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Montag, 3. Dezember 2018

Wie aus dem reinen Wollen ein wirkliches Wollen wird.


 
§ 13

Reelle Wirksamkeit ist nur möglich nach einem Zweckbegriffe und ein Zweckbegriff nur unter der Bedingung einer Erkenntnis, und diese unter der Bedingung einer reellen Wirksamkeit möglich; und das Bewusstsein würde durch einen Zirkel, und sonach gar nicht erklärt.

Es muss daher etwas geben, das Objekt der Erkenntnis und Wirksamkeit zugleich sei. Alle diese Merkmale sind nur in einem allem empirischen Wollen und aller empirischen Erkenntnis vorauszusetzenden reinen Willen vereinigt.

Dieser reine Wille ist etwas bloß Intelligibles, wird aber, inwiefern es [sic] sich durch ein Gefühl des Sollens äußert und zufolge dessen gedacht wird, aufgenommen in die Form des Denkens überhaupt als ein Bestimmtes im Gegensatze eines Bestimmbaren, dadurch werde ich das Subjekt dieses Willens, ein Individuum, und als Bestimmbares wird mir ein Reich vernünftiger Wesen. Aus diesem reinen Begriffe lässt sich ableiten und muss abgeleitet werden das gesamte Bewusstsein.

§ 14

Ein Gefühl ist mir nur möglich, inwiefern im System der Sensibilität eine Veränderung vorgeht; und aus dieser entsteht eine objektive Erkenntnis. Diese ist aber nicht möglich außer zufolge eines Handelns, inwiefern ich mich als Ursache denke. Ich denke mich aber als Ursache, wenn ich das Mannigfaltige des Erfolgs beziehe auf das reine Wollen. Dies Wollen ist ein ursprünglich Bestimmtes oder Bestimmendes. Ein reines Wollen, inwie- fern es sich als Sollen äußert.

Nun muss das Wollen, durch welches die Veränderung der Gefühle als etwas Empirisches hervorgebracht werden soll, selbst ein empirisches sein, denn die Bestimmtheit der Gefühle wird erklärt aus der Bestimmtheit des Willens; aber wenn der Wille nicht auf solche Gefühle bezogen wird, so ist kein Wille, mithin erklärt der reine Wille nichts.

Unsere Aufgabe ist jetzt: Wie wird das reine Wollen zum empirischen? /

Es ist uns hier um die Ableitung der Weltbegriffe zu tun. Diese sollen vom reinen Willen abgeleitet werden; dieser ist dazu aber nicht brauchbar, weil er eben rein ist.

Das Denken als solches, als sich Etwas denken, ist das Mittelglied zwischen dem Intelligiblen und der Sinnen- welt; durch das Denken sonach müsste der reine Wille versinnlicht werden, und zwar nicht nur so, dass etwas Objektives in demselben zugleich mitgedacht würde, sondern auch, dass er lediglich durch das Denken zu einem empirischen Willen würde.

Was gedacht wird, kommt unter die Gesetze des Denkens. Nun sind wir uns nicht der Gesetze des Denkens bewusst. Dieses Bewusstsein gibt uns erst die Philosophie.

Der reine Wille ist als Idee gedacht worden. Wird er nun gedacht oder nicht? Wird er überhaupt nicht gedacht, so können wir nicht davon sprechen. Wird er aber gedacht, so fällt er unter die Gesetze des Denkens und wird sinnlich. 
________________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 152f. 



Nota I. - Das reine Wollen findet noch in der Welt des bloßen Vorstellens statt und schaut Bilder an; es bleibt in meiner Welt, wenn ich so sagen darf. Zu einem wirklichen Wollen wird es erst, indem ein Zweckbegriff hinzu- tritt, und der kann nur in der realen Welt, nur in unserer Welt liegen: in der Welt, wo ich unvermeidlich mit 'an- deren vernünftigen Wesen' zu tun habe, zu denen ich mich nur durch Begriffe verständ igen kann. Wo die rein betrachtende Zustimmung zu einem Bild - ja, das will ich - der praktische Entschluss tritt, das dem Zweckbe- griff Gemäße selbst zu tun. So wird aus dem virtuellen Handeln des Vorstellens ein reales Handeln und wird das angeschaute Ich ein wirkliches.
 
18. 5. 15

Nota II. - Und natürlich wird auch hier nicht behauptet, dass es eine reines Wollen 'wirklich gibt'. Wirklich will ein Mensch dieses oder jenes, aber nicht 'überhaupt', und das ist, wovon die Transzendentalphilosophie ausgehen muss. Allerdings geht sie davon aus, um es zu erklären. Sie muss also auf die Bedingungen zurückgehen, durch die allein wirkliches Wollen als möglich vorgestellt werden kann. Sie zieht vom wirklichen Wollen die Bestimmtheit als 'dieses' oder 'jenes' ab - und behält auf der einen Seite das reine Wollen, auf der andern den Zweckbegriff übrig. Diese beiden gehören zusammen und eins erklärt das andere - aus dem wirklichen Wollen.

Durch das schrittweise Abziehen aller faktisch hinzugetretenen Bestimmungen - hier: dieses oder jenes - wird am Ende die allem zu Grunde liegende Bedingung freigelegt, die ihrerseits noch nicht bestimmt ist: die ursprüngliche prädikative Qualität; von der paradoxer Weise aber schon angenommen werden muss, dass sie 1. Qualität ist, und diese 2. prädikativ ist. Denn damit ein Bestimmen je angefangen werden kann - und dass es angefangen hat und fortgeschritten ist, war die sachliche Voraussetzung der kritischen Untersuchung -, muss es sich selbst bestimmt haben; sonst war ja keiner mehr da.
JE
 


 Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

Mittwoch, 8. Februar 2017

Wollen ist potenziertes Denken, denken ist latentes Wollen.


Lothar Sauter

Ein wirkliches Wollen erscheint als Übergehen von der Bestimmbarkeit zur Betimmtheit, charakterisiert durch die völlige Kontraktion meines ganzen Wesens auf einen einzigen Punkt, da [=während] das beim Denken nicht ist, da man zwischen Entgegengesetzen schwebt. (Alles empirische Wollen ist etwas Bestimmtes, aber es gibt zweierlei Bestimmtheit: unvollendete und vollendete, erstere erscheint als Denken, letzteres als Wollen; in dem Wollen erscheint noch ein Blick aufs //176// Entgegengesetzte, aber wenn ich will, will ich dies und nichts ande- res; das andere durchs Denken Angeschaute liegt nicht im Wollen.)

Nun erscheint alle Bestimmtheit als Übergehen pp; es gibt also auch zweierlei Bestimmbarkeit: eine fürs Den- ken und eine fürs Wollen, das Denken selbst ist Bestimmbarkeit des Wollens. Wollen ist quasi die zweite Potenz unseres empirischen Vermögens, Denken ist die erste. Uns ist insbesonder um die Unterscheidung des empiri- schen Wollens vom reinen zu tun; alles, worauf die [ideale] Tätigkeit je reflektieren kann, das höchste Bestimm- bare, ist das reine Wollen. Dieses Ganze wird vor allem bestimmt durch das Denken eines mich beschränken- den Begriffs (Individualität). 

Es sind drei Grade: 1) reine Wille, Absolutheit der gesamten Vernunft, des Vernunftreichs, diese ist das höchste Bestimmbare, wird weiter bestimmt [dadurch], dass etwas aufgefasst wird 2) Individualität. Dies ist Bestimmba- res 3) für ein einzelnes Moment des Bewusstseins, für einen bestimmten Willen. Das empirische Wollen ist bloß Reflexion auf das reine Wollen überhaupt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 175f.
 



