Samstag, 28. März 2015

Bewusstsein ist Vermittlung.



Allenthalben mussten wir, um das Bewusstsein zu erklären, etwas Erstes, Ursprüngliches annehmen, oben beim Gefühl, hier beim Wollen. Alles Denken, alles Vorstellen liegt zwischen dem ursprünglichen Wollen und der Beschränktheit durchs Gefühl in der Mitte. Der idealen Tätigkeit können wir zusehen, weil wir nur ideale Tätigkeit anschauen und auffassen können.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 143


Nota. - Das Wollen wird als unerklärlicher Anfang, als nicht herleitbarer Erklärungsgrund, als wahres Wesen des Menschlichen vorausgesetzt - als An sich, 'wenn man von etwas An-sich reden könnte'. Faktisch voraus- gesetzt und ergo irgendwelcher Ableitung nicht bedürftig ist die Sinnlichkeit. Faktisch ebenso gegeben ist unser Denken und Vorstellen. Nur diese ist unserer Einsicht zugänglich. Es steht nicht im Gegensatz zur Sinnlich- keit, nicht im Gegensatz zum Wollen-an-sich, sondern vermittelt zwischen den beiden. Nur als Vermittlung ist das Bewusstsein begreiflich; die beiden Pole Ding und Wollen sind es nicht. Bewusstsein ist nicht an sich, Ding und Wollen wären es - denn anders können wir unser Bewusstsein nicht erklären: Sie sind noumena, und die wären, wenn sie wären, 'an sich'; denn da sie bloß gedacht werden, sind sie außerhalb von Raum und Zeit. 
JE









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