Montag, 6. Februar 2017

Es wird nicht erkannt, ohne dass man sich im Handeln danach richte.



1. 

Durch den beschriebenen Akt, wenn er allein möglich wäre, könnte bloß objektive Erkenntnis entstehen. Bestimmung eines Seins im Gegegnsatze des Tuns, da bloß Beschränktheit da ist; Sein aber ist die Versinn- lichung der Beschränktheit. 

2.

Aber alle Erkenntnis des freien Wesens bezieht sich notwendig auf sein Wollen und Handeln; es kann also ursprünglich nicht bloßes Bewusstsein des Seins stattfinden. Es wird nicht erkannt, ohne dass man sich im Handeln danach richte, alle Erkenntnis ist praktisch nicht nur in Rücksicht der Veranlassung, sondern auch in Rücksicht des nachmaligen Handelns. Sein und Handeln stehen in ununterbrochener Wechselwirkung, da ja beides nur eins ist, nur angesehen von verschiedenen Seiten. - 

Das bloß objektive Denken, die bloß sinnliche Erkenntnis ist nur synthetisch mit dem Bewusstsein des ersten verknüpft. Der synthetische Vereinigungspunkt ist: Das bloß Erkannte (das Sein) ist immer das Bestimmbare, das Wollen immer das Bestimmte; Bestimmbares und Bestimmtes sind unzertrennlich vereinigt, alle Erkenntnis wäre also eine Erkenntnis eines durch meinen Willen Bestimmbaren. Das Resultat ist: Das in dem ersten Mo- mente des Bewusstseins Erkannte wird notwendig angesehen für ein Objekt der Wahl durch freien Willen. (Oben wurde das Objekt vorgestellt als das beschränkende Hindernde; alle Ansichten werden sich vereinigen.)

So etwas nun, ein in der Wahl und für die Wahl Bestimmbares, ist für den Zweckbegriff notwendig, denn er ist die Bestimmtheit, die aus dem Bestimmbaren hervorgeht. Schon lange kannten wir den Zweckbegriff der Form nach, es ließ sich nur nicht einsehen, woher das Mannigfaltige für die Wahl ohne empi-//175//rische Erkenntnis kommen konnte: Darauf wird geantwortet, diese Erkenntnis ist ursprünglich gegeben.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 174f.
 
 


Nota. - Das ist einmal eine Sammlung von Sinn- und Kernsprüchen! 

"Sein ist die Versinnlichung der Beschränktheit." 

"Alle Erkenntnis des freien Wesens bezieht sich notwendig auf sein Wollen und Handeln. Es wird nicht er- kannt, ohne dass man sich im Handeln danach richte, alle Erkenntnis ist praktisch..."

"Das bloß Erkannte (das Sein) ist immer das Bestimmbare, das Wollen immer das Bestimmte."

"...es ließ sich nur nicht einsehen, woher das Mannigfaltige für die Wahl ohne empirische Erkenntnis kommen konnte: Darauf wird geantwortet, diese Erkenntnis ist ursprünglich gegeben."

Und wie immer empfiehlt es sich, auch diese Kernsprüche nicht außerhalb ihres Zusmmenhangs zu zitieren. Bloß dem letzten Satz - dass die empirische Erkenntnis urspünglich gegeben sei - gebührt eine Sonderstellung. (Apodiktisch nehmen sollte man ihn dennoch nicht; höchstens, dass wir das Empirische ursprünglich als ein Objekt der Wahl ansehen.)
JE 







Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE
 



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