Nota. - Ich werde nicht müde, es zu wiederholen: In der transzendentalen Auffassung, als Noumenon, ist das reine Wollen als das höchste Bestimmbare aufgefasst, denn es ist von Allem das allererste. Weil es aber reines Wollen ist, wird seine Bestimmbarkeit und das Übergehen zur Bestimmtheit nie zu einem Schluss kommmen, das Bestimmen geht ins Unendliche fort. Den fiktiven Zielpunkt kann oder muss ich sogar mir denken als das Eine Absolute, Zweckbegriff an-sich als Gegen stand des Wollens an-sich; Noumena alle beide.

Nota II. - Der Begriff, der das Ich ursprünglich beschränkt, bestimmt es als Idividualität - und dahin muss die tranzendentale Ableitung schließlich kommen, denn real ist nicht Vernunft-überhaupt, sondern sind die realen vernünftigen Individuen ihr Ausgangspunkt. Der muss in der transzendentalen Rekonstuktion wieder aufgefun- den werden.

Nota III. - In der transzendentalen Analyse ist das Wollen das letzte Aufgefundene, in der synthetischen Rekon- struktion ist es das erste Vorauszusetzende. In der Realität kommt das Denken - "Deliberieren" - vor dem Wollen, empirisch ist das Wollen immer schon bestimmt als das Wollen von diesem oder jenem, erst in der transzendentalen Reflexion scheint auf, dass es dem Denken noumenal immer schon zu Grunde lag.
JE


 

Montag, 18. Mai 2015

Wie aus dem reinen Wollen ein wirkliches Wollen wird.



§ 13

Reelle Wirksamkeit ist nur möglich nach einem Zweckbegriffe und ein Zweckbegriff nur unter der Bedingung einer Erkenntnis, und diese unter der Bedingung einer reellen Wirksamkeit möglich; und das Bewusstsein würde durch einen Zirkel, und sonach gar nicht erklärt.

Es muss daher etwas geben, das Objekt der Erkenntnis und Wirksamkeit zugleich sei. Alle diese Merkmale sind nur in einem allem empirischen Wollen und aller empirischen Erkenntnis vorauszusetzenden reinen Willen vereinigt.

Dieser reine Wille ist etwas bloß Intelligibles, wird aber, inwiefern es [sic] sich durch ein Gefühl des Sollens äußert und zufolge dessen gedacht wird, aufgenommen in die Form des Denkens überhaupt als ein Bestimmtes im Gegensatze eines Bestimmbaren, dadurch werde ich das Subjekt dieses Willens, ein Individuum, und als Bestimmbares wird mir ein Reich vernünftiger Wesen. Aus diesem reinen Begriffe lässt sich ableiten und muss abgeleitet werden das gesamte Bewusstsein.

§ 14

Ein Gefühl ist mir nur möglich, inwiefern im System der Sensibilität eine Veränderung vorgeht; und aus dieser entsteht eine objektive Erkenntnis. Diese ist aber nicht möglich außer zufolge eines Handelns, inwiefern ich mich als Ursache denke. Ich denke mich aber als Ursache, wenn ich das Mannigfaltige des Erfolgs beziehe auf das reine Wollen. Dies Wollen ist ein ursprünglich Bestimmtes oder Bestimmendes. Ein reines Wollen, inwie- fern es sich als Sollen äußert.

Nun muss das Wollen, durch welches die Veränderung der Gefühle als etwas Empirisches hervorgebracht werden soll, selbst ein empirisches sein, denn die Bestimmtheit der Gefühle wird erklärt aus der Bestimmtheit des Willens; aber wenn der Wille nicht auf solche Gefühle bezogen wird, so ist kein Wille, mithin erklärt der reine Wille nichts.

Unsere Aufgabe ist jetzt: Wie wird das reine Wollen zum empirischen? /

Es ist uns hier um die Ableitung der Weltbegriffe zu tun. Diese sollen vom reinen Willen abgeleitet werden; dieser ist dazu aber nicht brauchbar, weil er eben rein ist.

Das Denken als solches, als sich Etwas denken, ist das Mittelglied zwischen dem Intelligiblen und der Sinnen- welt; durch das Denken sonach müsste der reine Wille versinnlicht werden, und zwar nicht nur so, dass etwas Objektives in demselben zugleich mitgedacht würde, sondern auch, dass er lediglich durch das Denken zu einem empirischen Willen würde.

Was gedacht wird, kommt unter die Gesetze des Denkens. Nun sind wir uns nicht der Gesetze des Denkens bewusst. Dieses Bewusstsein gibt uns erst die Philosophie.

Der reine Wille ist als Idee gedacht worden. Wird er nun gedacht oder nicht? Wird er überhaupt nicht gedacht, so können wir nicht davon sprechen. Wird er aber gedacht, so fällt er unter die Gesetze des Denkens und wird sinnlich. 
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 152f. 



Nota. - Das reine Wollen findet noch in der Welt des bloßen Vorstellens statt und schaut Bilder an; es bleibt in meiner Welt, wenn ich so sagen darf. Zu einem wirklichen Wollen wird es erst, indem ein Zweckbegriff hinzu- tritt, und der kann nur in der realen Welt, nur in unserer Welt liegen: in der Welt, wo ich unvermeidlich mit 'an- deren vernünftigen Wesen' zu tun habe, zu denen ich mich nur durch Begriffe verständ igen kann. Wo die rein betrachtende Zustimmung zu einem Bild - ja, das will ich - der praktische Entschluss tritt, das dem Zweckbe- griff Gemäße selbst zu tun. So wird aus dem virtuellen Handeln des Vorstellens ein reales Handeln und wird das angeschaute Ich ein wirkliches.
JE



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Sonntag, 2. Juni 2019

Wie aus dem reinen Wollen ein wirkliches Wollen wird.


§ 13

Reelle Wirksamkeit ist nur möglich nach einem Zweckbegriffe und ein Zweckbegriff nur unter der Bedingung einer Erkenntnis, und diese unter der Bedingung einer reellen Wirksamkeit möglich; und das Bewusstsein würde durch einen Zirkel, und sonach gar nicht erklärt.

Es muss daher etwas geben, das Objekt der Erkenntnis und Wirksamkeit zugleich sei. Alle diese Merkmale sind nur in einem allem empirischen Wollen und aller empirischen Erkenntnis vorauszusetzenden reinen Willen vereinigt.

Dieser reine Wille ist etwas bloß Intelligibles, wird aber, inwiefern es [sic] sich durch ein Gefühl des Sollens äußert und zufolge dessen gedacht wird, aufgenommen in die Form des Denkens überhaupt als ein Bestimmtes im Gegensatze eines Bestimmbaren, dadurch werde ich das Subjekt dieses Willens, ein Individuum, und als Bestimmbares wird mir ein Reich vernünftiger Wesen. Aus diesem reinen Begriffe lässt sich ableiten und muss abgeleitet werden das gesamte Bewusstsein.

§ 14

Ein Gefühl ist mir nur möglich, inwiefern im System der Sensibilität eine Veränderung vorgeht; und aus dieser entsteht eine objektive Erkenntnis. Diese ist aber nicht möglich außer zufolge eines Handelns, inwiefern ich mich als Ursache denke. Ich denke mich aber als Ursache, wenn ich das Mannigfaltige des Erfolgs beziehe auf das reine Wollen. Dies Wollen ist ein ursprünglich Bestimmtes oder Bestimmendes. Ein reines Wollen, inwie- fern es sich als Sollen äußert.

Nun muss das Wollen, durch welches die Veränderung der Gefühle als etwas Empirisches hervorgebracht werden soll, selbst ein empirisches sein, denn die Bestimmtheit der Gefühle wird erklärt aus der Bestimmtheit des Willens; aber wenn der Wille nicht auf solche Gefühle bezogen wird, so ist kein Wille, mithin erklärt der reine Wille nichts.

