Cranach d. Ä., Das Goldene Zeitalter, um
1530
Ich
soll schlechthin nach Maßgabe meines Gewissens in dieser Lage handeln.
Ich kann es nicht, ohne anzuneh- men, daß gerade diese Lage auf den
Vernunftzweck berechnet [und] Resultat ist jenes Prinzips. Die dem
freien Handeln <jedes Individuums> vorauszusetzende Vernunftwelt
ist geordnet, hervorgebracht durch jenes Prinzip: populär, sie ist
erschaffen, erhalten, regiert durch dasselbe.
Es
wird in derselben etwas Zukünftiges postuliert. – Kausalität unsrer
Willensbestimmung für Beförderung des Vernunftzwecks; Erhaltung und
gleichmäßig fortgesetzte Entwicklung aller vernünftigen Individuen,
stete Fort- schreitung aller zum Endzwecke der Vernunft. – Erhaltung,
ewige Fortdauer, Regierung der Schicksale endlicher Wesen zu ihrer
Beseeligung, d. h. zu ihrer Befreiung durch reine Moralität.
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Rückerinnerungen..., S. 168
Nota I. - Allein dem "intellektuellen Gefühl" hat er die Gewissheit eines Absoluten aber auch in den Rückerinne- rungen nicht anvertrauen wollen. Auf die Konstruktion, wer einem moralische Impuls folge - "der Stimme des Gewissens" -, der müsse ipso facto ein ganzes Reich der Moralität als eines Tages realisiert annehmen, mag er auch hier nicht verzichten. - Dass er zwei 'Gründe' aufbietet, zeigt an, dass ihm ein jeder für sich nicht hinrei- chend vorkommt. Er schwankt - aus gutem 'Grund'.
9. 5. 14
Nota II. - Der 'realisierte Endzweck der Vernunft' ist selbst als Vorstellung ein Widersinn. Vernunft ist nur in actu - als ein unendliches Bestimmen. Der realisierte Endweck wäre eine endgültige Bestimmtheit, und ergo das Ende der Vernunft. Es lässt sich dabei nichts denken; wer Vernunft denkt, muss Unbestimmtheit denken. Der Endzweck der Vernunft ist sie selbst - actu.
JE, 16. 5. 18
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