Wo gehe ich an, und wo mein Machen? Ich finde mich nur als das Bestimmte. Dieses setzt ein Bestimmbares voraus, das uns die Einbildungskraft liefert. Mein Machen setzt immer diese und ihr Produkt vorheraus, und daher kommts, dass uns immer etwas als gegeben erscheint; daher eine Objektivität der Welt.
So erscheint uns die Einbildungskraft notwendig als ein Gegebenes. Das Objekt der Einbildungskraft ist teilbar ins Unendliche. Diese Teilbarkeit ruht nicht als immanente Eigenschaft in dem Bestimmbaren als an sich, denn dieses ist meine Einbildungskraft selbst, welche bloß zusammenfasst. Es heißt also bloß: Das durch die Einbil- dungskraft Gelieferte wird wird hinterher geteilt durch die Urteilskraft; jedenfalls wird sie [=die Teilung] gesetzt als vorzunehmend.
Eigentlich ist also eine Wechselwirkung zwischen Einbildungskraft und Urteilskraft. Beide sind nur durch einander zu beschreiben. Man könnte daher sage: Die Einbildungskraft ist Vermögen absoluter Ganzen [sic], die Urteilskraft das Vermögen des Einfachen, beides steht in Wechselwirkung. Kein Einfaches ohne Ganze[s], kein Ganzes ohne unendliches Einfache. Man erinnert sich an den alten Sorites. Wenn man sagt, die Einbil- dungskraft fasst zusammen etwas unendlich Teilbares, so heißt das: teilbar für die Urteilskraft. Es heißt also: Für denselben Geist ist dasselbe ein Ganzes, Eins, was für denselben Geist auch bloße Sammlung des Teilba- ren ins Unendliche ist.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 203
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