Donnerstag, 5. Februar 2015
Ich und Nichtich sind vereint im Selbstgefühl.
Die oben geschilderte Anschauung Y ist hier das Begrenzende selbst, es ist eine Handlung des Ich, die An- schauung des Dinges. Aus dieser Begrenzung, bezogen auf das wirkliche Ich, entsteht ein Gefühl, da aber kein Gefühl ohne Anschauung ist, so entsteht sogleich die Anschauung dieser begrenzten Anschauung. Die erste Anschauung ist die des Ich, die letztere die des NichtIch.
Hieraus entstehen folgende synthetische Sätze: Keine Anschauung des NichtIch (äußere) ohne Anschauung des Ich (innere) und vice versa. Keines aber von beiden ist möglich ohne das Selbstgefühl, in welchem beide vereinigt sind und in welchem sich der notwendige Zusammenhang von beiden zeigt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 93
Nachtrag. - Dieser Absatz steht im Text vor dem gestrigen Eintrag zum fortwährenden Denkzwang, der seinerseits erst verständlich macht, wie die unentwegte Wechselbestimmung nicht nur dieses Ich und dieses Nichtich immer enger aneinander führt; sondern auch: weshalb sich zwei Iche an demselben Nichtich ganz nahe kommen. Beide führen ihr Wollen immer bestimmter auf den Gegenstand zu, der Widerstand, die "Begrenzung", die er ihnen entgegensetzt, wird immer spezifischer. 'Identisch' muss da gar nichts werden, an Begriffen ist nichts gelegen, die Wissenschaftslehre ist empirisch, pragmatisch, sinnlich und was immer man will. Dass zwei Iche bei der Bestimmung dieses einen Nichtichs einander ganz nahe kommen, reicht in der Wirklichkeit völlig aus, damit sie einander als Glieder in einer 'Reihe vernünftiger Wesen' vorkommen. (Und schon gar, wenn dies, wie in der bürgerlichen Gesellschaft, zur alltäglichen Norm wird.)
Im 'Naturrecht' hat F. die 'Reihe vernünftiger Wesen' postuliert, um die Vernünftigkeit selber möglich zu machen. Wie aber die Reihe vernünftiger Wesen selber möglich ist, zeigt dieser Abschnitt: Stein des Anstoßes ist die Wirklichkeit.
JE
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.
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