A) Hier wird argumentiert wie im vorigen Paragraphen. Es ist dasselbe, nur von einer ganz andren Seite. Im vorigen Pragraphen wurde gesagt: Das Objekt ist etwas, worauf ich reflektieren könnte oder nicht, aber das hat keinen Sinn, wenn ich nicht schon das Objekt gesetzt, mithin darauf reflektiert habe. So hier. Das Tun oder Handeln des Ich soll gesetzt werden als geschehen könnend oder nicht, aber das ist nicht möglich, wenn nicht schon ein Tun überhaupt gesetzt ist (non entis nulla sunt praedicata).
Also das Tun des Ich ist notwendig aller Reflexion auf dasselbe vorauszusetzen, erscheint also als gegeben wie im vorigen Paragraphen das Ding [, und] aus demselben Grund. Oder: Dieses Tun ist das Bestimmbare, welche qualis talis zu dem Übergehen zum Bestimmten als einem Akte der Freiheit vorausgesetzt wird. Aber das Bestimmbare ist, in wiefern es anschaubar sein soll, etwas Objektives im weitersten Sinne des Worts, und wird hier bei der Reflexion auf das Übergehen schon gefunden.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 108f.
Nota. - Es ist wie mit dem Paradox der Wahrheit. Wahr kann offenbar kein Ding oder Sachverhalt sein, sondern lediglich das Verhältnis meiner Vorstellung zu ihm. Die Frage, ob es Wahrheit der Vorstellung geben könnte, setzt also voraus, dass ich mir von der Wahrheit der Vorstellung eine Vorstellung bereits gemacht habe; ich kann also nicht mehr fragen, ob das möglich war. Ich kann immer nur fragen, ob diese Vorstellung wahr ist.
Mit andern Worten, positio und negatio sind nicht logisch gleichrangig - und daher ontologisch schon gar nicht.
(Ein Ding wird nicht gesetzt. Es wird vorgefunden. Das Vorgefundene wird bestimmt. Bestimmen heißt: Set- zen seiner Bedeutung. Bedeutung ist kein Sachverhalt, sondern ein idealer Akt. Ein idealer Akt muss als ein solcher gesetzt worden sein, bevor er negiert werden kann. Es gibt den Modus ponens ohne darauffolgenden Modus tollens; aber keinen Modus tollens ohne vorangegangenen Modus ponens.)
JE
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