Es findet sich in uns ein Trieb nach Naturdingen, um dieselben mit unserer Natur in ein bestimmtes Verhältnis zu setzen; ein Trieb, der keinen Zweck außer sich selbst hat, und der darauf ausgeht, sich zu befriedigen, lediglich damit er befriedigt sei. Befriedigung um der Befriedigung willen nennt man bloßen Genuss.
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Grundlage des Naturrechts..., SW III, S. 128f.
Nota. - Das ist merkwürdig; nicht, dass er kein Darwinist ist und an einen Selbsterhaltungstrieb nicht denkt. Sondern dass er den 'Naturtrieb' des Menschen als 'Genuss' und ästhetisch auffasst. Als Schopenhauer bei ihm in der Vorlesung saß, mag ihn ebendies zu seinem heiligen Eifer gegen den "Willen" inspiriert haben, denn den Genuss hat er vor allen andern Dingen sexuell verstanden; so wie sein verspäteter Epigon Freud.
Leben ist Stoffwechsel und Fortpflanzung. Nicht: Erst war 'das Leben', dann hat ihm 'die Natur' Selbst- und Arterhaltung als Programm eingepflanzt. Sondern es entwickeln sich nur solche Lebensformen, die der Auslese gewachsen sind. Die Natur ist kein positives, sondern ein kritisches, ein Selektionsprinzip. Unter konstanten Bedingungen würde jede Lebensform bleiben, wie sie ist. Die Natur ist lediglich ein Ensemble von Bedingungen; Wasser, Licht und Kohlenstoff gehören dazu.
Wir sehen bei F. stattdessen das Bemühen, das Menschliche positiv und stetig aus 'der Natur' herauswachsen zu lassen, so als wolle auch er ihr keine "Sprünge" zumuten. Doch welchen gedanklichen Vorteil brächte das? Die Tathandlung, durch die ein Ich sich als solches setzt (und das empirische Subjekt aus seinen Naturgrenzen heraustritt), wäre kein wirklicher Anfang mehr, kein spontaner Akt 'aus Freiheit', sondern wäre als 'Trieb' irgendwie in der Naturgeschichte des Menschen materiell vorbereitet und müsste eigentlich nur in seiner Richtung verändert werden. Als begönne im Menschen die unbewusste Vernunft der Natur, zu Bewusstsein zu kommen.
Auch in seiner kritisch-transzendentalen Zeit hat Fichte einigen dogmatischen Bodensatz mit sich geschleppt...
JE
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