Unsere Aufgabe ist jetzt: Wie wird das reine Wollen zum empirischen? /

Es ist uns hier um die Ableitung der Weltbegriffe zu tun. Diese sollen vom reinen Willen abgeleitet werden; dieser ist dazu aber nicht brauchbar, weil er eben rein ist.

Das Denken als solches, als sich Etwas denken, ist das Mittelglied zwischen dem Intelligiblen und der Sinnen- welt; durch das Denken sonach müsste der reine Wille versinnlicht werden, und zwar nicht nur so, dass etwas Objektives in demselben zugleich mitgedacht würde, sondern auch, dass er lediglich durch das Denken zu einem empirischen Willen würde.

Was gedacht wird, kommt unter die Gesetze des Denkens. Nun sind wir uns nicht der Gesetze des Denkens bewusst. Dieses Bewusstsein gibt uns erst die Philosophie.

Der reine Wille ist als Idee gedacht worden. Wird er nun gedacht oder nicht? Wird er überhaupt nicht gedacht, so können wir nicht davon sprechen. Wird er aber gedacht, so fällt er unter die Gesetze des Denkens und wird sinnlich. 
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 152f. 



Nota I. - Das reine Wollen findet noch in der Welt des bloßen Vorstellens statt und schaut Bilder an; es bleibt in meiner Welt, wenn ich so sagen darf. Zu einem wirklichen Wollen wird es erst, indem ein Zweckbegriff hinzu- tritt, und der kann nur in der realen Welt, nur in unserer Welt liegen: in der Welt, wo ich unvermeidlich mit 'an- deren vernünftigen Wesen' zu tun habe, zu denen ich mich nur durch Begriffe verständ igen kann. Wo die rein betrachtende Zustimmung zu einem Bild - ja, das will ich - der praktische Entschluss tritt, das dem Zweckbe- griff Gemäße selbst zu tun. So wird aus dem virtuellen Handeln des Vorstellens ein reales Handeln und wird das angeschaute Ich ein wirkliches.
 
18. 5. 15
 
Nota II. - Nicht nur tritt das sich bislang nur in der Vorstellung selbst-bestimmt habende Ich mit der Bestimmung des reinen Wollens zu empirischem Wirken in die Sinnenwelt ein und bestimmt sich so reell (und zum Individuum); sondern schon der Anstoß zu diesem Übergehen kam aus der Sinnenwelt. Es war die Aufforderung durch die Reihe vernünftiger Wesen, die in das immanente sich-selbst-Setzen in der Vorstellung von außen eingegriffen und die sinnliche Realität allererst in die reale (Vorstellungs-) Tätigkeit hinein getragen hat. Indem es der Auffor- derung Folge leistet, übernimmt das Ich etwas, das es nicht selbst gesetzt hat, von anderen; aber es übernimmt es durch Freiheit (es hätte die Aufforderung zurückweisen können), macht es sich zu eigen und bestimmt weiterhin sich selbst.
JE



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Samstag, 15. September 2018

Wollen, bestimmen, begreifen.


Ich finde mich als wollend nur, in wiefern durch meinen Begriff etwas wirklich werden soll. Dies ist Gesetz meiner sinnlichen Erkenntnis, nun ist diese Wirklichkeit nicht, außer in wie fern sie durch meinen Begriff sein soll, sie wird also nicht erblickt, als insofern mein Begriff als Kausalität habend angeschaut wird. Nur insofern die Kategorie etwas hinzusetzt, produzierend ist; an einen Begriff als einen wirkenden wird die Wirkung erst hinzugedacht; durch die Kategorie wird etwas.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 198 


Nota I. - Hier sind wir nicht mehr beim reinen, sondern schon beim empirischen Wollen: Als Bestimmungs- grund ist der (Zweck-) Begriff hinzugetreten. Die Vorstellung der Kausalität ist ein Derivat des Wollens

Ich finde mich als wollend: In der Wirklichkeit will ich immer schon etwas - dieses oder jenes -, und nie 'rein'.
31. 12. 14


Nota II. - Der Zweckbegriff ist die Grundform des Begriffs überhaupt: Die Tätigkeit des Ich ist allenthalben bestimmen. Es sind die Bestimmtheiten - Bestimmungen -, die der Begriff begreift. 'Reines' Wollen wäre reines bestimmen-Wollen. Bestimmen und Wollen sind Wechselbegriffe. Mein wirkliches Wollen ist immer ein dieses-bestimmen-Wollen. Mein dieses-Wollen ist im Begriff als realisiert gedacht; so dass der Begriff als Grund und Zweck meines Wollens gleichermaßen erscheint.
JE




Nota - Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog.  
JE
 

 

Sonntag, 25. März 2018

Am Anfang des Bewusstsein steht ein ästhetisches Wahrnehmen.

É. Manet, 1867

Ein Bestimmbares durch meinen Willen gibts nur, in so fern wirklich im Bewusstsein ein bestimmter Wille da ist, denn das Bestimmbare ist nur durch das Bestimmte möglich, und letzteres ist bloß Resultat eines Überge-hens aus der bloßen Bestimmbarkeit, und Bestimmbares ist eben das, wodurch übergegangen wird.

Diese beiden müssen schlechthin bestimmt sein. Hier ist leicht Irrtum möglich, nämlich im Fortgange eines schon angeknüpften Bewusstsein lässt sich ein Bestimmbares denken, ohne daraus zu wählen; aber beim An-fange des Bewusstseins ist eine solche Abstraktion nicht möglich.  – 
Bestimmbares und Bestimmtes müssen also notwendig eins sein. Folglich müsste mit jener Erkenntnis vom Objekte (dem Bestimmbaren für ein mög-liches Wollen) ein empirisches Wollen unmittelbar im demselben Moment vereinigt sein. Uns im wirklichen Bewusstsein scheint Wahl und Dekret des Willens so, dass die Wahl dem Wollen vorhergeht. –

Hier geht das Bestimmbare dem Bestimmten voraus, aber indem ich wähle, weiß ich doch, dass ich wähle. Dies heißt nicht anderes, als dass ich meine Deliberation auf ein Wollen beziehe. Aber woher weiß ich denn, was Wollen heißt? Nur in wiefern ich schon gewollt habe. Diese Form des Wollens beziehe ich demnach auf die Wahl; das mögliche Wollen kann ich nur durchs wirkliche Wollen kennen. Hier stehen wir am Anfang des Bewusstseins, wo die Form des Wollens nicht übergetragen werden kann; hier müsste Wollen und Deliberieren zusammenfallen.
_________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 175


Nota. – Wollen und Deliberieren fallen zusammen im ästhetischen Wahrnehmen. Im Geschmacksurteil ist die Wahrnehmung selbst unmittelbar von einem Gefühl des Beifalls oder der Ablehnung begleitet. Es ist insofern unbegründet, aber es hat den ungemeinen Vorzug, dass es ist – und selber die Reihe wirklichen Wollens und Be-stimmens begründet. (Zur Erinnerung: Die Wissenschaftslehre ist nicht die historische Erzählung davon, wie ein wirkliches Bewusstsein sich bildet, sondern das abstrakte Schema vollendeter Vernünftigkeit.)
JE,  31. 1. 16


















Sonntag, 31. Januar 2016

Am Anfang des Bewusstsein steht ein ästhetisches Wahrnehmen.


É. Manet, 1867

Ein Bestimmbares durch meinen Willen gibts nur, in so fern wirklich im Bewusstsein ein bestimmter Wille da ist, denn das Bestimmbare ist nur durch das Bestimmte möglich, und letzteres ist bloß Resultat eines Überge-hens aus der bloßen Bestimmbarkeit, und Bestimmbares ist eben das, wodurch übergegangen wird.

