Sonntag, 2. Oktober 2016
Das Beschränken der Tätigkeit ist ihre Bestimmung.
Die Begrenztheit, von der hier die Rede ist, ist der Denkzwang, etwas so und nicht anders vorzustellen. Ich kann kein Ding außer mir bemerken, ohne mich selbst zu bemerken als bemerkend. Aber dass ich mich bemerke, hängt davon ab, dass ich ein Ding außer mir bemerke, weil ich dadurch beschränkt werde. Kein Ich ohne NichtIch und umgekehrt. -
Die Anschauung beider steht sonach in Wechselwirkung, eine ist nicht möglich ohne die andre. Die eben aufgestellte Wechselwirkung dajert immer fort, wird nur weiter bestimmt. Hier ist die oben unbeantwortete Frage beantwortet: Wie kann das Ich in der Anschauung sich selbst fühlen? Antwort: Indem es gezwungen, beschränkt ist.
Mit diesen Vorkenntnissen können wir tiefer in die Sache eingehen.
6. Wird die reale Tätigkeit der Ich beschränkt, so entsteht notwendig, da die ideale Tätigkeit immer bleibt, eine //94// Anschauung, vor der Hand nur die des Beschränkenden. Dieses ist sonach ein ganz bestimmter Zustand des Ich. Von ihm aus kann eine genetische Einsicht in das jetzt Gesagte gegeben werden.
An diesem Zustand soll eine Veränderung erfolgen, wie und woher wissen wir nicht, wir haben sie wirklich postuliert. Das Ich wird durch diese Veränderung in seiner Beschränkung beschränkt. Im ersten Zustand (voriger Paragraph) ist das Ich und ist es irgend etwas, es ist fixiert, gehalten; ein bestimmtes Streben in ihm, weil es beschränkt ist. Oder Tätigkeit ist in ihm negiert, welches der Charakter des Seins ist.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 93f
Nota. - Zu Grunde liegt die Vorstellung einer allgemeinen und unendlichen Agilität, die einstweilen nur 'schwebt': Um etwas und real zu werden, bedarf sie eines Widerstands, der sie aufhält und einschränkt; an dieser Beschränkung wird ein Teil der Agilität auf sie selbst zurückgeworfen und reflektiert: sie wird - real und ideal - bestimmt. Ihre 'Bestimmung' ist, sich fortschreitend selbst zu bestimmen: ideal als ein Ich für sich, real als ein un- entwegtes Übergehen. - Das ist das abstrakte Modell der Wissenschaftslehre, das eine und das andere geschieht zugleich und auf einmal, weil und wenn es geschieht.
Dies dient nur der Veranschaulichung. Positiv und als Satz genommen wäre es dogmatisch und falsch.
JE
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