzufolge, dass ich ihn gesetzt als ein mich als vernünftiges Wesen Behandelndes, setze ich ihn überhaupt als ein vernünftiges Wesen. Von mir und meiner Behandlung geht mein ganzes Urteil über ihn aus, wie es in einem Systeme, das das Ich zur Grundlage hat, nicht anders sein konnte. Aus dieser bestimmten Äußerung seiner Vernunft, und aus dieser allein schließe ich erst auf seine Vernünftigkeit überhaupt. 

Aber das Individuum C kann nicht auf die beschriebene Weise auf mich gehandelt haben, ohne wenigstens problematisch mich anerkannt zu haben; und ich kann es nicht als so handelnd setzen, ohne dies (dass es mich wenigstens problematisch anerkenne) zu setzen. 

Alles Problematische wird kategorisch, wenn die Bedingung hinzukömmt. Es ist teils überhaupt kategorisch, als / Satz; eine Bemerkung, die wichtig, aber dennoch oft übersehen wird; die Verbindung zwischen zwei Sätzen wird kategorisch behauptet; ist die Bedingung gegeben, so ist notwendig, das Bedingte anzunehmen. Die Bedingung war, dass ich den Anderen (für ihn und mich gültig) anerkennte, d. i. dass ich ihn als solches behandelte - denn nur Handeln ist ein solches allgemeingültiges Anerkennen.
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Grundlage des Naturrechts..., SW III, S. 46f.



Nota. - Ich setze voraus, dass er voraussetzt, dass ich voraussetze... Es ist offenbar nicht an eine lineare Folge in der Zeit gedacht, die vor lauter Problematizität nie zu einem Anfang findet; sondern um ein prozessierendes Ge- schehen; nämlich an den Markt, auf den jeder unter der Voraussetzung tritt, dass alle anderen ihn, so wie er sie, usw. ...
JE

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