Freitag, 27. Februar 2015
Die Sprache kann das Tätigsein selbst nicht fassen.
Was ist dieses Bestimmen selbst? Willkürlich als bloßer Akt angesehen. Hier mangelt die Sprache. Sagt man: es ist ein Beschränken unserer selbst, i. e. unserer Reflexion von dem Mannigfaltigen auf ein einzelnes Bestimm- te[s], so habe ich ja das Produkt der Einbildungskraft mit in der Definition. Welches auch nicht wegzuschaffen ist.
Wir können unser Bestimmen nur denken als ein Übergehen oder Schweben zwischen mehreren Entgegenge- setzten. Nun sollen wir aber diese Tätigkeit ohne Rücksicht auf [die beiden Entgegengesetzten], zwischen [denen] sie schwebt, beschreiben. Um dies zu tun, müssten wir ganz andere Denkgesetze haben, oder unser Satz müsste falsch sein. Es ist also dieses nicht zu leisten. Wir müssten hier verfahren, wie wir mit jeder Idee verfahren, wir beschreiben nämlich bloß das Gesetz, nach dem dieser Begriff zustande kommen müsste.
Wir sagen: Sollte die bloße Bestimmung gedacht werden, so müsste das Bestimmte weggedacht werden. Dies ist nicht möglich, denn dann müsste die bloße Ichheit und das sich-selbst-Fassen und -Ergreifen gefasst werden, und schon in den letzteren Ausdrücken ist schon [sic] sinnliche Unterscheidung des Ergreifenden von dem Ergriffenen. So spricht man zum Beispiel oft von einem unendlichen Raume, da dieser doch undenkbar ist und man sich bloß die Regel denkt, nach der er beschrieben werden müsste, nämlich das beständigwährende Fortziehen.
Dieses sich-Bestimmen ist der absolute Anfang alles Lebens und Bewusstseins, eben deshalb ists unbegreiflich, weil unser Bewusstsein immer etwas voraussetzt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 208
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.
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