Das Bestimmte, auf das Denken des Ich Beschränkte wird als Tätigkeit gesetzt und kommt als solche[s] zum Bewusstsein. Mithin kommt auch das Unbestimmte nur durch Tätigkeit zum Bewusstsein, welches wir, weil es in Beziehung auf das Bestimmtsein und mit ihm zugleich gesetzt wird, das Bestimm-/bare nennen wollen. Nach dem obigen ist Tätigkeit nicht ohne Ruhe anschaubar, aber Tätigkeit ist nicht anschaubar außer als bestimmte, aber der Begriff einer bestimmten Tätigkeit ist nicht möglich ohne das Anschauen eines Bestimmbaren.
Es könnte jemand der Einwand kommen, es sei wohl erwiesen worden, dass das Ich nur zu setzen sei durch in sich zurückgehende Tätigkeit; dass Tätigkeit nur zu setzen sei im Gegensatz der Ruhe, dass bestimmte Tätigkeit nur zu setzen sei durch das Setzen eines Bestimmbaren; wenn aber daraus der allgemeine Satz sollte gefolgert werden, kein Bestimmtes ohne Bestimmbares, so sei dies ein Fehlschluss, weil da aus etwas Besonderem ein Allgemeines sollte abgleitet werden. Allein alles Bewusstsein ist ja vermittelt durch das sich selbst Setzen des Ich, alles, was [dem Bewusstsein!] vorkommt, ist Produkt der Tätigkeit des Ich; kommt nun ein bestimmtes Produkt vor, so ist es Produkt einer einmal bestimmten Tätigkeit des Ich. Da nun keine bestimmte Tätigkeit des Ich gesetzt werden kann ohne eine bestimmbare, so gilt dieser Satz allgemein.
2) Nun ist diese bestimmte Tätigkeit nicht eine bestimmte Tätigkeit überhaupt, welches ein Widerspruch wäre, sondern sie ist eine besondere bestimmte Tätigkeit. (Es kann nichts überhaupt, ohne auf eine gewisse Weise bestimmt sein. Aber man kann wohl in der Abstraktion so sagen, allein hier soll nicht abstrahiert, sondern angeschaut werden.) Dieses sich selbst Beschränken, sich Setzen, sich unmittelbar Anschauen, sich seiner selbst bewusst Werden, es bedeutet immer das Anschauen seiner selbst.
Aber die bestimmte Tätigkeit lässt sich nicht setzen, ohne dass die entgegengesetzte Tätigkeit, von welcher das Bestimmte abgezogen wird, mitgesetzt werde. Ein sich Setzen lässt sich nicht verstehen, ohne dass ein sich nicht Setzen zugleich mitgesetzt werde. Es folgt schon aus dem obigen, aber auch aus der Anschauung. Man denkt nicht deutlich und kann nichts deutlich denken, ohne sein Gegenteil zugleich mitzudenken. Dies wird nicht bewiesen, aber jeder, der nur etwas deutlich denkt, wird es in sich finden. So muss man sich beim Setzen des Ich das nicht-Setzen desselben mitdenken.
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Wissenschaftslehre nova methodo, S. 35f.
Nota. – 'An sich' kommt gar nichts vor. Nur einem Bewusstsein kann etwas vorkommen. An sich ist nichts bestimmt oder unbestimmt; nur in einem Bewusstsein gibt es Bestimmtheit – und folglich Unbestimmtheit. Nur einem Bewusstsein ist etwas deutlich oder undeutlich. –
Bestimmbarkeit ist kein Zustand des Wahrgenommenen – Dinge, Phänomene, Gegenstände... – selbst, sondern eine Weise ihrer Gegebenheit für den Wahrnehmenden. Der ist aber, nach dem quasi-anthropologischen ('aufgefundenen') Grund-Satz der Wissenschaftslehre, ein Wollender, nämlich ein bestimmen-Wollender. Unbestimmtes ist daher nicht einfach bestimmbar und kann bestimmt werden, sondern es schreit geradezu danach. Das Unbestimmte ist das schlechterdings zu-Bestimmende.
JE
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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Wissenschaftslehre nova methodo, S. 35f.
Nota. – 'An sich' kommt gar nichts vor. Nur einem Bewusstsein kann etwas vorkommen. An sich ist nichts bestimmt oder unbestimmt; nur in einem Bewusstsein gibt es Bestimmtheit – und folglich Unbestimmtheit. Nur einem Bewusstsein ist etwas deutlich oder undeutlich. –
Bestimmbarkeit ist kein Zustand des Wahrgenommenen – Dinge, Phänomene, Gegenstände... – selbst, sondern eine Weise ihrer Gegebenheit für den Wahrnehmenden. Der ist aber, nach dem quasi-anthropologischen ('aufgefundenen') Grund-Satz der Wissenschaftslehre, ein Wollender, nämlich ein bestimmen-Wollender. Unbestimmtes ist daher nicht einfach bestimmbar und kann bestimmt werden, sondern es schreit geradezu danach. Das Unbestimmte ist das schlechterdings zu-Bestimmende.
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