Freitag, 22. April 2016

Mit der Reflexion beginnt das Denken in specie.



§ 2 (diktiert 1798)
Jene Tätigkeit der Reflexion als solche, durch welche die Intelligenz sich selbst setzt, wird, wenn sie angeschaut wird, angeschaut als eine sich bestimmende Agilität, und diese wird angeschaut als ein Übergehen aus dem Zustande der Ruhe und Unbestimmtheit, die jedoch bestimmbar ist, zu dem der Bestimmtheit. 

Diese Bestimmbarkeit erscheint hier als das Vermögen, Ich oder NichtIch zu denken, und es werden sonach in dem Begriffe der ersten die beiden letzten Begriffe notwendig mitgedacht und einander gegenüber gesetzt. Beide Begriffe erscheinen sonach bei Erregung der selbsttätigen Reflexion als etwas unabhängig von derselben Vorhandenes, und der Charakter des NichtIch ist das Sein, eine Negation.
___________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, S. 43   


Nota. - An sich wäre es richtig, jede Art der Vorstellungstätigkeit als Denken zu bezeichnen, doch dann wäre eins der beiden Wörter überflüssig. Andererseits versteht auch die Umgangssprache unter Denken in einem spezfischen Sinn das Überlegen und Nachdenken. Das aber ist Reflexion; sie bedarf der Begriffe, bei denen ich 'mir etwas denke', und der logischen Regeln, die sich überprüfen lassen. Das sind nämlich die Voraussetzungen, die mein Denken mitteilbar und fürs Erinnern speicherbar machen. - Ein Vorstellen ohne das kann ich - woher denn? - auch den Tieren nicht absprechen; doch wenn sie eines hätten, bliebe es - ohne Mitteilung und Erinnerung - folgenlos; so gut, als ob es gar nicht 'da' wäre.
JE.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen