Samstag, 10. Januar 2015
Fichtes Ding an sich.
Fichtes Ding an sich ist "die Vernunft". Sie allein ist nicht genetisch darstellbar: "Wo nichts ist, kann nichts werden." Sie ist Substanz. Sie wird nicht.
"Die Vernunft" ist "das Wesen des Menschen". Sie ist, indem sie wird. Anders "ist" sie nicht.
aus e. Notizbuch, 15. 12. 08
Das war ein kritischer Eintrag; denn Fichte selbst war sich darüber durchaus nicht im Klaren, er macht die Vernunft selbst nie zum Thema. Spätestens dann hätte ihm nämlich auffallen müssen, dass es sich um den einzigen philosophischen Begriff handelt, den er verwendet, ohne ihn genetisch hergeleitet zu haben. Es ist aber nichteinmal so, dass er sie als an-sich-seiende Substanz selbstverständlich voraussetzt, denn "wenn überhaupt" kommt als An-sich, wie er sagt, allerhöchstens das Wollen in Betracht, das ausdrücklich nicht abgeleitet, sondern bête comme un fait als "aufgefunden" an den Anfang gesetzt wird.
Dass die Vernunft bei Fichte dennoch immer erst 'wird', indem sie 'sich selbst bestimmt', ist der andere, trans- zendentalistische Pol, dem er mal mehr, mal weniger zuneigt. Er pendelt unentwegt zwischen beiden. Kaum vorstellbar, dass ein so scharfer Denker, dem vor dem winzigsten Mikrologismus nicht Bange war, diese Un- enschiedenheit nicht aufgefallen ist! So "muss es aber gewesen sein".
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