Donnerstag, 5. März 2015

Von Gott gibts keinen Begriff, sondern nur eine Idee.


God's eye (Helix-Nebel)


Kant sagt in seinem Aufsatze Über den vornehmen Ton etc.,* dass man Gott sich mache, allerdings, aber man macht sich auch die Welt, beide sind abhängig von der Vernunft. Nur für die Vernunft gibts eine Welt* und einen Gott, doch gibts zwei beträchtliche Unterschiede zwischen den beiden Vorstellungen.

1. Auf die Vorstellung der Welt muss jeder reflektieren, so gewiss er ist, aber die Vorstellung von Gott setzt schon moralische Bildung voraus. /

2. Die Weltvorstellungen werden durch alle Vernunftgesetze bestimmt, aber nicht die von Gott. Gott kann man nicht bestimmt denken, man kann ihn nur anschauen. Von Gott gibts keinen Begriff, sondern nur eine Idee. 

Kant geht besonders auf Erkennen aus, und Objekt ist ihm, was Gegenstand des Erkennens [sic]. In dieser Rücksicht stimmt die Wissenschaftslehre auch mit Kants Buchstaben überein, und in diesem Sinne sind die Vorstellungen von Gott nicht objektiv. Realität heißt bei Kant, was im Raume ist; dies ist aber Materie, und in diesem Sinn kommt Gott keine Realität zu.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 106f. 

*) Kant, Von einem neuerdings erhobenen vornehmen Ton in der Philosophie, WW Bd. VI , Frankfurt a. M. 1977


Nota. -  Nur für die Vernunft gibt es eine uns gemeinsame Welt. Die Vorstellung von einer uns gemeinsamen Welt und die Annahme von einem für alle unsere Urteile gültigen Maß gehören zusammen und bedingen ein- ander, sie machen selber die Vernunft erst aus. Aber auch der Unvernünftige - und also ich, sofern ich auch unvernünftig bin - lebt in einer Welt-für-ihn, wenn er sie vielleicht auch nicht anschaut.
JE

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