Dienstag, 28. Februar 2017

Der Hauptgedanke: Alles Bewusstsein ist nur Selbstbewusstsein.


Dalí

Zweite Haupthälfte dieses Paragraphen

Wir stehen bei der Darstellung des Hauptgedankens: Alles Bewusstsein ist nur Selbstbewusstsein. Dazu ist ge- netisch nachzuweisen, dass und wie aus dem Bewusstsein unserer selbst alles Bewusstsein auf dem gewöhnli- chen Gesichtpunkt fließe. Wir //192// haben vorgearbeitet: Das Ich wird gedacht dadurch, dass Sein und Denken als absolut identisch gedacht oder vereinigt werden (Idealität und Realität sind eins); nicht ein Sein und Denken des Ich werden als ein gedacht, sondern durch ndie Vereinigung des Seins mit dem Denken kommt das Ich selbst zu Stande. Denn das Ich ist ja noch nicht vorqusgesetzt, sondern wir wollen erst seiner Entstehung zu- sehen. Dieses ganze Bewusstsein und Ich, dieses beides sind ganz dasselbe, nur angehen von zwei Seiten; im gemeinen Bewusstsein ist es Ich, in der transzendentalen Philosophie [ist es] Identität des Seins und des Den- kens.

"Diese Synthesis nun ist das Bewusstsein", dies wollen wir beweisen. Dafür ist schon folgendes geschehen: Jenes Synthetisieren des Seins und Denkens ist zugleich ein Analysieren, und dadurch wird das Synthetisieren erst möglich. Das mannigfaltige Sein und Denken und die Vereinigung wird in einem und demselben Akte ge- setzt. Sehen wir nur auf die Analyse, so bekommen wir gleichsam zwei Reihen; jedes einzelne ist ein Ich auch nur, in wiefern es gedacht wird - und nicht angesehen wird als gedacht und erzeugt in demselben Momente, sondern diskret in einer Zeitreihe. Dieses zerstreute Denken ist in der höchsten Synthese eins. Mein unmittel- bares Denken ist nicht in der Zeit, sondern dadurch wird mein vermitteltes Denken in die Zeit heineingesetzt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 192f.
 



Nota. - "...wird in einem und demselben Akt gesetzt", und sobald auf diesen Akt reflektiert wird, muss es so erscheinen, als sei Sowohl die Zweiheit als auch die Einheit, jede für sich, zuvor bereits 'dagewesen'. Die Spra- che schiebt dem Denken stets, wenn es sich auch eben erst davon freigemacht hat, die Vorstellung von einem An-sich wieder unter. Die logische Darstellung durch reine Zeichen kanonisiert das dogmatische Denken. 

Die genetische Darstellung, die die einzelnen Bestimmungen in ihrer Entstehung sichtbar machen will, muss sich notdürftig damit behelfen, dass sie alles, was sie sagt, in der nächsten Zeile wieder zurücknimmt, ein- schränkt oder umkehrt. Ja ja, nein nein kann ihre Rede nicht sein. Dass die genetische Darstellung verwirrend ('dialektisch') ist, liegt an ihrer Absicht und lässt sich nicht ändern.
JE




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