Diese beiden müssen schlechthin bestimmt sein. Hier ist leicht Irrtum möglich, nämlich im Fortgange eines schon angeknüpften Bewusstsein lässt sich ein Bestimmbares denken, ohne daraus zu wählen; aber beim An-fange des Bewusstseins ist eine solche Abstraktion nicht möglich.  – 
Bestimmbares und Bestimmtes müssen also notwendig eins sein. Folglich müsste mit jener Erkenntnis vom Objekte (dem Bestimmbaren für ein mög-liches Wollen) ein empirisches Wollen unmittelbar im demselben Moment vereinigt sein. Uns im wirklichen Bewusstsein scheint Wahl und Dekret des Willens so, dass die Wahl dem Wollen vorhergeht. –

Hier geht das Bestimmbare dem Bestimmten voraus, aber indem ich wähle, weiß ich doch, dass ich wähle. Dies heißt nicht anderes, als dass ich meine Deliberation auf ein Wollen beziehe. Aber woher weiß ich denn, was Wollen heißt? Nur in wiefern ich schon gewollt habe. Diese Form des Wollens beziehe ich demnach auf die Wahl; das möglich Wollen kann ich nur durchs wirkliche Wollen kennen. Hier stehen wir am Anfang des Bewusstsein, wo die Form des Wollens nicht übergetragen werden kann; hier müsste Wollen und Deliberieren zusammenfallen.
_________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 175


Nota. – Wollen und Deliberieren fallen zusammen im ästhetischen Wahrnehmen. Im Geschmacksurteil ist die Wahrnehmung selbst unmittelbar von einem Gefühl des Beifalls oder der Ablehnung begleitet. Es ist insofern unbegründet, aber es hat den ungemeinen Vorzug, dass es ist – und selber die Reihe wirklichen Wollens und Be-stimmens begründet. (Zur Erinnerung: Die Wissenschaftslehre ist nicht die historische Erzählung davon, wie ein wirkliches Bewusstsein sich bildet, sondern das abstrakte Schema vollendeter Vernünftigkeit.)
JE




Dienstag, 2. Februar 2016

Der Entschluss zu freiem Handeln ist selbst eine Einschränkung der Freiheit.

Lothar Sauer

Diese Aufgabe, sich selbst zu beschränken, ist, von einer andern Seite angesehen, Aufforderung zu einer freien Tätigkeit (da sie nicht erscheint als hervorgehend aus dem Individuum, sondern einer Vernunft außer uns; aber sie ist keine Bestimmung durch uns selbst, wenn die nicht durch ein wirkliches Wollen begleitet ist, es schließt sonach das Bewusstsein eines wirklichen Wollens an jene Wahrnehmung einer Aufforderung zur Freiheit sich unabtrennlich an.)

Anmerkung. Die Hauptschwierigkeit war: Das Bewusstsein kann weder durch Wollen noch Erkennen allein angeknüpft werden, sondern von [sic] beiden, aber diese sind voneinander unabhängig?  Allerdings hebt es von beiden an, nur ist die Erkenntnis, von der es anhebt, Aufforderung zur freien Tätigkeit; Kenntnis davon, dass uns ein Zweck gegeben wird, an diese schließt sind demselben Moment ein Wollen an. In diesem X ist Wollen und Erkennen vereint.
_________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 178



Nota. - Zuerst zeichnet die Wissenschaftslehre das zeitlose Schema der Vernünftigkeit als Zustand. Es soll doch aber der Zustand von wirklichen Personen sein. Wirkliche Personen sind zuerst einmal in Raum und Zeit: 'Ma-terie'; sind von Naturgesetzen bestimmt und Leidenschaften unterworfen. Wie kommt also dieser Zustand in sie 'hinein'? – Fichtes Antwort: Er war außerhalb der Personen schon vorhanden, er ist ihnen angetragen worden.
JE



Sonntag, 26. Mai 2019

Das gesamte Bewusstsein ist aus dem reinen Wollen abgeleitet.



Reelle Wirksamkeit ist nur möglich nach einem Zweckbegriffe, und der Zweckbegriff ist nur unter der Bedin- gung einer Erkenntnis, und diese unter der Bedingung einer reellen Wirksamkeit möglich; und das Bewusstsein würde durch einen Zirkel, und sonach gar nicht erklärt. Es muss daher etwas geben, das Objekt der Erkenntnis und Wirksamkeit zugleich sei.

Alle diese Merkmale sind nur in einem allem empirischen Wollen und aller empirischen Erkenntnis vorauszu- setzenden reinen Willen vereinigt. Dieser reine Wille ist etwas bloß Intelligibles, wird aber, in wiefern es sich in einem Gefühl des Sollens äußert und zufolge dessen gedacht wird, aufgenommen in die Form des Denkens überhaupt als ein Bestimmtes im Gegensatze eines Bestimmbaren, dadurch werde ich das Subjekt dieses Wil- lens, ein Individuum, und als Bestimmbares dazu wird mir ein Reich intelligibler Wesen.

Aus diesem reinen Begriffe lässt sich ableiten und muss abgeleitet werden das gesamte Bewusstsein. _________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 152


Nota. - Reelle Wirksamkeit in der Sinnenwelt ist nur möglich nach einem Zweckbegriff. Den Zweckbegriff kann ich nur fassen aufgrund einer Erkenntnis; doch die Erkenntnis war erst möglich aufgrund einer reellen Wirksam- keit, denn Erfahruung ist nicht anders machbar. Die Katze beißt sich in den Schwanz.

Es muss also etwas geben - muss, denn Bewusstsein gibt es: Das war der Ausgangspunkt -, das selber Wirksam- keit, aber zugleich Gegenstand von Erkenntnis ist. Eine Wirksamkeit, die sich selbst anschaut, eine Anschauung zweiten Grades; nicht schon ein wirkliches Wollen, sondern 'erst' sein Schema. Ein Bild vom Bild eines wirkli- chen Wollens.

Daraus wäre abzuleiten 'das gesamte Bewusstsein', und das ist, nicht zu vergessen, Vernunft. Ihr Schema ist die Wissenschaftslehre.
JE 


Samstag, 11. Februar 2017

Ich finde mich vorbestimmt als Glied in der Reihe vernünftiger Wesen.


§ 16

Diese Aufgabe, sich selbst zu beschränken, ist von einer anderen Seite angesehen Aufforderung zu einer freien Tätigkeit (da sie nicht erscheint als hervorgehend aus dem Individuo, sondern einer Vernunft außer uns); aber es ist keine Bestimmung durch uns selbst, wenn sie nicht durch ein wirkliches Wollen begleitet ist, es schließt sonach das Bewusstsein eines wirklichen Wollens an jene Wahrnehmung einer Aufforderung zur Freiheit sich an. 

Anmerkung: Die Hauptschwierigkeit war: Das Bewusstsein kann weder durch Wollen noch Erkennen allein an- geknüpft werden, sondern von beiden; aber diese sind von einander unabhängig? - Allerdings hebt es von bei- den an, nur ist die Erkenntnis, von der es anhebt - Aufforderung zur freien Tätigkeit -, Kenntnis davon, dass uns ein Zweck gegeben wird; an diese schließt sich in demselben Moment ein Wollen an. In diesem X ist Wol- len und Erkenntnis vereint.
________________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 178
 



Nota. - Es wurde erst langsam deutlich: Bei dem 'ursprünglichen Begriff', der eine Aufforderung zur Selbstbe- schränkung sein sollte, hatte er von Anbeginn die 'Menge vernünftiger Wesen' im Auge, aus der 'ich' mich zu- erst 'herauslösen' muss, um zu erkennen, dass ich 'hineingehöre': um zu erkennen, dass ich, wie sie, 'zu freier Tä- tigkeit bestimmt' bin und ergo 'mich selbst beschränken' soll, indem ich aus der Masse der Möglichkeiten eine Wahl treffe. Mit andern Worten, die 'Aufforderung' besteht bereits in dem Umstand, dass sie eine Menge sind - der ich selber zugehöre. (Ich war zur Vernunft bestimmt, ehe ich mich zum Individuum bestimmt habe.)

