Freitag, 9. Januar 2015

Das Ich ist, wie die Vernunft, lediglich etwas Gedachtes.



Das Ich ist, wie es hier, in dem Hauptbegriffe der ursprünglichen Bestimmtheit, angesehen wird, etwas Intelligibles, ein Geistiges, es lässt sich bloß negativ bestimmen durch Abstraktion von der äußeren Anschauung. Die Form der äußeren Anschauung Raum und Zeit passt darauf gar nicht. 

Das Ich als ein Geistiges ist ein Bestimmtes, das Bestimmbare dazu muss auch rein geistig sein, eine Masse des rein Geistigen (sit venia verbo, es wird sich unten zeigen als Reich vernünftiger Wesen, das Ich ist ein bestimmter Teil dieser Masse; es wird sich unten zeigen, dass das Geistige sich teilen lasse. Das Ich ist Vernunft und bestimmte Vernunft.

Das Bestimmbare dazu ist alle Vernunft (Wesen meiner Gattung), das Bestimmte bin ich, (und das ich mir eine Sphäre des Vernünftigen entgegensetze) Ich als Individuum. 

Wir müssen hier das Bestimmbare und Bestimmte gegen einander halten; entgegengesetzt sind sie sich darin: das Bestimmte bin ich, das Bestimmbare bin ich nicht, ist Nichtich, gleich sind sie darin, dass sie beide gleich geistig sind (lediglich denkbar, Noumene).
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 149


Nota. - Vernunft ist vorausgesetzt durch die Begegnung mit vernünftigen Wesen, aber bestimmt ist sie nicht, nicht schon - jedenfalls nicht für mich - durch diese, sie ist vielmehr (für mich) bestimmbar durch mich, so wie jene. (Das Ich ist nur dazu da, die Vernünftigkeit zu erklären.)

Was immer er früher, zugleich oder später gesagt haben mag: Mit diesem Begriff von Vernunft war seine dogmatische Wendung nicht möglich. Er musste ihn wohl inzwischen aufgegeben haben.
JE



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