Donnerstag, 26. Februar 2015
Das Ganze ist nichts als die Verhältnisse, oder: Real und ideal.
Das Ganze ist nichts als Verhältnisse, und doch soll es etwas werden. Dies liegt in der Natur der idealen Tätigkeit, und dieses ihr produktives Vermögen zu erörtern ist unser vorzüglichstes Geschäfte; z. B. dass Materie im Raume ausgedehnt sei und dass diese nichts sei als das Verhältnis auf unsere Empfindung.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 90
Nota. - Die Einbildungskraft findet im Nichtich ihren Gegenstand. Sie wird durch ihn eingeschränkt und wird insofern reale Tätigkeit. Doch die Einbildungskraft ist unendlich und geht darüber hinaus; zum einen wendet sie sich auf die Beschränkung der realen Tätigkeit durch den Gegenstand und heißt insofern Reflexion. Zum andern bleibt immer ein Überschuss an Einbildungskraft. Sie schafft Noumene, bloße Gedanken, und Ideen, die ihr immerhin eine Richtung weisen.
Ein solches Noumenon ist 'das Ganze'. Es ist ein rein idealer Gegenstand. In der Wirklichkeit, dort, wo die Tätigkeit real ist und gegenständlich, findet sie immer nur Verhältnisse. (Das Ganze ist das Paradox einer vollendeten Unendlichkeit.)
Das ästhetische Erleben ist das Paradox der idealen Tätigkeit, sofern es sich selbst für real nimmt. Es nimmt die Erscheinung als ein Ganzes und sieht von ihren Verhältnissen ab. Genauer: Wo es Verhältnisse in den Blick nimmt, fasst es sie selber als eine Erscheinung auf.
JE
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