Die Herleitung war umständlich und gewunden. Dass sie ins Auge springt, kann man nicht sagen.
JE

Donnerstag, 29. Juni 2017

Inhaltsangabe der WL nova methodo.

Dennis Skley

Fichte hat seinen mündlichen Vortrag der Wissenschaftslehre nova methodo in Paragraphen unterteilt, deren inhaltliche Zusammenfassung er seinen Hörern jeweils am Schluss in die Feder diktierte. K. Chr. Fr. Krause hat zu seinem persönlichen Gebrauch als Dozent diese Zusammen- fassung später gesondert zusammengestellt.

Die Versuchung für eilige Studenten, die mühsame Arbeit durch den Text durch Überfliegen der Zusammenfassungen zu ersparen, ist klein, denn außerhalb des Textzusammenhangs sind sie ganz unverständlich. Größer wäre schon die Versuchung, einzelne 'Stellen' gegen andere Stellen in den ausgearbeiteten Fassungen auszuspielen. Da aber Fichte nicht müde wird zu wiederholen, seine Sätze seien ohnehin stets nur aus dem Zusammenhang zu verstehen, und auf eine feste Terminologie bewusst verzichtet hat, kann das nicht weit führen. 

Die vorliegenden Zusammenfassungen haben den Zweck, aus dem Dickicht dialektischer Spitz- findigkeiten immer wieder den roten Faden herauszuheben; und das ist nicht überflüssig.
JE


§ 1.

(Diktiert, 1798) Alles Bewusstsein ist begleitet von einem unmittelbaren Selbstbewusstsein, genannt intellektuelle Anschauung, und nur in Voraussetzung dessen denkt man. Das Bewusstsein aber ist Tätigkeit, und das Selbstbewusstsein insbesondere in sich zurückgehende Tätigkeit der Intelligenz, oder reine Reflexion.

Alles zufolge angestellter Selbstbeobachtung. Diese reine Reflexion als Begriff angesehen wird gedacht durch ich. Ich setze mich sonach schlechthin durch mich selbst, und durch dieses Selbstsetzen ist alles andere Bewusstsein bedingt.

In diesem Collegio wird experimentiert, das heißt, die Vernunft wird gezwungen, auf gewisse planmäßige Fragen zu // antworten, die Resultate unserer Experimente fassen wir dann in Begriffe zum Behuf der Wissenschaft und des Gedächtnisses.  S. 34//35

§ 2.

(diktiert 1798) Jene Tätigkeit der Reflexion als solche, durch welche die Intelligenz sich selbst setzt, wird, wenn sie angeschaut wird, angeschaut als eine sich bestimmende Agilität, und diese wird angeschaut als ein Übergehen aus dem Zustande der Ruhe und Unbestimmtheit, die jedoch bestimmbar ist, zu dem der Bestimmtheit. Diese Bestimmbarkeit erscheint hier als das Vermögen, Ich oder NichtIch zu denken, und es werden sonach in dem Begriffe der ersten die beiden letzten Begriffe notwendig mitgedacht und einander gegenüber gesetzt. Beide Begriffe erscheinen sonach bei Erregung der selbsttätigen Reflexion als etwas unabhängig von derselben Vorhandenes, und der Charakter des NichIch ist das Sein, eine Negation.

§ 2. Man werde ferner finden, wird behauptet, dass man sich im Entwerfen des Begriffs vom Ich nicht tätig setzen könne, ohne diese Tätigkeit als eine durch sich selbst bestimmte, und diese nicht ohne ein Übergehen von der Unbestimmtheit oder Bestimmbarkeit zu setzen, welches Übergehen eben die bemerkte Tätigkeit ist ( N. 1 et 2 supra). Den durch die bestimmte Tätigkeit entstandenen Begriff könne man gleichfalls nicht fassen, ohne ihn durch ein entgegengesetztes NichIch zu bestimmen, das Bestimmbare sei dasselbe, was oben das Ruhende war (§1), weil es eben zur Tätigkeit bestimmt wird, und das, was in Beziehung auf die Anschauung des Ich Begriff desselben sei, sei [in Beziehung] auf das NichtIch Anschauung. //44// Es sei nämlich Begriff des Anschauens (N. 4). Dem NichtIch komme zu Folge der Entgegensetzung zu der Charakter der Negation der Tätigkeit, das ist der des Seins, welcher der Begriff aufgehobener Tätigkeit, sonach nicht ein irgend ursprünglicher, sondern ein von der Tätigkeit abgeleiteter und negativer sei. S. 43//44

Man werde finden, dass dieses Übergehen (§ 2) seinen Grund habe schlechthin in sich selbst. Die Handlung dieses Übergehens heißt daher reale Tätigkeit, die der idealen, welche die erste bloß nachbildet, entgegengesetzt, und dadurch das Ich überhaupt in diese beide Arten derselben eingeteilt wird. Nach dem Grundsatze der Bestimmbarkeit ist ein reales Handeln nicht zu setzen ohne ein reales oder praktisches Vermögen. Reale und ideale Tätigkeit sind durch einander bedingt und bestimmt, eine ist nicht ohne die andere, und was die erste sei, lässt sich nicht begreifen ohne die andere. 

In diesem Akte der Freiheit wird das Ich sich selbst Objekt. Es entsteht ein wirkliches Bewusstsein, an dessen ersten Punkt von nun an alles angeknüpft werden muss, was überhaupt Objekt desselben sein soll. Die Freiheit ist sonach der höchste Grund und die erste Bedingung alles Seins und alles Bewusstseins. S. 51

Die Selbstbestimmung durch Freiheit ist nur als Bestimmung zu etwas anschaubar, von welchem das sich selbst Bestimmende oder Praktische einen Begriff habe, der der Begriff vom Zweck heißt. Sonach werde dem Anschauenden das Subjekt des praktischen Vermögens zugleich zu einem Vermögen der Begriffe, so wie umgekehrt das Subjekt des Begriffs oder die Intelligenz notwendig praktisch sein muss. Beides, praktisches Vermögen und Intelligenz, ist unzertrennlich. Eins lässt sich ohne das andere nicht denken. Die Identität beider ist sonach der Charakter des Ich. S. 55

Das Bestimmbare wird der Anschauung zu einem ins Unendliche teilbaren Mannigfaltigen, weil es Objekt einer freien Wahl für die absolute Freiheit sein soll; dem Bestimmten als einem Teile desselben muss dasselbe zukommen, und darin  sind sie beide gleich. Unterschieden sind sie darin, dass in dem ersten eine bloß als möglich, das ist, durch die zwischen Entgegengesetzten schwebende Intelligenz gesetzte, in dem zweiten eine durch die an eine bestimmte Folge des Mannigfaltigen geknüpfte Intelligenz gesetzte Handlung angeschaut wird. Handlung ist Tätigkeit, der unaufhörlich widerstanden wird, und nur diese Synthesis des Widerstandes ist es, durch die eine Tätigkeit anschaubar ist. S. 63
 
Eine freie Handlung ist (§4) nur möglich nach einem frei entworfenen Begriff von ihr, sonach müsste die freie Intelligenz vor aller Handlung vorher eine Kenntnis von den Handlungsmöglichkeiten haben. Eine solche Kenntnis lässt sich nur dadurch erklären, dass dem Ich vor aller Handlung vorher ein Trieb beiwohne, in welchem eben darum, weil er nur // Trieb ist, die innere Tätigkeit desselben beschränkt sei. 

Da dem Ich nicht zukommt, als was es sich nicht setze, so muss es diese Beschränkung setzen, und so etwas nennt man ein Gefühl. Da durch die Freiheit gewählt werden soll, muss es ein Mannigfaltiges von Gefühlen geben, welches nur durch seine Beziehung auf das gleichfalls notwendige ursprünglich vorhandene System der Gefühle überhaupt unterscheidbar sein kann.

