Wir sind von dem Satze A=A ausgegangen; nicht, als ob der Satz: Ich bin, sich aus ihm erweisen liesse, sondern weil wir von irgend einem, im empirischen Bewusstseyn gegebenen gewissen, ausgehen mussten. Aber selbst in unserer Erörterung hat sich ergeben, dass nicht der Satz: A=A den Satz Ich bin, sondern dass vielmehr der letztere den ersteren begründe.
Wird im Satze Ich bin von dem bestimmten Gehalte, dem Ich, abstrahirt, und die blosse Form, welche mit jenem Ge/halte gegeben ist, die Form der Folgerung vom Gesetztseyn auf das Seyn, übrig gelassen; wie es zum Behuf der Logik [ siehe Über den Begriff der Wissenschaftslehre, § 8] geschehen muss; so erhält man als Grundsatz der Logik den Satz A=A, der nur durch die Wissenschaftslehre erwiesen und bestimmt werden kann. Erwiesen: A ist A, weil das Ich, welches A gesetzt hat, gleich ist demjenigen, in welchem es gesetzt ist: bestimmt; alles was ist, ist nur insofern, als es im Ich gesetzt ist, und ausser dem Ich ist nichts. Kein mögliches A im obigen Satze (kein Ding) kann etwas anderes seyn, als ein im Ich gesetztes.
Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre, SW Bd. I, S. 98f.
Nota. - In A=A ist der Satz Ich bin aufs Äußerste formalisiert. Es wird darin davon abgesehen, dass das eine A, welches das andere A setzt, schlechterdings nicht Dasselbe ist wie das gesetzte A; "und umgekehrt". Eigentlich ist A=A gar kein Satz, weil in ihm nichts gesetzt wird. Würde er wörtlich genommen, wäre er ohne Gehalt, und wäre also nicht. Er hat nur darum Bestand, weil jeder, der ihn hört, sogleich mitdenkt, dass beide A 'an sich' nicht die- selben, sondern "in gewisser Hinsicht" verschieden sind - und in besagtem Akt lediglich so gesetzt werden, als ob sie Dasselbe wären.
Auf A=A beruht folglich eine rein formale, schlusstechnische Logik bar allen Gehalts. Darum muss jede 'logi- sche' Operation umkehrbar sein, weil lediglich auf die Form abgesehen wird nicht auf das Nach-Einander der Operationen, auf dem alle sachliche Veränderung beruht - 'in der Zeit'.
Die materiale Logik gründet auf dem Satz, dass das Ich sich setzt, indem es sich ein/em Nichtich entgegensetzt. Das lässt sich nicht umkehren, weil ein Akt zugrundeliegt, auf den allein andere Akte aufbauen und Fakten schaf- fen können.
JE
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