Samstag, 15. November 2014

Die Maxime der Glückseligkeit.



Doré, Gargantua

Maxime wird etwas erst dadurch, dass ich, empirisches Subjekt, mit Freiheit es mir zur Regel meines Handelns mache.

Welches könnte nun auf dem Reflexionspunkte, auf welchem wir hier den Menschen verlassen haben, seine Maxime sein? Da noch kein anderer Trieb im Bewusstsein vorkommt als der Naturtrieb, und dieser letztlich auf Genuss ausgeht und die Lust zur Triebfeder hat, so kann die Maxime keine andere sein, als folgende: Was der Intension und Extension nach die größte Lust versprich, das muss man wählen; kurz - die Maxime der eigenen Glückseligkeit. Diese letztere mag freilich wohl zufolge der sympathetischen Triebe auch mit in fremder Glückseligkeit gesucht werden; aber es bleibt doch immer die Befriedigung dieser Triebe und die Lust, die aus derselben entsteht, sonach die eigene Glückseligkeit, letztes Ziel des Handelns. Der Mensch wird auf dieser Stufe ein verständiges Tier.

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Das System der Sittenlehre nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW IV, S. 180



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