 

Confer compendium.

Als das Höchste und Erste im Menschen wird sowohl in der alten* als neuen** Bearbeitung das Streben oder der Trieb angenommen.

Gegenwärtig wird vom unmittelbaren Objekte des Bewusstseins, von der Freiheit, ausgegangen und die Bedingungen derselben aufgesucht. Die freie Handlung ist das Wesentlichste unsrer Untersuchung. In der ehemaligen Behandlung wurde die freie Handlung, das Streben und der Trieb nur gebraucht als Erklärungsgrund der Vorstellungen und der Intelligenz, welches dort der Hauptzweck der Untersuchung war. In der gegenwärtigen Behandlung ist das Praktische unmittelbar Objekt, und aus ihm wird das Theoretische abgeleitet, so wie ferner in ihr mehr der Gang der Synthesis, in jener aber mehr der Gang der Analysis herrscht.

Ideales und Reales liegt nebeneinander und bleiben immer abgesondert. Im Buche* ist zuförderst das erste bestimmt und das zweite von ihm abgeleitet. Hier** wird umgekehrt mit dem Praktischen angefangen und dies wird abgesondert, so lange es abgesondert ist und nicht mit dem Theoretischen in Beziehung steht. Sobald aber beide zusammenfallen, werden sie beide miteinander abgehandelt. Somit fällt die im Buche in den theoreti-schen und den praktischen Teil gemachte Einteilung hier weg. 

In beiden Darstellungen wird ausgegangen von einer Wechselbestimmuung des Ich und NichtIch. 
S. 72//73


Mit dem Gefühle ist eine Anschauung notwendig verbunden, denn das Gefühl ist Begrenztheit; aber eine Begrenztheit ist nichts ohne Gegensatz der Tätigkeit; aber dasjenige im Ich, was notwendige Tätigkeit bleibt, ist sein ideales Vermögen. Der Vereinigungspunkt des Gefühls und der Anschauung ist der, dass das Ich sich, indem es in realer Rücksicht sich begrenzt fühlt, sich in idealer anschauend fühlt. 
 
In wiefern die Anschauung auf die Begrenztheit geht - welche Begrenztheit dadurch, dass die Anschauung auf sie geht, bloßes Objekt ohne alle Beziehung auf ein Subjekt wird -, wird sie gefühlt als gebunden in der Darstellung des Objekts; aber ein solches Gefühl ist nicht möglich ohne ein entgegengesetztes der Freiheit. Die Anschauung wird sonach auch in anderer Rücksicht als frei gefühlt und ist in sofern Anschauung des Ideals. S. 87
 

Mit der Anschauung des NichtIch ist die Anschauung des Ich notwendig verknüpft, und die erstere wird nur durch die letztere eine Anschauung. Um aber diese letztere zu erklären, muss eine Veränderung des Zustands des Gefühls oder eine Begrenzung der Begrenztheit angenommen werden, durch welche das Ich in der ersten Anschauung (des NichtIch) selbst begrenzt werde; [und dass?] aus ihr das Gefühl dieser besonderen Beschränkung der idealen Tätigkeit, und aus ihr eine Anschauung derselben entstehe.

Der Vereinigungspunkt beider Anschauungen ist der: dass reine Gebundenheit in der ersten Anschauung gesetzt werden kann, ohne dass ihr Freiheit entgegengesetzt werde. Alle Freiheit kommt aber dem Ich zu, und lediglich dadurch wird die letztere Anschauung [zur] An-//schauung des Ich. Eine Anschauung aber mit Bewusstsein des Anschauenden heißt Begriff. Sonach entsteht durch die postulierte Veränderung im System der Gefühle der Begriff des Ich und des NichtIch. S. 100//101
 

Der Inhalt der gesamten Wissenschaftslehre lässt sich kurz in folgenden Worten vortragen: 

Dass ich mir überhaupt etwas bewusst werden kann, davon liegt der Grund in mir, nicht in den Dingen. Ich bin mir Etwas bewusst; das einzige Unmittelbare, dessen ich mir bewusst bin, bin ich selbst; alles andre macht die Bedingungen meines Selbstbewusstseins aus. Vermittelst des Selbstbewusstseins mache ich mir die Welt bewusst. - 

Ich bin mir Objekt des Bewusstseins nur im Handeln. Wie ist die Erfahrung möglich? heißt: Wie kann ich mir meines Handelns bewusst werden? Auf die Beantwortung dieser Frage geht alles aus, und wenn sie beantwortet ist, so ist unser System geschlossen.

Bis jetzt haben wir dies gefunden: Ich muss, wenn ich mich als handelnd setzen soll, mir irgend eines Zweckbegriffs bewusst werden. Mit der Beantwortung der Frage: Wie ist ein Zweckbegriff möglich? beschäftigen wir uns noch. Bisher haben wir gesehen, wie ein Begriff überhaupt möglich sei. Eigentlich ist von allem, was wir bisher aufgestellt haben, nichts ganz möglich, bis wir zu Ende sind, denn wir haben noch immer Bedingungen der Möglichkeit aufzustellen. Die Möglichkeit des Einzelnen lässt sich nur aufzeigen, wenn die Möglichkeit des Ganzen dargetan ist. 
 
Die Möglichkeit des Begriffs wurde nur gezeigt unter ge-//wissen Voraussetzungen, die wir stillschweigend machen mussten und konnten.

Wir sind so verfahren: Ich bin ursprünglich praktisch beschränkt; daraus entsteht ein Gefühl; ich bin aber nicht bloß praktisch, sondern auch ideal. Die ideale Tätigkeit ist nicht beschränkt, folglich bleibt Anschauung übrig. Gefühl und Anschauung sind miteinander verknüpft. Im Gefühle muss eine Veränderung stattfinden, dies ist Bedingung des Bewusstseins. Ich bin in der Beschränktheit beschränkt, werde also auch in der Anschauung Y beschränkt. Aus jeder Beschränkung entsteht ein Gefühl, mithin müsste auch hier ein Gefühl entstehen, das Gefühl des Denkzwangs, und mit diesem [die] Anschauung meiner selbst. Eine Anschauung, in der das An-schauende selbst gesetzt wird, die auf das Anschauende bezogen wird, heißt ein Begriff vom Dinge, hier von Y. S. 101/102
 

Das Begreifen ist eine freie und als frei gesetzte Reflexion auf die vorher gesetzte Anschauung (Y). Aber die Freiheit der Reflexion auf sie kann nicht gesetzt werden, außer in wiefern sie überhaupt erst gesetzt ist. 

Wir erhalten somit eine doppelte Ansicht der Reflexion und mit ihr des Gegenstandes (die doppelte Ansicht der Reflexion nämlich ist für den Philosophen, die des Gegenstandes für das Ich). Einmal die Reflexion als solche, ohne dass über sie reflektiert weden, und dies gibt das ohne Zutun des Ich vorhandne Ding, einmal die Reflexion als eine Bestimmung der Freiheit und selbst reflextiert, und dies gibt die Vorstellung des Dinges. S. 107


§ 10. A.

Das Begreifen wird als frei gesetz heißt: Die Intelligenz setzt als geschehen könnend oder auch nicht, und zwar eine gewisses // Handeln überhaupt (denn außerdem würde gar nichts gesetzt). Es wird sonach das Handeln überhaupt gesetzt; gesetzt, dass es geschehen könne oder nicht, welches letztere nicht möglich ist, ohne dass das erste überhaupt gesetzt sei. 

Sonach ist dieses Handeln überhaupt nicht für die Intelligenz außer als ein freies, ohne dass es überhaupt für sie sei. Aber das Ich schaut sein bloßes Handeln als ein solches an, als ein Linienziehen, sonach das unbestimmte Vermögen dazu als den Raum. S. 110//11

§ 10.B

Da das Setzen des Objekts und das Setzen des Handelns im Ich notwendig vereinigt sind, so muss auch das erstere (Objekt) und das Schema des letzteren notwendig vereinigt sein. Aber Vereinigung des Objekts mit dem Raume ist Erfüllung desselben, alles Objekt wird sonach notwendig raumerfüllend, materiell. 

