Montag, 16. Februar 2015
Der Begriff der Individualität ist Bedingung der Vernünftigkeit.
Der Begriff der Individualität ist aufgezeigtermaßen ein Wechselbegriff, d. i. ein solcher, der nur in Beziehung auf ein anderes Denken gedacht werden kann, und durch dasselbe, und zwar durch das gleiche Denken, der Form nach bedingt ist. Er ist in jedem Vernunftwesen nur insofern möglich, inwiefern er als durch ein anderes voll- endet gesetzt wird. Er ist demnach nie mein; sondern meinem eigenen Geständnis und dem Geständnis des Anderen nach mein und sein; / sein und mein; ein gemeinschaftlicher Begriff, in welchem zwei Bewusstsein [sic] vereinigt werden in Eines.
Durch jeden meiner Begriffe wird der folgende in meinem Bewusstsein bestimmt. Durch den gegebenen Begriff ist eine Gemeinschaft bestimmt, und die weiteren Folgerungen hängen nicht bloß von mir, sondern auch von dem ab, der mit mir dadurch in Gemeinschaft getreten ist.
Nun ist der Begriff notwendig, und diese Notwendigkeit nötigt uns beide, über ihn und seine notwendigen Folgen zu halten [sic]: Wir sind beide durch unsere Existenz aneinander gebunden und einander verbunden. Es muss ein uns gemeinschaftliches und von uns gemeinschaftlich notwendig anzuerkennendes Gesetz geben, nach welchem wir gegenseitig über die Folgerungen halten, und dieses Gesetz muss in demselben Charakter liegen, nach welchem wir eben jene Gemeinschaft eingegangen: dies aber ist der Charakter der Vernünftigkeit, und ihr Gesetz über die Folgerung heißt Einstimmigkeit mit sich selbst oder Konsequenz und wird wissenschaftlich aufgestellt in der gemeinen Logik.
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Grundlage des Naturrechts..., SW III, S. 48
Nota. - Hier sehen wir zu, wie aus der Individuation, die eines Anderen bedarf, die Folgerichtigkeit, die Logik und, als Übereinstimmung mit sich selbst, die Vernünftigkeit hervorgeht. Wie also könnte man sich denken, dass die Vernunft selbst schon vorher 'da' war - und wo?
JE
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