Die Freiheit der Intelligenz besteht (äußert sich) in der Synthesis eines durch Gefühlsprädikate bestimmten Objekts mit einem durch absolute Spontaneität bestimmten Ortes im Raum, und dadurch wird der Raum ein stetiger und er sowohl als die Materie teilbar ins Unendliche. Die Bestimmtheit derselben (Intelligenz), ohne welche die erstere (Freiheit) und ohne welche die erstere nicht möglich ist, besteht darin, dass das Objekt in einem Raum überhaupt gesetzt und der Raum mit Materie überhaupt angefüllt sein muss. Kein Raum ohne Materie et vice versa.

Dadurch ist Notwendigkeit, aber dass dieses Objekt nicht gerade in // diesem Raume sei und dieser Raum nicht gerade zu diesem Objekt gehöre, ist Freiheit. S. 115//116


Jedes Objekt erhält seinen Ort im Raume in Beziehung auf das Vorstellende, und außer dieser Beziehung ist keine Ortsbestimmung möglich. Aber das, wodurch ein andres im Raume bestimmt werden soll, muss selbst in ihm sein. Das Vernunftwesen setzt sonach sich selbst in den Raum als praktisch strebendes Wesen.

Diese neuerlich gefühlte und bei dem notwendig mit dem Gefühle vereinigten Anschauen des Objekts in die Form der Anschauung aufgenommene Streben ist der ursprüngliche und unmittelbare Maßstab für alle Ortsbestimmung. Es ist nicht möglich, etwas in den Raum zu setzen, ohne sich selbst darinnen zu finden, außer indem man Objekt darin setzt. S. 122

Unser Streben oder unser praktisches Handeln ist nach dem vorigen Paragraphen der Maßstab aller Raumbestimmung. Innere oder reine Kraft ist die unmittelbar und also intellektuell angeschaute Wirksamkeit des Wollens, durch welche das ganze freie Vermögen des Ich sich auf einen Punkt richtet. Äußere oder physische Kraft ist eben diese Energie, von der sinnlichen Anschauung durch eine Zeitreihe ausgedehnt, in welcher das Mannigfaltige des durch Kausalität des // Wollens bestimmten Gefühlsvermögens in das Verhältnis der Dependenz gebracht wird, durch welches Verhältnis allein es in die Einheit des Bewussseins aufgenommen werden kann; aber eine solche physische Kraft kann nur in einer realen Wirksankeit gesetzt werden, folglich ist die Ortsbestimmung der Dinge und daher das Bewusstsein selber nur zufolge einer reellen Wirksamkeit möglich. S. 134//135

Reelle Wirksamkeit ist nur möglich nach einem Zweckbegriffe und ein Zweckbegriff nur unter der Bedingung einer Erkenntnis, und diese [ist] nur unter der Bedingung einer reellen Wirksamkeit möglich; und das Bewusstsein würde durch einen Zirkel, und also gar nicht erklärt. 

Es muss daher etwas geben, das Objekt der Erkenntnis und der Wirksamkeit zugleich sei. Alle diese Merkmale sind nur in einem allem empirischen Wollen und aller empirischen Erkenntnis vorauszusetzenden reinen Willen vereinigt. Dieser reine Wille ist etwas bloß Intelligibles, wird aber, inwiefern er sich durch ein Gefühl des Sollens äußert und zufolge dessen gedacht wird, aufgenommen in die Form des Denkens überhaupt als ein Bestimmtes im Gegensatz eines Bestimmbaren, dadurch werde ich das Subjekt dieses Willens, ein Individuum, und als Bestimmbares dazu wird mir ein Reich vernünftiger Wesen.

Aus diesem reinen Begrifffe lässt sich ableiten und muss abgeleitet werden das gesamte Bewusstsein.
S. 150



Der reine Wille ist unmittelbares Objekt alles Bewusstseins und aller Reflexion (§ 13); aber die Reflexion ist diskursiv; er, der reine Wille, müsste sonach ein Mannigfaltiges sein. Dies ist er ursprünglich nicht, sondern wird es erst durch Beziehung auf seine Beschränktheit, wodurch er Wille wird, in der Reflexion selbst, welche absolut frei ist, und deren Freiheit und ganzes Wesen überhaupt in dieser Beziehung besteht, teils dass sie überhaupt geschehe, teils dass sie so oder anders geschehe. Diese Reflexion erscheint als ein Wollen, in wiefern sie selbst bloß gedacht, und als ein Tun, in wiefern sie angeschaut wird. Und sie ist der Grund alles empirischen Bewusstseins.

Im einzelnen Akte derselben erblickt das Vernunftwesen sich in doppelter Rücksicht, teils als beschränkt, teils als handelnd in der Beschreibung der Beschränkung; das erste äußerlich, das letzte innerlich, und dadurch schreibt es sich zu ein Organ überhaupt, und dieses als innerliches und äußerliches. Die Beziehung der Beschränktheit auf die Reflexion ist das Gefühl. Das Beschränkende ist nur für die ideale Tätigkeit im Denken der realen, und so ist die unmittelbare Vereinigung der Erkenntnis des Objekts mit dem Willen erklärt. S. 165


Aber die Beschränktheit ist nicht Beschränktheit des Ich und ist nicht für das Ich, wenn nicht das Ich selbst sie zufügt. Sonach kann die ursprüngliche Beschränktheit des Willens nichts anderes bedeuten, als eine Aufgabe für das Ich, seinen Willen selbst zu beschränken, und die besondere Ankündigung dieser Aufgabe im empirischen Bewusstsein kann nichts anderes sein als ein Begriff, durch welchen eine bestimmte Selbstbeschränkung gefordert wird, durch dessen Auffassung erst Gefühl und Anschauung entsteht. Alles Bewusstsein geht sonach vom Denken eines lediglich Intelligiblen aus. S. 172
 
Diese Aufgabe, sich selbst zu beschränken, ist von einer anderen Seite angesehen Aufforderung zu einer freien Tätigkeit (da sie nicht erscheint als hervorgehend aus dem Individuo, sondern einer Vernunft außer uns); aber es ist keine Bestimmung durch uns selbst, wenn sie nicht durch ein wirkliches Wollen begleitet ist, es schließt sonach das Bewusstsein eines wirklichen Wollens an jene Wahrnehmung einer Aufforderung zur Freiheit sich an. 

Anmerkung: Die Hauptschwierigkeit war: Das Bewusstsein kann weder durch Wollen noch Erkennen allein angeknüpft werden, sondern von beiden; aber diese sind von einander unabhängig? - Allerdings hebt es von beiden an, nur ist die Erkenntnis, von der es anhebt - Aufforderung zur freien Tätigkeit -, Kenntnis davon, dass uns ein Zweck gegeben wird; an diese schließt sich in demselben Moment ein Wollen an. In diesem X ist Wol- len und Erkenntnis vereint. S. 178


Das Ich ist, wie bekannt, das durch sich selbst Tätige und durch diese Tätigkeit auf sich Wollende. Das Ich findet sich heißt offenbar, es findet sich tätig auf sich selbst. Dass das Ich sich wollend findet in dieser Tätigkeit auf sich selbst kommt daher, weil sein ursprünglich nicht weiter abzuleitendes, sondern für alle Erklärung voraus zu setzendes Wesen ein Wollen ist, jedes Objekt der freien Reflexion auf sich selbst sonach sein Wollen werden muss. -

Anmerkung. A. Wollen ist zuvörderst ein selbsttätiges Bestimmen, alles Bestimmen ist durch die Einbildungskraft vermittelt, es ist ein tätiges Bestimmen zu einem Zweckbegriffe. Sonach ist der ganze Begriff des Wollens sinnlich, alles Wollen ist Erscheinung, das reine Wollen wird bloß als Erklärungsgrund vorausgesetzt, es ist in unserer Vorstellung und Sprache nicht zu fassen; = absolute Selbstheit, Autonomie, Freiheit, alles ist gleich unbegreiflich. Die Freiheit lässt sich nur negativ beschreiben, durch: nicht bestimmt zu werden - abermals sinnlich.

Kurz, es ist das, was möglich macht, dass ich mich als selbsttätig, als Ich denken kann. Dieses ist das Materiale in allem Bewusstsein. Um das Formale zu erklären, muss man die Reflexion voraussetzen. Dies ist =X, das Absolute, das nur Grund ist, es liegt in demselben absolutes Subjektives und absolutes Objektives.

Jede Reflexion ist ein sich-Bestimmen, und dieses schaut das Reflektierende unmittelbar an; aber es schaut dasselbe an durch die Einbildungskraft hindurch, sonach als ein bloßes Vermögen der Selbstbestimmung, und durch dieses abstrakte Denken (als Vermögen) entsteht das Ich für sich selbst // als etwas, als ein rein Geistiges, lediglich Ideales, und wird seiner Tätigkeit des bloßen Denkens und Wollens als einer solchen sich bewusst. 

Nun ist aber diese Reflexion ein sich-Bestimmen, aber der oben beschriebene Akt der Einbildungskraft ist ein Akt des Ich und wird sonach bestimmt. Demnach wird in demselben ungeteilten Akte das reine Denken durch die Einbildungkraft versinnlicht und das durch die Einbildungskraft Versinnlichte durch das reine Denken bestimmt (Wechselwirkung des Anschauens und Denkens). Durch diese Bestimmung entsteht ein geschlossenes Vermögen des Ich als sinnliche Kraft und eine Bestimmtheit desselben (Begriff der Substantialität). Zu der Bestimmtheit dieser sinnlichen Kraft wird ein Objekt hinzugdacht und durch sie im Denken bestimmt (Begriff der Kausalität).

Populäre Wiederholung 

Das sich Bestimmende, sich selbst zu etwas Bestimmten Machende ist das Ich. 'Das Ich findet sich' heißt daher: Es findet dieses sich-selbst-Bestimmen, denn es ist nicht, wie der Dogmatiker sagt, so, dass die Begriffe in mir als etwas fertiges Erstes lägen. Und 'Dies ist der erste Begriff' heißt selbst: Er wird erzeugt aus einem Mannigfaltigen, welches dargelegt ist. Dass dies sich-Machen-zu-einem-Bestimmten gefunden werde, dazu gehört Vergleichung meines Seins (des Bestimmten) und meines Tuns (des Machens zu diesem Bestimmten).

Aber wie weiß ich, dass ich es tue? Dies dadurch, dass ich unmittelbar von meinem Tun weiß, und dass ich selbst das sei, weiß ich [dadurch], dass ich unmittelbar von diesem Sein weiß. Darauf bedarfs keiner weiteren Antwort; also bloß darauf, wie ich wisse, dass aus jenem meinem Tun dieses Sein folge; und die Lösung dieser Aufgabe wäre die Deduktion des Selbstbewusstseins und mit ihm alles anderen Bewusstseins. -

Tun und Sein sind ganz dasselbe, nur von verschiedenen Seiten angesehen. Diese doppelte Ansicht muss sein, wenn ein Ich sein soll, aus ihr geht erst das Ich hervor. Sieht das Ich sein reines Denken durch die Einbildungskraft hindurch, so entsteht ihm ein // Tun. Denkt es das wieder, was durch die Einbildungskraft dargestellt ist, so wird es zum Sein. Das reine Denken und Wollen macht also notwendig das Ich aus. Wie ein Ich gesetzt ist, ist es gesetzt; wie ein Ich gesetzt ist, ist ein Bewusstsein gessetzt wie das beschriebene.

- Das Ich ist kein einfacher Begriff, da es überhaupt keinen einfachen Begriff gibt; es ist zusammengesetzt auf die beschriebene Weise. S. 213//214//215

Da das Ich in dem Anschauen seines reinen Denkens zugleich bestimmt ist, so wird ihm notwendig dieses reine Denken selbst (das heißt, das Ich als Produkt // dieses Denkens als freies Wesen) ein Bestimmtes. Ein freies Wesen als solches kann aber nur bestimmt sein durch die Aufgabe, sich selbst mit Freiheit zu bestimmen. Indem das Ich dieses denkt, geht es von einer Sphäre der Freiheit überhaupt als Bestimmbaren über zu sich als dem in dieser Sphäre Bestimmten, und setzt sich dadurch als Individuum, im Gegensatz mit einer Vernunft und Freiheit außer sich.

Da das Ich im bestimmten Denken zugleich frei ist und nur mit Freiheit das Bestimmte denkt, so trägtes auch die Freiheit auf das Bestimmte über; aber Freiehit in der bloßen Bestimmtheit wie in der Natur ist sein durch sich selbst. Dadurch wird dem NichtIch ein vom Ich unabhägiges Sein zugeschrieben, und es wird dadurch erst ein Ding. In wiefern es dieses Sein hat, ist es das fortdauernde Bestimmbare in allen Bestimmungen, die es durch die Freiheit des Ich erhät.

Das Denken des Ich als [eines] freien, aber beschränkten Wesens und das des NichtIch als [eines] für sich bestehenden Dinges sind gegenseitig durch einander bestimmt. Das Ich schaut an seine Freiheit nur in den Objekten seines Handelns, und es schaut an diese Objekte nur, inwiefern es mit Freiheit auf sie handelt. S. 225//226



Die Beschränkteit des Ich, versinnlicht und als Wahrnehmung, erscheint als Aufforderung zu einem freien Handeln. Diese Wahrnehmung als Beschränkung unserer physischen Kraft - vorausgesetzt, dass wir uns, uns selbst überlassen, [sic] es wird sonach als das Bestimmende zu dieser Beschränkung eine physische Kraft außer uns gesetzt, die durch freien Willen eines durch diesen Willen bestimmten und charakterisierten freien Individuums außer uns regiert werde. Das Bestimmbare davon gibt den Begriff und die Wahrnehmung eines artikulierten Leibes, einer Person außer uns.

Dieser (der Leib) ist Naturprodukt, und also, da er aus Teilen besteht, die nur in ihrer Verbindung dieses bestimmte Ganze ausmachen, hat die Natur in sich selbst das Gesetz, dass ihre Teile sich notwendig zu Ganzen, die wieder ein einziges Ganze[s] ausmachen, vereinen. Die Natur ist organisiert und organisierend und wird, so wie ein vernüntiges Wesen außer mir gesetzt ist, also gesetzt. Der Umfang dessen, was notwendig im Bewusstsein vorkommen muss, ist erschöpft. 

// Bemerkung: Nur als organisiert und organisierend ist die Natur erfahrbar, außerdem* wird man durch das Gesetz der Kausalität immer weiter hinausgetrieben. Dadurch fallen die Kantischen Antinomien der Vernunft ganz weg, da sie bloß Antinomien des freien Räsonnements sind.
*) [=andernfalls]
Auf diese Weise haben die alten Philosophen die Beweise für Gott aus der Welt hervorgebracht, aus Verzweiflung, indem sie doch einmal bei etwas stehenbleiben wollten. -

Man muss die Vernunft als Ganzes auffassen, dann findet kein Widerstreit statt, dann ist die Natur ganz absolut durch sich selbst gesetzt als absolutes Sein, entgegengesetzt nur dem absoluten Ich. Diese Ansicht muss eine Naturwissenschaft nehmen. S. 239//240